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       # taz.de -- Neues Hulsberg-Viertel in Bremen: Ringen um die Alte Pathologie
       
       > Im Bremer Hulsberg-Viertel soll bei Gebäudeverkäufen künftig das Konzept
       > wichtiger sein als der Preis. Bei der Alten Pathologie ist das noch nicht
       > so.
       
   IMG Bild: Hier soll zukünftig das Herz des Neuen Hulsberg Viertels liegen: Alte Pathologie in Bremen
       
       HAMBURG taz | Wenn in Zukunft im Neuen Hulsberg-Viertel in Bremen Gebäude
       verkauft werden, dann soll im Verkaufsverfahren das Konzept zu 70 Prozent
       gewertet und somit deutlich wichtiger werden als der Preis. Das hat der
       Bremer Senat in einer Sitzung Ende Februar beschlossen. Konzepte sind
       wichtig, denn mit dem neu entstehenden Quartier verbinden sich viele
       Hoffnungen: Im „Zusammenspiel von Bebauung und Grünfläche“ soll hier „ein
       Platz für alle“ entstehen – teilweise autofrei, nachhaltig und sozial
       durchmischt.
       
       Für ein Gebäude kommt der Beschluss allerdings zu spät: Die Alte Pathologie
       im neu entstehenden Viertel, das durch den Umbau des Klinikums Bremen-Mitte
       möglich wird. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt an der Straße Am
       Schwarzen Meer, die die Trennlinie zwischen dem Neuen Hulsberg-Viertel im
       Norden und dem bestehenden Hulsberg-Viertel im Süden bilden wird. Es wurde
       1913 erbaut und beherbergte bis 2022 das Institut für Pathologie.
       
       Seit 2011 [1][wird das neue Quartier geplant] – inklusive verschiedenster
       Beteiligungsformate. Seit 2018 stehen der Bebauungsplan und der
       städtebauliche Vertrag, die die Grundlage für die Entwicklungen bilden. Der
       städtebauliche Vertrag legt für die Verkaufsverfahren der alten
       Klinikgebäude fest, dass der Preis grundsätzlich über 50 Prozent gewichtet
       werden soll, das Konzept mit mindestens zehn Prozent – so auch für die Alte
       Pathologie, die seit Ende Januar zum Verkauf steht. In der Ausschreibung
       zählt zu 51 Prozent der Preis und zu 49 Prozent das Konzept.
       
       ## Beirat fordert Verkaufsstopp
       
       Nachdem der Senat aber Ende Februar entschieden hatte, dass Konzepte in
       Zukunft wichtiger sein sollen, forderte der Beirat Östliche Vorstadt auf
       seiner Sitzung Mitte März das Bieterverfahren zu stoppen und neu
       auszuschreiben, da die Alte Pathologie „architektonisch und städtebaulich
       ein bedeutsamer und sehr besonderer Ort“ sei. „Über die Nutzung dieses
       Ortes darf nicht der Preis entscheiden“, heißt es in dem Beschluss.
       
       Anne Mechels ist Mitglied der [2][Stadtteil Genossenschaft Hulsberg], die
       im neuen Quartier bauen will. Mitte April initiierte sie einen offenen
       Brief, den sie zusammen mit mehreren Einzelpersonen und Initiativen an den
       Senat und Bürgermeister richtete und diese ebenfalls aufforderte, den
       Verkauf zu stoppen. „In Blickweite“ des „wegweisenden“ Senatsbeschlusses
       sei „ausgerechnet die Pathologie“ ausgeschrieben worden, obwohl der Senat
       selbst erkannt habe, dass eine „spekulative Preisspirale“ drohe, heißt es
       in dem Brief.
       
       Nach fünf Tagen antwortete [3][die zuständige Senatorin Maike Schäfer] (Die
       Grünen) in einem versöhnlichen Ton: „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre
       Intervention“, schreibt sie, sie habe Sympathie für das Anliegen. Zugleich
       wirbt sie um „Verständnis“, dass sie der Forderung nach einem
       Verfahrenstopp nicht nachkommen werde, sondern „sehr bedacht und
       verantwortungsvoll“ die nächsten Schritte im Verfahren gehen wolle und die
       Interessierten „in der guten Kultur der transparenten Kommunikation“ weiter
       auf dem Laufenden halten werde.
       
       Florian Kommer, von der landeseigenen
       [4][Grundstückentwicklungsgesellschaft, die den Verkauf organisiert], weist
       in einer Stellungnahme darauf hin, dass die konzeptionelle Gewichtung in
       der Ausschreibung weit mehr als nur die 49 Prozent Wertung betrage. So
       seien 35 Prozent der über 2.200 Quadratmeter Gebäudefläche bereits durch
       die Ausschreibung dem Gemeinwohl verpflichtet, darunter der öffentlich
       zugängliche historische Hörsaal im Obergeschoss sowie geplante Flächen für
       einen Quartiersverein und Gastronomie im Erdgeschoss.
       
       6 May 2023
       
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