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       # taz.de -- Energiewende beim Camping: Ich brauch die mobile Wärmepumpe
       
       > Ein Glück, wenn der Gasmangel nur den Campingurlaub und nicht das ganze
       > Land trifft. Wo ist die FDP, wenn man Technologieoffenheit mal wirklich
       > braucht?
       
   IMG Bild: Diesmal leider kalt: Gasmangel auch beim Camping
       
       An diesem Sonntagabend im strömenden Regen fühle ich mich plötzlich wie
       [1][Robert Habeck vor einem Jahr]. Ich stehe in einem fränkischen Wald, das
       Zelt ist aufgebaut, alles ist kalt und klamm, und jetzt soll es endlich
       Nudeln geben. Aber der Brenner gibt statt eines lebhaften Fauchens nur ein
       dünnes Säuseln von sich. Das Gas ist alle. Verdammt.
       
       So geht es, wenn man auf die fossile Technik vertraut. Kein warmes Essen.
       Heizen nur noch per Daunenschlafsack. Licht nur noch vom E-Reader. Und
       dabei muss ich nicht einmal Tausende von Firmen und Millionen von Jobs
       retten, die ihr Geschäftsmodell auf billiges Gas aufgebaut haben. Sondern
       nur den Luxus einer unluxuriösen Wandertour auf dem Grünen Band, dem
       ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifen.
       
       Erster Schritt: radikales [2][Energiesparen]. Nudeln werden irgendwann auch
       weich, wenn man sie auf ganz kleiner Flamme köchelt. Der Tee zum Aufwärmen
       am Morgen fällt weg. Am nächsten Tag stoppe ich ein fossil betriebenes
       Fahrzeug, um zu einem Gaslieferanten zu kommen. Nicht Katar, sondern Bad
       Königshofen im Grabfeld. Ich muss keinen Diener vor dem Emir machen,
       bekomme aber dafür auch kein Gas: Nö, die nötigen Kartuschen gibt’s hier
       nicht.
       
       Also: Gasmangellage mit leeren Händen und kalter Küche. Immerhin hat mir
       kein Kriegsverbrecher den Gashahn abgedreht. Immerhin muss ich nicht ein
       ganzes Bundesministerium von Klimaschutz auf Gaseinkauf umstellen. Immerhin
       muss ich nicht alle meine Pläne für den klimaneutralen Umbau der
       viertgrößten Volkswirtschaft auf schnell schmelzendes Eis legen und mich
       zähneknirschend für neues Gas, alte Kohle und uralte Atomkraft in die
       Bresche werfen.
       
       Aber ich habe auch nicht ein Ministerium, das alle Horrorszenarien von
       erfrierenden Omas, Volksaufständen, Blackout der Stromversorgung und einem
       Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft abwendet. Nein, ich stehe ganz
       allein mit meinem Rucksack auf dem Grenzstreifen. Kein Schwein interessiert
       sich für meine fossile Krise.
       
       Und das ist auch gut so. Denn anders als Habeck bin ich an meiner
       Zwangslage ganz allein schuld. Ich war einfach zu blöd, eine
       Ersatzkartusche einzupacken. Anders als Habeck kann ich nicht auf eine
       ignorante Vorgängerregierung verweisen. Niemand hat mich von diesem Gas
       abhängig gemacht. Dafür muss ich mir aber von der CDU-Opposition und meinen
       Koalitionspartnern, die den Karren in den Dreck gefahren haben, auch nicht
       dauernd anhören, dass ich alles falsch mache.
       
       Da hilft nur: Den Bauchgurt enger schnallen, 20 Prozent Einsparung wie bei
       Habeck reichen nicht. Und schwören: Beim nächsten Mal packe ich eine mobile
       Wärmepumpe ein. Wenn es die bis dahin gibt. Die FDP schafft das sicher mit
       ihrer Technologieoffenheit.
       
       28 Apr 2023
       
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