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       # taz.de -- Zustimmung der Linken zum Sudan-Einsatz: Überfälliger Lernprozess
       
       > Das gab es noch nie. Die Linkspartei hat ohne Gegenstimmen für einen
       > Bundeswehreinsatz im Ausland gestimmt. Es ist ein Hoffnungsschimmer.
       
   IMG Bild: Im Fokus der Aufmerksamkeit: Die Linke im Bundestag
       
       Sicher, auf die paar Stimmen der kleinsten Fraktion kam es nicht an, als
       der Bundestag am späten Mittwochnachmittag [1][nachträglich seine
       Zustimmung zu der Rettungsmission der Bundeswehr im Sudan] gegeben hat.
       Trotzdem war das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten der Linkspartei das
       Interessanteste an dieser Entscheidung, die ansonsten als Formalität zu
       verbuchen ist. Denn die Linksfraktion hat mit übergroßer Mehrheit bei
       wenigen Enthaltungen und ohne Gegenstimmen für diesen Einsatz der
       Bundeswehr im Ausland gestimmt. Das gab es noch nie.
       
       Ist das ein Verrat an den friedenspolitischen Grundpositionen der Linken?
       Keineswegs, es ist vielmehr ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass sich die
       schwer kriselnde und zerstrittene Partei doch noch nicht vollständig
       aufgegeben hat, sondern sogar aus Fehlern lernen kann. Denn ein solcher
       schwerer Fehler war kurz vor der Bundestagswahl 2021 der Umgang mit dem
       Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan, dem nur eine kleine
       Minderheit in der Fraktion nicht die Zustimmung verweigerte. Das war ein
       Desaster, für das die Linkspartei mit dem Verfehlen der Fünfprozenthürde
       abgestraft wurde. Wer [2][ideologische Verbohrtheit] über die Rettung von
       Menschenleben stellt, der oder die darf sich nicht wundern, wenn sich
       Wähler:innen angewidert abwenden.
       
       Es ist gut, dass es im Bundestag wenigstens noch eine Partei gibt, die sich
       der militärischen Logik grundsätzlich verweigert. Dazu gehört nicht nur das
       Aufbegehren gegen deutsche Hochrüstungspläne, sondern auch,
       Auslandseinsätze der Bundeswehr in aller Regel abzulehnen. Aber das darf
       kein Ritual sein und kann nicht bedeuten, nicht in jedem einzelnen Fall
       genau hinzuschauen. Dazu hat sich die Linkspartei allzu lange unfähig
       gezeigt. Aus Prinzip nicht zwischen einem Kriegseinsatz und einer
       zeitlich wie räumlich klar begrenzten Rettungsaktion unterscheiden zu
       wollen, entspricht jedoch nicht einer pazifistischen oder
       antimilitaristischen Grundhaltung, sondern ist [3][schlicht
       verantwortungslos] – und geht im Zweifel auf Kosten des Lebens von
       Menschen.
       
       Die Sudan-Abstimmung zeigt, dass es hier einen Lernprozess gegeben hat. Das
       ist erfreulich – und überfällig. Denn nach wie vor gilt: Die Wahrheit ist
       immer konkret.
       
       27 Apr 2023
       
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