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       # taz.de -- Selenskis Deutschlandbesuch: Wofür Ukraine-Solidarität steht
       
       > Die Zeitenwende muss zunächst eine Niederlage Russlands in der Ukraine
       > bedeuten. Tatsächlich aber besteht sie in einer solidarischeren
       > Außenpolitik.
       
   IMG Bild: Selenski und Scholz bei der Verleihung des Aachener Karlspreises
       
       Endlich gibt es Anlass zur Hoffnung in der Ukraine. Russlands Kampfkraft
       schwächelt deutlich. Die Ukraine [1][hat Mut gefasst] und bereitet sich
       offensichtlich darauf vor, ihr besetztes Staatsgebiet zu befreien und dem
       Krieg damit ein Ende zu setzen.
       
       Vor diesem Hintergrund ist der Deutschlandbesuch des ukrainischen
       Präsidenten Wolodimir Selenski ein wichtigeres Zeichen, als die relativ
       banalen öffentlichen Worte in Berlin es suggerieren. Der Zeitpunkt der
       Verleihung des Karlspreises stand natürlich unabhängig vom Kriegsgeschehen
       fest. Aber es war keineswegs klar, ob Selenski dafür anreisen würde und vor
       allem nicht, dass dieser Besuch den Anlass für einen demonstrativen
       Schulterschluss zwischen Berlin und Kyjiw darstellen könnte.
       
       Bei der internationalen Solidarität mit der Ukraine als einem von
       Vernichtung bedrohten Land gehörte Deutschland viel zu lange zu den
       Zauderern. Aber dies bestimmt immer weniger die Politik. Das [2][neue
       militärische Hilfspaket] Deutschlands für die Ukraine wäre noch vor wenigen
       Monaten in seinem Umfang unvorstellbar gewesen. Heute ist es nicht einmal
       mehr kontrovers. Auch Scholz’ klare Bekenntnisse zum ukrainischen Volk
       stellen in der deutschen Außenpolitik einen Fortschritt dar.
       
       Dem ukrainischen Präsidenten als Opfer von Putins Wahn ist in den
       vergangenen Monaten die Rolle zugefallen, bei Auftritten in Washington,
       London, Paris, Brüssel, [3][Den Haag], [4][Rom] und nun eben auch in Berlin
       seinen Gastgebern die nötigen öffentlichen Bekenntnisse für eine gerechte
       Weltordnung abzuringen. Das war mehr als nur Symbolpolitik. Es besteht nun
       augenscheinlich kein Zweifel mehr, dass erst das Ende jeder Besatzung
       ukrainischen Staatsgebiets Frieden bringen kann und dass die jeweiligen
       Staaten dabei eindeutig an der Seite der Ukraine stehen.
       
       ## Ein solidarischeres Verständnis von Außenpolitik muss her
       
       Es gehört nun zur deutschen Glaubwürdigkeit, dass Scholz’ Worte „Wir stehen
       zusammen“ nicht nur ein Lippenbekenntnis sein dürfen. „Zeitenwende“ darf
       nicht nur 100 Milliarden Euro mehr für die Bundeswehr bedeuten. Sie muss an
       erster Stelle ein anderes, solidarischeres Verständnis von Außenpolitik
       sein. Die Ukraine ist dafür jetzt der Test-, aber sicher langfristig kein
       Einzelfall.
       
       Die Zeitenwende muss ihren unmittelbaren Ausdruck in einer klaren
       militärischen Niederlage Russlands in der Ukraine finden, und die Welt
       braucht darüber hinaus eine neue Form von Solidarität gegenüber Aggression
       und Unterdrückung jeder Art. Das wird zu Recht von vielen gefordert, denen
       die Ukraine weit weg erscheint. Hierin besteht die große Herausforderung,
       weit über den Ukrainekrieg hinaus.
       
       15 May 2023
       
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