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       # taz.de -- Kritik an DFB-Vizepräsident: Russlands Mann im DFB
       
       > Spitzenfunktionär Hermann Winkler verhöhnt den ukrainischen Präsidenten
       > und muss sich rechtfertigen. Der frühere CDU-Politiker fällt öfter auf.
       
   IMG Bild: Gibt überall seinen Senf dazu: DFB-Vize Hermann Winkler
       
       Hermann Winkler hatte mal wieder einen rausgehauen. Der Rechtsausleger der
       sächsischen CDU, ehemaliger Staatsminister und Ex-Abgeordneter des
       Europaparlaments, bediente auf seinem Instagram-Account gern mal
       wissenschaftsfeindliche Einstellungen, teilte gegen den
       öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus oder reihte sich ein in das
       hassgetriebene Grünen-Bashing dieser Tage.
       
       All das hat im deutschen Fußball kaum jemanden gestört, auch nicht, dass er
       mal eine „bürgerliche“ Koalition der CDU mit der AfD für sinnvoll gehalten
       hat. Winkler ist Präsident des Sächsischen Fußballverbands, des
       Nordostdeutschen Fußballverbands und als Vizepräsident des Deutschen
       Fußball-Bunds unter anderem für Jugend- und Schulfußball zuständig.
       
       Was Winkler nun am Tag, [1][an dem der ukrainische Staatspräsident
       Wolodymyr Selenskyj in Deutschland weilte], gepostet hat, konnte nun nicht
       mehr unter dem Radar bleiben. Es brachte ihm Kritik aus dem
       Bundesinnenministerium ein, wo man Winklers Beitrag für „völlig
       indiskutabel“ hält. Der DFB bestellte den Multifunktionär zum Rapport.
       Seinen Instagram-Account hat Winkler deaktiviert.
       
       Doch es ist gut dokumentiert, was er zu einem Bild vom Sowjetischen
       Ehrenmal in Berlin-Treptow geschrieben hatte: „Berlin heute Morgen. Dank
       Allgemeinverfügung aufgrund des Besuchs eines ehemaligen ukrainischen
       Schauspielers ist die City weitestgehend abgeriegelt, die Spree für
       Touristen teilweise gesperrt. Im Treptower Park ist's noch ruhig – noch
       steht das Ehrenmal zum Gedenken aller Kriegsopfer.“
       
       ## Problematische Zielgruppe
       
       Winkler wird wissen, wo solche Sätze besonders gut ankommen. Das ist nicht
       nur niederschmetternd respektlos gegenüber einem gewählten Staatsoberhaupt,
       es bedient ein Milieu, von dem sich ein hoher Funktionär der populärsten
       Sportart Deutschlands tunlichst fernhalten sollte. Auf den
       Post-Corona-Spaziergängen vor allem im Osten des Landes, die sich mit
       Klimawandelskepsis und sogenannten Friedensbotschaften für den Krieg in der
       Ukraine neue Themen gefunden haben, sind Transparente mit Botschaften wie
       „Keine Waffen an den Schauspieler und Komiker Selenski“ keine Seltenheit.
       
       Am 1. Mai lief ein bestens gelaunter Demonstrant mit dieser Botschaft beim
       Montagsspaziergang durch die Berliner Speckgürtelgemeinde Erkner, neben ihm
       eine Frau, die ein Volksgericht für die Volksverräter in der Regierung
       forderte. Sind es solche Leute, von denen sich Winkler ein Herzchen unter
       seinem Posting gewünscht hat?
       
       Hermann Winkler steht einem Regionalverband vor, in dessen
       Zuständigkeitsbereich es r[2][egelmäßig zu rassistischen Vorfällen auf und
       neben den Plätzen kommt]. Auch das sollte mehr als nur nachdenkllcih
       stimmen.
       
       Dass er so etwas wie Russlands Mann im DFB ist, hätte schon lange auffallen
       müssen. Die Krim war 2014 noch nicht lange besetzt, da forderte Winkler,
       damals noch Europaparlamentarier, das Ende des Sanktionsregimes. Es tat
       dies übrigens im staatlichen russischen Auslandsradiosender „Stimme
       Russlands“. Dieser Mann sitzt also mit am Tisch, wenn [3][im DFB-Präsidium]
       über die Haltung des DFB zur Wiederzulassung russischer Teams in den
       internationalen Spielbetrieb diskutiert wird.
       
       Auf der Website des DFB ist nachzulesen, dass Winkler auch für die
       Traditionsmannschaften des Verbands zuständig ist. Man mag sich gar nicht
       ausmalen, welchen Traditionen er sich verpflichtet fühlt.
       
       15 May 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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