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       # taz.de -- Kommunalwahl in Schleswig-Holstein: SSW siegt Flensburg
       
       > Die Kommunalwahl in Schleswig-Holstein bestätigt den bisherigen Trend im
       > Land: Die CDU ist vorn, die SPD verliert. Und der SSW gewinnt in
       > Flensburg.
       
   IMG Bild: Die Werbung hat sich gelohnt: DIe Wahlbeteiligung ist gestiegen
       
       Rendsburg taz | Noch hängen überall im Land die Wahlplakate, die um rege
       Beteiligung bei den Kommunalwahlen werben. Doch [1][die Stimmen sind
       ausgezählt], die Sitze der Gemeinderäte und Städte in über 1.000 Orten in
       Schleswig-Holstein sowie der Kreistage sind verteilt. Die CDU ist am
       Sonntag die stärkste Kraft im Land geblieben und liegt fast 15 Punkte vor
       der SPD, die auch in früheren Hochburgen verliert. Die Grünen freuen sich
       über ein Ergebnis, das über dem vor fünf Jahren liegt. Und die AfD – die im
       vergangenen Jahr aus dem Kieler Landtag flog – zieht in zahlreiche
       Kommunalparlamente ein, teilweise mit zweistelligen Ergebnissen.
       
       66,3 Prozent der Stimmen für die SPD – aber leider nur im Örtchen
       Trappenkamp im Kreis Segeberg. In den größeren Städten des Landes verloren
       die Sozialdemokrat*innen: In Kiel reichte es hinter den Grünen mit 27 und
       der CDU mit 23 Prozent nur noch für den dritten Platz mit 22 Prozent der
       Stimmen. Knapp verloren ging die Wahl auch im ehemals roten Lübeck: Bei
       einer Wahlbeteiligung von nur 42 Prozent stimmten 23,9 Prozent für die CDU,
       23 Prozent für die SPD und 22,6 Prozent für die Grünen.
       
       In Neumünster lag die CDU mit 29 Prozent deutlich vor der SPD mit 25 und
       den Grünen mit 12 Prozent. In den Rat der Stadt im Zentrum
       Schleswig-Holsteins ziehen mehrere rechte Parteien ein, darunter die AfD,
       [2][„Die Basis“] – die landesweit auffallend viel plakatiert hatte – und
       die „Heimat“, die die NPD ablöst. „Ich bin erschüttert und erschrocken“,
       sagte die Grünen-Stadträtin Urte Kringel der Lokalzeitung „Holsteiner
       Courier“. Eine Erklärung hatte sie nicht parat.
       
       In Flensburg holte der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) die Mehrheit:
       Ein Viertel der Stimmen entfielen auf die Vertretung der dänischen und
       friesischen Minderheit. In den umliegenden Kreisen Schleswig-Flensburg und
       Nordfriesland wird der SSW ebenfalls zweistellig, in einigen Orten kommt
       die Partei auf über 30 Prozent. Aber auch die AfD holt in manchen Regionen
       zweistellige Ergebnisse und „Die Basis“, die sich während der
       Coronapandemie gegründet hat und bis heute den Sinn von Impfungen in Frage
       stellt, bringt in mehreren Gemeinden Kandidat*innen in die Gremien.
       
       ## Grüne profitieren von Koalition mit CDU
       
       Der Rechtsruck sei beunruhigend, findet die SPD-Landesvorsitzende Serpil
       Midyatlı: „Die Ausgangslage war geprägt durch die Krisen unserer Zeit. Das
       hat die Kommunalwahl in Teilen leider auch zur Protestwahl gemacht. Das
       muss allen demokratischen Parteien zu denken geben.“ Dennoch dürfe die SPD
       keinesfalls mit dem Ergebnis zufrieden sein, so Midyatlı, die die
       Parteiführung 2017 als Nachfolgerin von Ralf Stegner übernahm und die im
       Februar – trotz einer schweren Niederlage bei der Landtagswahl – im Amt
       bestätigt wurde. Die Partei werde die Ergebnisse im Detail analysieren, so
       Midyatlı im Interview mit dem NDR.
       
       Nicht so viel zu analysieren gibt es aus Sicht der CDU: Die Partei ist
       wieder stärkste Kraft geworden, auch wenn das Endergebnis leicht niedriger
       ausgefallen ist als 2018. In einzelnen Orten holt die Partei über 50
       Prozent – eine Ausnahme stellt Eckernförde dar, die Heimatstadt des
       Landesparteichefs und Ministerpräsidenten Daniel Günther: Hier siegte die
       SPD, die CDU kam auf vergleichsweise magere 23 Prozent. Der Grund könnte
       ein Streit um die Schließung des örtlichen Krankenhauses sein.
       
       Generell scheinen die Grünen von der Koalition mit der CDU auf Landesebene
       zu profitieren: Die Partei wächst, konnte diesmal in weit mehr Orten
       antreten und ist klar drittstärkste Kraft.
       
       Wie stark örtliche Gegebenheiten und Personen die Wahl prägen, zeigt sich
       unter anderem in Dithmarschen. Der strukturschwache Kreis an der Westküste
       wird sich durch die geplante Ansiedlung einer Batterie-Gigafabrik bei Heide
       mutmaßlich stark verändern, und das Stimmungsbild im Kreis ist höchst
       unterschiedlich: Die CDU siegt, die AfD ist stark, aber in einigen Orten
       fährt die FDP, die landesweit auf rund sieben Prozent kommt,
       Rekordergebnisse ein, im Dorf Hennstedt landen die Liberalen bei 54
       Prozent. Gleichzeitig erhält auch die Linke, die in ihren städtischen
       Hochburgen und im Landesschnitt verliert, ausgerechnet im generell
       konservativen Dithmarschen ihre besten Ergebnisse. Dafür fahren die Grünen
       hier [3][ihr landesweit schwächstes Ergebnis] ein.
       
       15 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.statistik-nord.de/wahlen/wahlen-in-schleswig-holstein
   DIR [2] /Querdenker-planen-Demo-in-Hannover/!5930491
   DIR [3] /Gruene-gewinnen-erstmals-Direktmandate/!5850618
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Geißlinger
       
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