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       # taz.de -- AfD in den Medien: Eine unnötige Bühne
       
       > Reißerische Lügen lassen sich gut verkaufen. Trotzdem wären Fakten-Checks
       > und Aufklärung viel sinnvoller als Interviews mit AfD-Politikern.
       
   IMG Bild: Bühne ohne AfD: beim Festival in Storkow, 24. August 2019
       
       Nach der ersten Wahl des ersten AfD-Landrats in Thüringen sind viele
       Menschen, die nicht ins rechtsextreme Weltbild der AfD passen, tief
       verunsichert. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft, haben Angst, sitzen
       teilweise sogar auf gepackten Koffern. Die AfD ist in Thüringen durch eine
       demokratische Wahl [1][erstmals Teil der Exekutive], ein Teil
       Machtstruktur, mit dem man umgehen muss, der nicht mehr nur Einfluss aufs
       politische Klima hat, sondern Entscheidungen treffen kann.
       
       Das macht die AfD aber noch lange nicht zu einer demokratischen Partei. Sie
       hat sich seit ihrer Gründung stetig radikalisiert, heute führen
       [2][Rechtsextremisten wie Björn Höcke] mit neofaschistischer Agenda.
       Trotz dieser Entwicklung normalisiert sich die AfD weiter – in Umfragen
       steht sie so gut da wie zuletzt 2018. Kürzlich verkündete Alice Weidel
       ihren Wunsch, einen Kanzlerkandidaten aufstellen zu wollen – eine Koalition
       mit anderen Parteien ist aber dennoch in weiter Ferne, gerade wegen ihrer
       Radikalisierung hat sie keine Chance auf das Kanzleramt.
       
       In dieser Situation dachte der Stern, es sei eine gute Idee, ein
       [3][Weidel-Interview] auf den Titel zu heben, und begründet das in einem
       Editorial mit dem formulierten Machtanspruch und der angekündigten
       Kanzlerkandidatur. Man trägt allerdings zur Normalisierung der Partei bei,
       wenn man ihre Aussage aufgreift, einen Kanzlerkandidaten aufstellen zu
       wollen, und beflissen fragt, wie sie sich denn so eine AfD-Kanzlerschaft
       vorstelle. So geht man letztlich der Erzählung der AfD auf den Leim und
       bietet ihr unnötig eine Bühne.
       
       Was es im journalistischen Umgang mit der AfD nicht braucht, sind
       reißerisch angetextete Wortlautinterviews über Fantasieambitionen und das
       Privatleben einer rechtsextremen Parteifunktionärin, in denen sie teils
       unwidersprochen Lügen verbreiten kann und behauptet, es gebe keine
       Rechtsextremen in der AfD. Was es braucht, sind Einordnungen, Recherche und
       Faktenchecks. Die dürfen dann gerne auch auf den Titel.
       
       28 Jun 2023
       
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   DIR [3] https://www.stern.de/politik/deutschland/-alice-weidel-ist-wie-aufgedreht---stern-journalisten-ueber-das-interview-33598204.html
       
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