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       # taz.de -- Abstiegskampf in der Frauenbundesliga: Männer im Hintergrund
       
       > Die Fußballfrauen vom SV Meppen verlieren gegen Wolfsburg. Der Abstieg
       > droht. Für Vereine wie Meppen wird es schwieriger in der Liga
       > mitzuhalten.
       
   IMG Bild: Mit dem Sieg in Köln vor einer Woche hat Meppen die Chance auf den Klassenerhalt gewahrt
       
       Osnabrück taz | Während die Männer des SV Meppen als Absteiger aus der
       Dritten Liga feststehen, haben die Frauen des Vereins noch eine letzte
       Chance auf den Verbleib in der Bundesliga. Doch nach der 2:3-Niederlage
       [1][gegen Wolfsburg] braucht Meppen am Sonntag einen Sieg gegen die starken
       Frankfurterinnen. Am letzten Spieltag müssen zudem die Konkurrentinnen aus
       Köln oder Duisburg patzen.
       
       Dass der Frauenfußball immer beliebter wird, ist Fluch und Segen zugleich:
       Immer mehr Geld fließt hinein. Für Vereine wie den SV Meppen,
       [2][Aufsteiger der aktuellen Saison], ist es schwierig mitzuhalten.
       
       Das Team wurde vor der Saison neben dem MSV Duisburg und Werder Bremen als
       Abstiegskandidat gehandelt. Das Schicksal, aufzusteigen und gleich wieder
       abzusteigen, erlebten die Emsländerinnen bereits vor drei Jahren. Meppen
       gehört mit Turbine Potsdam, SGS Essen und MSV Duisburg zu der kleinen
       Gruppe an Teams, das nicht einem Klub angehört, der in der Männerbundesliga
       spielt. [3][Potsdam steht bereits als Absteiger fest.]
       
       An der Spitze stehen Bayern und Wolfsburg, die seit Jahren großen Fokus auf
       die Entwicklung der Frauenteams setzen. „Diesen Vereinen kann man nur mit
       Kampfgeist, Zusammenhalt und Leidenschaft gegenüberstehen“, sagt
       Verteidigerin Lisa-Marie Weiss, die bislang in allen Spielen des SV Meppen
       auf dem Platz stand. Diese Eigenschaften hätten dem Verein auch geholfen,
       in der aktuellen Saison zu bestehen, sagt sie. Leidenschaft zeigte Meppen
       auch am Sonntag gegen Wolfsburg: Das Team führte zweimal, verteidigte
       engagiert, das entscheidende Tor fiel erst in der Nachspielzeit.
       
       ## Rekordeinnahmen decken Ausgaben noch lange nicht
       
       In der kommenden Saison wird mit dem Frauenteam von RB Leipzig ein weiterer
       Klub in der Frauenbundesliga spielen, der ein Pendant bei den Männern
       aufweisen kann. Die Tendenz ist steigend, auch wenn Vereine wie Borussia
       Dortmund oder Schalke 04 erst am Anfang ihrer Reise stehen. Ihre
       Frauenteams werden aber schon jetzt finanzkräftig unterstützt.
       
       Der DFB hat im Februar dieses Jahres vermeldet, dass die Erträge der Klubs
       in der Saison 2021/22 in der Frauen-Bundesliga mit mehr als 17 Millionen
       Euro einen Höchstwert erreicht haben. Dem stehen allerdings doppelt so hohe
       Rekordausgaben von 35 Millionen Euro gegenüber. Laut DFB investieren die
       Männer-Profiklubs stärker in den Frauenfußball und gleichen Fehlbeträge
       teilweise aus. Wie wollen Vereine wie der SV Meppen diese Aufwendungen
       bewerkstelligen?
       
       Beim SV Meppen wird nicht so viel in das Frauenteam gepumpt wie bei den
       Klubs, die in der Männerbundesliga spielen, sagt Trainerin Carin Bakhuis.
       Eine Ungleichheit in der Frauen-Bundesliga fürchte sie aber nicht. „Das ist
       eben so, dass die Vereine, die mehr Geld haben, mehr Qualität kaufen
       können.“ Für sie sei Fußball harte Arbeit. „Das ist meine Identität.
       Deswegen liebe ich es, für einen Verein wie den SV Meppen zu arbeiten.“
       Dort habe man aus den Möglichkeiten, die man hat, alles herausgeholt. „Das
       ist eine geile Herausforderung.“ Auf Dauer hoffen aber auch die kleinen
       Vereine darauf, nicht aufgefressen zu werden, sagt Bakhuis.
       
       Ihre Spielerin Weiss sieht auch keine Ungleichheit wie in der
       Männer-Bundesliga auf sich zukommen. Trotzdem sei es schwierig für den SV
       Meppen, dagegenzuhalten. „Am Beispiel Turbine Potsdam zeigt sich, dass es
       auch im Frauenfußball eine Tendenz dahin gibt, dass das Geld immer
       wichtiger wird.“
       
       Mittelfeldspielerin Athanasia Moraitou und Stürmerin Lydia Andrade
       verlassen den Verein. Das ist jetzt schon bekannt. Moraitou wechselt zum
       Zweitliga-Aufsteiger Union Berlin; Andrade geht zum Erstliga-Aufsteiger RB
       Leipzig. Dass sich Spielerinnen dazu entscheiden, zu Vereinen zu wechseln,
       wo es mehr Geld zu verdienen gibt, sei verständlich, sagt Weiss. „Diese
       Thematik muss man akzeptieren. Wir sind aber auch stolz darauf,
       Spielerinnen des SV Meppen zu größeren Vereinen schicken zu können.“
       
       Wie das Team in der kommenden Saison aussehen wird, hängt natürlich davon
       ab, in welcher Liga der SV Meppen spielen wird. „Für uns ist es wichtig,
       früh planen zu können“, sagt Bakhuis. „Wenn wir die Klasse halten, wäre es
       ein großer Schritt in Richtung Professionalisierung.“
       
       Die Trainerin verweist auf das schwere letzte Saisonspiel bei Eintracht
       Frankfurt, das zuletzt sogar Wolfsburg besiegt hatte. Die direkte
       Konkurrenz aus Köln und Duisburg trägt Heimspiele gegen Essen und
       Hoffenheim aus. „Aber wir haben einen guten Teamprozess entwickelt, immer
       die Ruhe und Stabilität bewahrt. Das ist wichtig für die Zusammenarbeit.“
       
       22 May 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Wübker
       
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