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       # taz.de -- USA und Indien umschmeicheln Ozeanien: Machtkampf im Pazifik
       
       > China hat seinen Einfluss auf die Inseln im Pazifik über Jahre erhöht.
       > Die USA bemühen sich nun auch – aber einem großen Besuch kam etwas
       > dazwischen.
       
   IMG Bild: Von Chinas Einfluss alarmiert: Die USA unterschreiben Abkommen mit Papua-Neuguinea
       
       Berlin taz | Die USA und Papua-Neuguinea haben am Montag eine Kooperation
       im Verteidigungssektor vereinbart. Ein weiteres Abkommen, das
       US-Außenminister Antony Blinken mit Premier James Marape in Port Moresby,
       der Hauptstadt des Südwestpazifikstaates, unterzeichnete, betrifft die
       Überwachung der Seeregion. Die Details der Abkommen sind nicht bekannt.
       Letzte Woche war ein Entwurf des Militärabkommens geleakt worden und löste
       Proteste aus, die am Montag weitergingen.
       
       Das umstrittene Abkommen soll den USA Zugang zu Papuas Militärbasen und
       Häfen ermöglichen. Laut Marape bleibt die Hoheit bei Port Moresby. Die USA
       wollen mehrere Millionen Dollar zur Modernisierung des lokalen Militärs
       geben.
       
       Laut Papuas [1][Regierung] gelte ihre außenpolitische Leitlinie
       „Freundschaft mit allen, Feindschaft mit niemandem“ weiter. Laut Marape sei
       so ein Abkommen auch mit China denkbar.
       
       Das strategische Interesse der USA an Ozeanien ist vor allem durch Chinas
       verstärkten Einfluss in der Region gewachsen. Manche verdächtigen
       pro-chinesische Kräfte, hinter dem Leak des Militärabkommens zu stecken,
       dessen genauer Inhalt weder von Marapes Regierung noch von Washington
       bestätigt wurde.
       
       ## Präsident Biden hatte doch keine Zeit
       
       Umstritten soll gewesen sein, dass gegen US-Militärs nur in den USA
       verhandelt werden kann, was allerdings in US-Militärabkommen Washingtons
       Standard ist.
       
       China ist nach Australien Papuas zweitgrößter Handelspartner und
       [2][investiert schon seit Jahren stark in der Region]. Ein [3][BBC-Bericht]
       merkte süffisant an, dass die Schnellstraße, auf der Blinken in Port
       Moresby unterwegs sein wollte, von China gebaut wurde.
       
       Ein [4][Sicherheitsabkommen zwischen den Salomonen und Peking] hatte
       letztes Jahr in Washington Alarm ausgelöst. Seitdem haben die USA in den
       Salomonen und Tonga nach 30 Jahren wieder Botschaften eröffnet und die
       Entsendung des Peace Corps verstärkt.
       
       Als Zeichen der Hinwendung war jetzt auch ein Besuch von Präsident Joe
       Biden geplant gewesen, der auf dem Rückweg vom G7-Gipfel für drei Stunden
       in Port Moresby stoppen und die Abkommen unterzeichnen wollte. Es wäre dort
       der erste Besuch eines US-Präsidenten überhaupt gewesen. Chinas Präsident
       Xi Jinping kam schon 2018.
       
       ## Auch Delhi ringt mit China um Einfluss
       
       Doch wegen des [5][Streits mit der republikanischen Opposition über die
       Schuldenobergrenze] flog Biden direkt in die USA zurück. In Papua war sein
       geplanter Besuchstag zum Feiertag erklärt worden. Bidens Absage spielte all
       denen in die Hände, die kein wirkliches Interesse Washingtons an der Region
       erkennen.
       
       Neben Blinken war auch Indiens Premier Narendra Modi nach Port Moresby zum
       dritten Kooperationsforum zwischen Indien und den Pazifischen Inselstaaten
       gereist. Auch Delhi ringt mit China um Einfluss in der Region. „Für mich
       seid ihr große Ozeanstaaten und nicht kleine Inselstaaten“, sagte er den
       versammelten 14 Staats- und Regierungschefs. „Euer Ozean verbindet Indien
       mit euch.“
       
       Er bekannte sich zu einem „freien und offenen Indo-Pazifik“ und versprach
       mehr Kooperation bei Handel, Technologie, Gesundheit und der Abfederung des
       Klimawandels.
       
       Die pazifischen Inselstaaten, von denen Papua mit knapp zehn Millionen
       Einwohnern der bevölkerungsreichste ist, decken 20 Prozent der Weltmeere
       ab. Die Regierungen freuen sich über die internationale Aufmerksamkeit und
       versuchen die Konkurrenz zwischen Washington und Peking für sich zu nutzen,
       wollen sich aber aus dem Hegemoniekonflikt zwischen China und den USA
       heraushalten.
       
       22 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ict.gov.pg/us-dca-will-not-offend-any-of-the-countrys-law/
   DIR [2] /Kampf-um-Einflusssphaere/!5841676
   DIR [3] https://www.bbc.com/news/world-asia-65667783
   DIR [4] /Sicherheitsvertrag-China-und-Salomonen/!5849690
   DIR [5] /Schuldenobergrenze-in-den-USA/!5935319
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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