# taz.de -- Habecks künftiger Staatssekretär: Der Neue kommt aus der Finanzwelt
> Der weithin unbekannte Philipp Nimmermann soll neuer Staatssekretär im
> Wirtschaftsministerium werden. Er und Minister Habeck kennen sich
> bereits.
IMG Bild: Soll Ruhe in Habecks Ministerium bringen: Staatssekretär Philipp Nimmermann
Berlin taz | Nur wenige Tage nach der Entlassung seines wichtigen
Staatssekretärs Patrick Graichen hat Bundeswirtschaftsminister Robert
Habeck am Montag einen Nachfolger verkündet: Der Finanzexperte Philipp
Nimmermann aus Hessen soll diesen Posten, der für die Umsetzung der
klimapolitischen Vorhaben der Ampel als Schlüsselposition gilt, übernehmen.
„Er ist ein erfahrener Verwaltungschef, seit vielen Jahren Staatssekretär,
ein Kenner von Energiemärkten und ein guter Ökonom“, begründete der grüne
Minister seine Entscheidung. Der Neue soll seine Arbeit „sehr zeitnah“
aufnehmen.
Die Nachfolge war nötig geworden, nachdem Habeck seinen bisherigen
[1][Staatssekretär Graichen in den einstweiligen Ruhestand] versetzt hatte.
Grund waren nicht sauber getrennte Verbindungen zwischen Beruflichem und
Privatem. So sollte etwa Graichens Trauzeuge den Chefposten bei der
staatseigenen Deutschen Energie-Agentur Dena übernehmen – eine
Entscheidung, die nach Auffliegen der Verflechtung rückgängig gemacht
wurde.
Dass Nimmermann nun Graichens Posten übernimmt, sorgte am Montag in Politik
und Wirtschaft für Überraschung. So ist der 57-Jährige der breiten
Öffentlichkeit bislang nicht bekannt, weshalb sein Name auch in der
Nachfolgedebatte nicht fiel. Doch gerade das dürfte [2][in der aufgeheizten
Stimmung rund um Habecks Wärmewende] der Pluspunkt Nimmermanns gewesen
sein. Immerhin waren im Zuge der sogenannten Trauzeugenaffäre zunehmend die
engen Verflechtungen zwischen Ministerium und dem Thinktank Agora
Energiewende kritisiert worden.
## In der Energieszene kaum verwurzelt
Entsprechend dürfte der Minister explizit nach einer Person gesucht haben,
die in der Energiewirtschaft bisher nicht als Strippenzieher aufgefallen
ist. Vermutlich galten einige der zuletzt diskutierten Kandidaten wie der
Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wegen ihrer Nähe zum Netzwerk der
Agora längst ebenfalls als heikel.
Der neue Staatssekretär ist dahingehend unverdächtig, er kommt aus einer
ganz anderen Ecke, nämlich der Finanzwelt. Er promovierte über
Doppelbesteuerungsabkommen und stieg bei der BHF-Bank bis zum Chefvolkswirt
auf. Anders als sein Vorgänger ist er in der Energieszene deswegen kaum
verwurzelt.
Von Oktober 2014 bis Januar 2019 war Nimmermann Staatssekretär im
Finanzministerium von Schleswig-Holstein. Habeck kennt ihn aus dieser Zeit,
weil er selbst damals stellvertretender Ministerpräsident im Norden war.
Zuletzt war Nimmermann unter dem Grünen Tarek al-Wazir Staatssekretär im
Wirtschafts- und Energieministerium von Hessen.
Der Neue gilt als ein gelassener Pragmatiker. Habeck sagte nach Bekanntgabe
der Personalie, der Finanzexperte habe „mehrfach bewiesen, dass er
hochkomplexe Aufgaben stringent strukturieren kann“. Zugleich könne er sich
mit seinem ökonomischen Verstand schnell in Themen einarbeiten. Seine erste
Aufgabe im neuen Amt dürfte indes vor allem eine sein: wieder Ruhe ins
Ministerium zu bringen.
22 May 2023
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## AUTOREN
DIR Bernward Janzing
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