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       # taz.de -- Getöteter Journalist in der Ukraine: „Ein echter Reporter vor Ort“
       
       > Der französische AFP-Journalist Arman Soldin starb durch eine russische
       > Rakete. Nicht nur bei der Nachrichtenagentur ist der Schock groß.
       
   IMG Bild: Während seiner Arbeit ums Leben gekommen: der französische Journalist Arman Soldin
       
       Berlin taz | „An einigen Tagen sind es 100 Verwundete, an anderen 50 oder
       60“, sagt der Chirurg. „Alles hängt davon ab, was in Bachmut vor sich geht.
       Dort ist es sehr schwer für unsere Jungs. Ich kann mir das gar nicht
       vorstellen. Schrecklich.“
       
       Diesen Tweet mit den Äußerungen eines Arztes hatte Arman Soldin noch am
       vergangenen Montag abgesetzt. Einen Tag später war der Videojournalist, der
       für die französische Nachrichtenagentur AFP gearbeitet hat, tot. Er wurde
       Opfer eines russischen Angriffs mit „Grad“-Raketen auf den Ort Tschasiw Jar
       unweit der strategisch wichtigen und seit Wochen hart umkämpften Stadt
       Bachmut in der Ostukraine. Dort waren der 32-Jährige und seine Kollegen mit
       ukrainischen Soldaten unterwegs, als sie unter Beschuss gerieten. Die
       anderen vier Journalisten blieben unverletzt.
       
       „Wir alle sind von Armans Tod schockiert“, heißt es in einer AFP-Erklärung.
       „Dies ist eine schreckliche Erinnerung an die Risiken und Gefahren, die die
       Berichterstattung über diesen Krieg mit sich bringt.“ Angaben der beiden
       Nichtregierungsorganisationen Reporter ohne Grenzen (ROG) und Committee to
       Protect Journalists (CPJ) zufolge ist Soldin bereits der elfte
       Medienschaffende, der seit dem Beginn von [1][Russlands Angriffskrieg gegen
       die Ukraine] am 24. Februar 2022 getötet wurde.
       
       Soldin wurde in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo geboren, im Alter von
       zwölf Monaten kam er mit seiner Familie nach Frankreich. Bei der
       Nachrichtenagentur AFP heuerte er im Jahr 2015 in deren Büro in Rom
       zunächst als Praktikant an, kurz darauf wurde er nach London geschickt.
       
       ## „Soldin und sein großes Herz“
       
       Er gehörte zu dem ersten AFP-Team, das bereits am 25. Februar 2022 in die
       Ukraine geschickt wurde. Seit vergangenem September lebte Soldin ständig in
       der Ukraine. Regelmäßig begab er sich an die Frontlinien im Osten und Süden
       des Landes, um das Kriegsgeschehen mit Videos zu dokumentieren.
       
       Laut der AFP-Europadirektorin Christine Buhagiar sei Soldin ein „echter
       Reporter vor Ort gewesen, immer bereit, auch [2][an den schwierigsten Orten
       zu arbeiten]“. Er habe sich voll und ganz seinem Job gewidmet.
       
       Kollegen zufolge, die die französische Zeitung Le Monde zitiert, habe es
       Soldin wie kaum ein anderer vermocht, vom Leben ganz gewöhnlicher Menschen
       zu erzählen, die vom Krieg betroffen gewesen seien und verzweifelt versucht
       hätten, in dem Chaos zu überleben.
       
       Anfang Mai erregte Soldin mit einer Geschichte der besonderen Art Aufsehen:
       In einem Graben fand er einen verletzten Igel, nahm ihn an sich und pflegte
       ihn gesund. Wenige Tage später entließ er das Stacheltier, das er auf den
       „Lucky“ getauft hatte, wieder in die Natur.
       
       Die ukrainische Tierrechtsorganisation UAnimal hat jetzt einen Fördertopf
       eingerichtet, mit dem Freiwillige und Tierheime unterstützt werden, die
       sich um Igel kümmern. Dies geschehe „in Erinnerung an Soldin und sein
       großes Herz“, schrieb der Gründer von UAnimal, Oleksandr Todortschuk, auf
       Facebook.
       
       10 May 2023
       
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