# taz.de -- Energiewende in Schleswig-Holstein: Staat lockt Giga-Batteriefabrik an
> Die Bundesregierung und das Land Schleswig-Holstein wollen den Bau einer
> Batteriefabrik an der Westküste fördern. Subventionswettlauf mit den USA.
IMG Bild: Bald wohl auch in Heide: Wirtschaftsminister Habeck besichtigt Batteriezellenfertigung bei Northvolt
Rendsburg taz | Geld für die Gigafabrik: Das Bundeswirtschaftsministerium
und das Land Schleswig-Holstein versprechen, sich finanziell an der
[1][Fabrikation von Batteriezellen nahe der Dithmarscher Kreisstadt Heide]
zu beteiligen – im Gegenzug bestätigt das schwedische Unternehmen Northvolt
seine Baupläne.
Konkrete Summen für die staatliche Förderung wurden bisher nicht genannt.
Bundesregierung und Land erhoffen sich eine „milliardenschwere private
Investition“. Die Fabrik soll an der strukturschwachen Westküste 3.000
direkte Arbeitsplätze schaffen.
Eigentlich war bereits alles abgemacht gewesen mit dem Bau der
Batteriefabrik im „Clean Energy Valley“, wie Northvolt-Chef Peter Carlsson
das flache Dithmarscher Land nennt, das sonst vor allem für Kohlanbau
bekannt ist. Im März 2022 hatte Northvolt seine Pläne bekannt gegeben. Doch
steigende Kosten für Energie und Bauarbeiten machte den Standort
unattraktiver – und [2][die USA warben mit Fördermillionen aus dem
Inflation Reduction Act um ausländische Betriebe].
[3][„Wir sind an einem Punkt, an dem wir möglicherweise den USA den Vorrang
geben müssen“, hatte Carlsson im November gesagt] und schon damals klar
gemacht, was seine Meinung ändern könnte: „Wir sollten in Europa überlegen,
wie wir unsere Förderinstrumente erweitern.“
## CO2-Neutralität angepeilt
Das ist nun geschehen. „Mit diesem Engagement der Bundesregierung im Rücken
hat Northvolt beschlossen, die nächsten Schritte für den Ausbau in Heide zu
gehen“, erklärte Carlsson am Freitag.
In Kiel herrscht Jubel darüber: „Die Entscheidung von Northvolt ist ein
starkes Bekenntnis zum Standort Heide“, sagte Ministerpräsident Daniel
Günther (CDU), der seinem ehemaligen Landesenergiewende- und heutigen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für seinen Einsatz dankte.
„In Schleswig-Holstein werden wir zeigen, wie wir erneuerbare Energie,
unseren Rohstoff der Zukunft, in Wertschöpfung und Wachstum verwandeln und
gleichzeitig unsere Wirtschaft dekarbonisieren.“
Schleswig-Holstein produziert deutlich mehr Strom aus Windenergie, als es
selbst verbrauchen kann. Die schwarz-grüne Landesregierung ist angetreten,
Schleswig-Holstein in das erste CO2-neutrale Industrieland zu verwandeln.
Für dieses Ziel sei die Ansiedelung von Northvolt ist ein wichtiger
Meilenstein, freute sich der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Lasse
Petersdotter. Mit der Entscheidung beginne ein „neues Kapitel
schleswig-holsteinischer Wirtschaftsgeschichte“.
Die geplante Fabrik soll ab 2025 Batterien für eine Million E-Autos im Jahr
produzieren. Parallel geplant ist eine Recycling-Anlage für die
Aufbereitung von Alt-Batterien.
## Die EU muss zustimmen
Gefördert werden soll auf der Grundlage des europäischen „[4][Temporary
Crisis and Transition Framework]“ (TCTF). Die Förderung muss von der
EU-Kommission allerdings noch genehmigt werden. Laut einer Mitteilung des
Bundeswirtschaftsministeriums befinden sich die Bundesregierung und die
EU-Kommission dazu in „ersten konstruktiven Gesprächen“. Es wäre das erste
Mal, dass das TCTF in Deutschland angewandt wird.
Eine weitere Hürde für den Bau der Fabrik haben die Gemeinden
Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden aus dem Weg geräumt: Beide Gemeinderäte
beschlossen, in die nächste Phase des Genehmigungsverfahrens einzutreten.
12 May 2023
## LINKS
DIR [1] /Batteriefabrik-mit-3000-Arbeitsplaetzen/!5837122
DIR [2] /Tesla-und-Northvolt-in-Deutschland/!5914285
DIR [3] /Geplante-Batteriefabrik-in-Dithmarschen/!5892391
DIR [4] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_23_1563/smo
## AUTOREN
DIR Esther Geißlinger
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