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       # taz.de -- Entscheidung in der Bundesliga: Das ultimative Kacktor
       
       > Unser Autor ist Bayern-Fan. Er findet es dennoch nicht schlimm, dass
       > Borussia Dortmund in dieser Saison wohl Meister wird.
       
   IMG Bild: Glückwunsch – wenn ihr's denn packt!
       
       Am Samstag wird die original Meisterschale in Dortmund sein, um nach
       Abpfiff des Spiels gegen Mainz, so der Fußballgott will, endlich mal wieder
       den Spielern der Borussia übergeben zu werden. Auch ich war vor ein paar
       Jahren mal in Dortmund, um das Haus an der Emscher zu sehen, wo meine Oma
       aufgewachsen ist.
       
       Als ich damals aus dem Hotel auscheckte und am Empfang in meinem besten
       Hochdeutsch eine Verbindung zu meiner nächsten Reisestation Bremen
       erfragte, beglückwünschte mich der Rezeptionist zur guten Saison von
       Werder. Leider ließ ich dann eine Spitzengelegenheit, den Mund zu halten,
       ungenutzt und sagte, ich sei aber eigentlich aus München und Bayernfan.
       Der junge Mann drehte sich wortlos um und ließ mich unbedient stehen.
       
       So ist Dortmund. Fußball ist hier eine preußisch-ernste Sache, wie auch
       meine geliebte, nach München verschlagene Dortmunder Oma eine seriöse
       Person war, die mit dem bajuwarischen Hallodritum ihr Leben lang nicht
       warm wurde. Nicht nur die Balltreterei ist in München halt ein
       kapitalistischer Komödienstadl, in dem oft umbesetzt werden muss, damit das
       Publikum nicht gelangweilt das Stadion verlässt.
       
       Und so ist meine aktuell größte Angst, dass – wie schon an der bayrischen
       Regierungsspitze – demnächst ein unerträglich gschaftlhuberischer Franke im
       Verein mittun könnte. Lothar Matthäus an der Säbener Straße – das wäre das
       ultimative Kacktor, das Dortmund mit seiner Meisterschaft uns einschenken
       könnte.
       
       ## Erratisches Handeln
       
       „Bayern kann es auch allein“ lautet der Titel eines Büchleins des einstigen
       CSU-Chefdenkers [1][Wilfried Scharnagl]. Dass auch der Staatsclub FC Bayern
       es alleine kann, zeigt sich gerade. Denn dass sie wohl nun zum ersten Mal
       seit zehn Jahren die Meisterschaft versemmeln, liegt im Provinzwettbewerb
       Bundesliga ja nicht an der Stärke der „Konkurrenz“, sondern am
       [2][erratischen Handeln der FCB-Verantwortlichen].
       
       Von den zwei Weltstars der Mannschaft musste man mit Robert Lewandowski
       einen verärgert ziehen lassen. Manuel Neuer hat sich selbst verletzt, seine
       Zwangspause nutzte das Führungsduo Salihamidžić und Kahn noch nach Wunsch
       von Ex-Trainer Nagelsmann dazu, Neuers Vertrauten und Torwarttrainer zu
       feuern.
       
       Abgefeimter kann man dem Kapitän einer Mannschaft und damit ihr als Ganzes
       nicht klarmachen: Ihr zählt hier null, ihr seid nur Angestellte.
       
       Und so einen Stiefel spielen sie dann halt auch zusammen, einen nach dem
       Rauswurf von Nagelsmann noch tiefer verunsicherten Angestelltenfußball –
       und das ausgerechnet zehn Jahre nach dem so wunderschönen
       Champions-League-Gewinn gegen die Borussia am 25. Mai 2013 in Wembley.
       
       Sehr schlimm finde ich das nicht. Für den Dortmunder Triumph fühle ich mich
       durch die wieder mal vorbildlich vermasselte Saison unseres
       Lokal-naja-Rivalen 1860 entschädigt. Die Blauen müssen nächstes Jahr
       wieder dritte Liga spielen. Und wir sind immer noch wir. München bleibt
       rot, Glückwunsch an Schwarz-Gelb. Wenn ihr’s denn packt.
       
       26 May 2023
       
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