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       # taz.de -- Geflüchtete in Deutschland: Mehr Menschen erhalten Schutzstatus
       
       > In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Schutzsuchenden
       > versechsfacht. Aber sie treffen auf eine menschenrechtlich verbesserte
       > Lage.
       
   IMG Bild: Gepäck von Geflüchteten aus der Ukraine am Ankunftszentrum Flughafen Tegel in Berlin
       
       Im Jahr 2022 kamen mehr als eine Million Geflüchtete nach Deutschland, fast
       alle [1][flohen vor dem Krieg in der Ukraine]. Anders als die meisten
       Geflüchteten aus anderen Ländern [2][konnten sie direkt einreisen, ihren
       Wohnort frei wählen und auch sofort Arbeit suchen]. Insgesamt lebten Ende
       des Jahres so 3,1 Millionen Menschen als Schutzsuchende in Deutschland.
       
       Seit 2006 fragt die Partei Die Linke die Bundesregierung jährlich nach der
       Zahl der Menschen, die als Schutzsuchende mit unterschiedlichem Status in
       Deutschland leben. Entstanden ist damit ein einzigartiger Überblick über
       Geflüchtete in Deutschland.
       
       In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Schutzsuchenden
       versechsfacht – unter anderem wegen der Kriege in Syrien, Afghanistan, im
       Irak und in der Ukraine. [3][Das ist selbstverständlich keine gute
       Nachricht]. Aber die Menschen, die nach Deutschland kommen, treffen auf
       eine verbesserte menschenrechtliche Lage, sodass inzwischen mehr von ihnen
       einen Schutzstatus erhalten.
       
       „Die Aufnahme von einer Million Menschen aus der Ukraine innerhalb
       kürzester Zeit macht deutlich, dass eine solidarische und unbürokratische
       Aufnahme möglich ist“, kommentiert die Linken-Politikerin Clara Bünger die
       aktuellen Zahlen. „Das konnte nur gelingen, weil Geflüchtete aus der
       Ukraine nicht in die staatlichen Aufnahmelager und Asylstrukturen gezwungen
       wurden.“ Sie fordert die Abschaffung großer Erstaufnahmeeinrichtungen.
       
       Die taz-Grafik zeigt die Zahl der Menschen, die in jedem Jahr als
       Schutzsuchende in Deutschland leben. Die Differenz zwischen den Jahren
       bedeutet nicht, dass in einem Jahr so viele Menschen einreisten. Jährlich
       reisen viele Flüchtlinge auch in andere Länder weiter oder in ihre
       Heimatländer zurück, zahlreiche werden auch abgeschoben und manche
       eingebürgert. In all diesen Fällen tauchen sie nicht mehr in dieser
       Statistik auf. Die Differenz ist also ein Saldo der Ein- und Ausreisen
       beziehungsweise verschiedener Statuswechsel.
       
       In der Grafik sind relativ sichere Status grün und orange eingefärbt, ihr
       Anteil hat sich seit den 2000er Jahren deutlich erhöht. Hatten 2006 noch
       fast 50 Prozent aller Geflüchteten in Deutschland einen unsicheren Status
       als Asylsuchende oder Geduldete, sind es inzwischen nur noch 15 Prozent.
       
       ## Verbesserte Rechtslage für Geflüchtete
       
       Dass Kriegsflüchtlinge grundsätzlich überhaupt Schutz erhalten können,
       wurde erst durch die EU Teil des deutschen Rechts. [4][Bis 2013 hieß es
       noch im deutschen Asylgesetz], dass ein Asylantrag „offensichtlich
       unbegründet“ ist, wenn Menschen „nur um einer kriegerischen
       Auseinandersetzung zu entgehen“ in Deutschland sind.
       
       Zuvor erhielten Kriegsflüchtlinge in der Regel eine Duldung.
       Eindrücklichstes Beispiel dafür sind [5][Geflüchtete während des
       Bosnienkriegs] zwischen 1992 und 1995. Mehr als 300.000 Menschen suchten
       damals Schutz in Deutschland, doch kaum jemand erhielt einen offiziellen
       Schutzstatus. Krieg sei keine politische Verfolgung hieß es damals – trotz
       Vertreibung und Genozid.
       
       Stattdessen erhielten sie oft nur kurzfristige Duldungen, die immer wieder
       verlängert wurden. Das hieß: Die Regierung sah den Aufenthalt der Menschen
       in Deutschland als unrechtmäßig an, verzichtete aber auf eine Abschiebung,
       weil diese unzumutbar war. Heute können Geflüchtete aus Kriegsgebieten im
       Rahmen des „subsidiären Schutzes“ einen rechtmäßigen Schutzstatus erhalten.
       
       30 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ukrainische-Gefluechtete-in-Deutschland/!5901674
   DIR [2] /Gefluechtete-aus-der-Ukraine/!5920072
   DIR [3] /Nach-dem-Fluechtlingsgipfel/!5931612
   DIR [4] https://www.buzer.de/gesetz/6406/al41980-0.htm
   DIR [5] https://www.bpb.de/themen/migration-integration/laenderprofile/517151/geduldet-und-rueckgefuehrt/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lalon Sander
       
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