# taz.de -- Kritik zum internationaler Bürohundetag: Die ambivalente Liebe zu Hunden
> Bundestags-Abgeordnete organisieren sich gerne über Hobbies. Kürzlich
> wurde der Parlamentskreis Hund gegründet – die Gefahr brauner Kackhaufen
> steigt.
IMG Bild: Schlecht erzogen: Hund defäkiert in der Öffentlichkeit
Jeden zweiten Tag thront direkt vor unserer Haustür [1][ein riesiger
Hundehaufen]. Manchmal zuvorkommend eher in der Ecke, oft aber direkt
mittig platziert, da wo alle Hausbewohner*innen mit hoher
Wahrscheinlichkeit reintreten. Die dicken Schmeißfliegen freut es, mich
empört die braune Gesinnung des dazugehörigen [2][Hundehalter]s aber so
sehr, dass ich den Drang verspüre, darüber eine Kolumne zu schreiben.
Ich habe schon mal eine Kolumne über Hunde geschrieben. Es ging darum, dass
ein Tierschützer [3][in einem Charterflug] aus Kabul Hunde anstatt
schutzsuchende Menschen aus dem von den faschistoiden Taliban übernommenen
Afghanistan evakuieren ließ. Ich fand das nicht so gut. Mir wurde daraufhin
Hundefeindlichkeit vorgeworfen. Deswegen lasse ich es diesmal, Hunde mit
Almans zu vergleichen.
Ich widme mich aber hier gerne mal dem Bundestag. Dort organisieren sich
Abgeordnete aller Fraktionen nach Hobbys in Parlamentskreisen. Es gibt zum
Beispiel einen Parlamentskreis automobiles Kulturgut (für alle, die denken,
dass es noch was wird mit dem Klimaschutz: brumm brumm!), Parlamentskreis
Karneval (da gehören einfach alle Abgeordneten dazu), Parlamentskreis
Schützenwesen (die bereiten sich bestimmt auf den Machtwechsel vor) oder
Parlamentskreis Braukultur (Zwangspromille im Plenarsaal).
Sogar einen Parlamentskreis Pferd gibt es: hab gehört, Bibi Blocksberg soll
für Sahra Wagenknecht nachrücken, wenn die ihre eigene Partei gründet.
Anfang des Jahres [4][sagte eine CDU-Abgeordnete] der Süddeutschen Zeitung,
es solle einen Hobbyverein für Hunde im Bundestag geben. „Aus der
charmanten Idee, einen Parlamentskreis Hund zu gründen, wird wegen akuten
Zeitmangels der Ideengeberin wohl nichts werden“, steht in dem Bericht.
## Gute Bilder fürs Frühstücksfernsehen
Doch nicht mal vier Monate später haben sich die hundeliebenden
Politiker*innen im Bundestag eine Streicheleinheit gegönnt. Schön,
dass sie sich doch die Zeit nehmen. Das freut mich wirklich sehr für die
Köpeks.
Dabei stehen durchaus wichtige Themen auf der Agenda: der Schutz und die
Förderung von Begleithunden für Menschen mit Behinderung. Es scheint aber
so, dass die meisten Abgeordneten auf der Reichstagswiese einfach Gassi
gehen wollen mit ihren Wauwaus. Gibt gute Bilder fürs Frühstücksfernsehen.
Das erste große Vorhaben des Hundezirkels steht fest: Am 23. Juni 2023 wird
im Bundestag der Internationale Tag des Bürohundes groß begangen.
„Da gibt es eine große Aktion mit Vierbeinern“ heißt es in einer internen
Mail, die mir – von gleich mehreren frustrierten Mitarbeitenden im
Bundestag – zugespielt wurde. Sie sind frustriert, weil sie denken, es gebe
Wichtigeres in der Politik als Hunde namens Blondi oder Flex, und weil sie
Angst haben vor noch mehr braunen Kackhäufchen vor ihren Bürotüren.
Immerhin: Der Parlamentskreis steht ausdrücklich allen Fraktionen offen,
doch habe sich [5][bisher kein Hund] von der AfD gemeldet.
1 Jun 2023
## LINKS
DIR [1] /Hundemitnahme-in-Zuegen/!5928945
DIR [2] /Menschen-und-Tiere/!5925367
DIR [3] /Flucht-aus-Afghanistan/!5792975
DIR [4] http://www.sueddeutsche.de/politik/bundestagsabgeordnete-parlamentskreise-trend-1.5731728&sa=D&source=docs&ust=1685518251416282&usg=AOvVaw0kC_MVO_Vxzu3vODWRUDza
DIR [5] https://www.swp.de/politik/mehr-hunde-im-buero-deswegen-sind-ueber-30-bundestagsabgeordnete-auf-den-hund-gekommen-70597381.html
## AUTOREN
DIR Mohamed Amjahid
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