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       # taz.de -- Landestreffen der Berliner Grünen: Auf der Suche nach dem gutem Klima
       
       > Bei den nun oppositionellen Grünen steht erstmals seit der Wahlschlappe
       > vom Februar ein großer Parteitag an. Dort soll es stark um Klimaschutz
       > gehen.
       
   IMG Bild: Da waren sie noch Regierungspartei: Die Grünen-Landeschefs Mertens und Ghirmai nach ihrer Wahl 2021
       
       Berlin taz | Knapp vier Monate nach ihrer Wahlniederlage vom 12. Februar,
       als sie [1][nur auf Platz 3 landeten], steht bei den Berliner Grünen am
       Samstag der erste große Landesparteitag an. Beherrschendes Thema aber soll
       Klimapolitik sein – Parteichef Philmon Ghirmai wird dazu einen Leitantrag
       vorstellen, der unter anderem für mehr ökologisches Bewusstsein wirbt. Eine
       Möglichkeit zur Wahlaussprache ist zwar vorgesehen, doch der eigentliche
       Platz dafür soll erst ein kleineres Parteitreffen Mitte Juni sein. Es habe
       eine Analyse gegeben, „aber wir sind noch mitten in der Auswertung“, sagt
       Co-Chefin Susanne Mertens.
       
       Die beiden seit Ende 2021 amtierenden Landesvorsitzenden haben am Mittwoch
       traditionsgemäß Journalisten in die grüne Landesgeschäftsstelle geladen, um
       Ablauf und Inhalte des Parteitags vorzustellen. In einer Ecke des
       Gesprächsraums steht dabei noch das fast zwei Meter hohe grüne „B“ aus dem
       Wahlkampf. Zwei Mal haben die Grünen in den vergangenen beiden Jahren damit
       erfolglos dafür geworben, in Person von Bettina Jarasch Berlins
       Regierungschefin zu stellen.
       
       „Das Beste für Berlin: Klimaschutz, der wirkt“ ist [2][der Leitantrag des
       Landesvorstands] überschrieben – unübersehbare Anspielung auf den Titel des
       Koalitionsvertrags „Das Beste für Berlin“ von CDU und SPD, die seit Ende
       April zusammen regieren. Dem, was die neue Regierung in Sachen Klima plant,
       mag Ghirmai nicht viel abgewinnen: „Schwarz-Rot schüttet da einfach Geld
       auf ein Problem“ – die Koalition hatte ein milliardenschweres
       Sondervermögen zum Klimaschutz angekündigt. Das aber reiche nicht.
       
       Co-Chefin Mertens fühlt sich dabei an einen ähnlichen, bloß weit kleineren
       Geldtopf erinnert, den die SPD in der Koalition mit den Grünen in der
       Bauverwaltung geführt habe: Von 50 Millionen Euro seien bis Februar bloß
       200.000 Euro abgerufen worden. Aus Grünen-Sicht ist ein solches
       Sondervermögen ohne konkrete Verwendungsplanung ein eigentlich nicht
       zulässiger Schattenhaushalt.
       
       Ein Gastbeitrag soll am Samstag auch von der Initiative Berlin 2030
       klimaneutral kommen, die im März mit einem Volksbegehren scheiterte. Die
       Aktivitäten einer anderen Klimagruppe, der Letzten Generation, mögen
       Parteichef Ghirmai und Co-Chefin Mertens am Mittwoch anders als mehrere
       führende Politiker der Grünen nicht kommentieren und ihr Vorgehen nicht
       bewerten.
       
       Unter den zahlreichen Anträgen beim Parteitag ist auch einer, der
       ablehnende Äußerungen aus den eigenen Reihen ausdrücklich kritisiert –
       Wirtschaftsminister Robert Habeck etwa [3][bezeichnete die Aktionen als
       „politisch falsch“]. „Wir finden es peinlich und nicht hinnehmbar, dass
       eine Partei, die ihren Ursprung in der Umweltprotestbewegung und zivilem
       Ungehorsam hat, sich immer wieder öffentlich gegen eine
       zivilgesellschaftliche Organisation stellt“, heißt es [4][in dem Antrag aus
       dem Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg] zur Letzten Generation. Die
       Gruppe habe „alles Recht, durch zivilen Ungehorsam Aufmerksamkeit für den
       Klimaschutz zu generieren“.
       
       Am Samstag wollen die Grünen auch ihre vormaligen Senatsmitglieder
       verabschieden. Zwei davon, Ex-Verkehrssenatorin Bettina Jarasch als
       Fraktionschefin und der ehemalige Finanzsenator Daniel Wesener nun wieder
       als Parlamentarier, scheinen aber weit davon entfernt, sich aus der
       Landespolitik zu verabschieden. Manche sehen in Wesener sogar den möglichen
       Spitzenkandidaten bei der regulär 2026 anstehenden nächsten
       Abgeordnetenhauswahl. In dem Fall müssten die Berliner Grünen bloß mit
       ihrer Tradition brechen, stets mit einer Frau als Nummer 1 in den Wahlkampf
       zu gehen.
       
       31 May 2023
       
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   DIR [1] https://wahlen-berlin.de/wahlen/BE2023/AFSPRAES/agh/index.html
   DIR [2] https://berlin.antragsgruen.de/LDK23-2/das-beste-fur-berlin-klimaschutz-der-wirkt-33501
   DIR [3] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/robert-habeck-haelt-aktionen-der-letzten-generation-fuer-politisch-falsch-a-977529d8-71ce-4e08-a36e-1f30cf3a0103
   DIR [4] https://berlin.antragsgruen.de/LDK23-2/Umgang-mit-den-Protesten-der-Letzten-Generation-51091/65035
       
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