# taz.de -- Schulplatzmangel für Geflüchtete: Sich von Dogmen verabschieden
> Der Mangel an Schulplätzen für Geflüchtete ist auch ein Resultat der
> Politik der Massenunterkünfte. Es wird Zeit für ein Umdenken der Politik.
IMG Bild: Deutschlernen möglichst von Anfang an: aus dem Lernheft einer Willkommensklasse
Jetzt ist es amtlich: Die Raumnot in Berlin ist so groß, dass die Kinder
von Geflüchteten oft Monate auf einen Schulplatz warten müssen. Darum
werden jetzt in Tegel, der größten Notunterkunft für Ukrainer*innen,
Container aufgebaut, in denen eine Art von Willkommensklassen stattfinden
wird, [1][auch andere Heime bieten Deutschlernen an]. Dass es so gekommen
ist, ist schlecht: Je länger geflüchtete Kinder von Berliner Kindern
getrennt leben und lernen müssen, desto länger brauchen sie, um sich in ihr
Leben hier einzufinden. Dass der Senat das Problem nun endlich zugibt, ist
gut.
Seit Beginn des Ukrainekrieges warnen Initiativen vor genau diesen
Problemen und fordern neue Konzepte vom Senat: Wohin mit den Menschen, wo
sollen sie wohnen, arbeiten, zur Schule gehen? Doch Politik und Verwaltung
fahren unverdrossen ihren gewohnten Kurs: Sozialverwaltung und
Landesflüchtlingsamt setzen weiterhin auf große Massenunterkünfte – obwohl
das immer schon das Problem nach sich zog, dass man dann in deren Umgebung
viele Schul- und Kitaplätze benötigt. Initiativen und Vorschläge für kleine
Heime, die gut in die Nachbarschaft integrierbar wären und die es nach
Kriegsbeginn zuhauf gab, wurden dagegen ignoriert.
Und zu lange ignorierte auch die Bildungsverwaltung die Warnungen, dass
Kinder, die monatelang ohne Schule bleiben, wertvolle Zeit verlieren –
ebenso wie Vorschläge, wie man diese Zwischenzeit sinnvoll nutzen könnte.
So hat etwa die Initiative „Schöneberg hilft“ schon im Winter
[2][vorgeschlagen, eine Art Pop-up-Schulen direkt in den großen
Notunterkünften einzurichten]. Die Antwort der Politik damals: Schweigen.
Nun kommt es doch so, erst einmal zumindest in Tegel.
## Weniger kann mehr
Doch Wegners Aussage, man müsse sich eben vom Wunschdenken verabschieden,
trifft es nur halb. Die Frage von Wohnraum und Schulplätzen für Geflüchtete
ist ja vor allem eine Frage der Verteilung. Man muss bedenken: Die meisten
Ukrainer*innen leben ja gar nicht in Heimen, sondern sind privat
untergekommen – ihre Kinder gehen fast immer sehr schnell auf eine Schule.
Ein Kind oder drei kann man eben als Schule noch irgendwo „reinquetschen“,
das ist etwas anderes, als wenn eine Unterkunft für 300 Menschen
Schulplätze für 100 Kinder in der Umgebung sucht.
Ergo: Nicht alle Schulen sind voll im Sinne von völlig überfüllt, nicht
überall gibt es gleichermaßen viele Geflüchtete. Der Mangel an Schulplätzen
ist eben auch eine Folge der Politik der Massenunterkünfte. Vor allem von
diesem Dogma müsste sich die Politik endlich mal verabschieden.
31 May 2023
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## AUTOREN
DIR Susanne Memarnia
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