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       # taz.de -- Graichen entlassen nach Trauzeugen-Affäre: Immer neue Ungereimtheiten
       
       > Graichen verliert seinen Posten als Staatssekretär. Habeck begründet die
       > Entscheidung mit einem Verstoß gegen Compliance-Regeln. Auch der Kanzler
       > hat sich geäußert.
       
   IMG Bild: Schaut, als wäre er lieber woanders: Robert Habeck
       
       Berlin dpa/rtr/taz | Der umstrittene Wirtschaftsstaatssekretär Patrick
       Graichen wird seinen Posten nun doch räumen. [1][Bundeswirtschaftsminister
       Robert Habeck bestätigte den Rückzug] Graichens [2][am Mittwochvormittag in
       Berlin]. Die Entscheidung sei am Dienstagabend in einem gemeinsamen
       Gespräch gefällt worden, sagte der Grünen-Politiker.
       
       Graichen solle in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Habeck
       verwies auf neue Ungereimtheiten – konkret nannte er einen Verstoß gegen
       interne Compliance-Regeln. Dabei gehe es um eine geplante Förderung als
       Teil der nationalen Klimaschutzinitiative, bei der es eine Verbindung mit
       seiner Schwester gebe.
       
       Graichens Trauzeuge war als neuer Chef der staatlichen Deutschen
       Energie-Agentur ausgewählt worden. Graichen war dabei am Vorauswahlprozess
       beteiligt [3][und hatte die Beziehung zunächst nicht transparent gemacht].
       „Menschen machen Fehler“, sagte Habeck. Es seien hier aber zu viele
       passiert. Ein Nachfolger solle so schnell wie möglich gefunden werden,
       idealerweise noch vor der parlamentarischen Sommerpause.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat zurückhaltend auf die Entscheidung von
       Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reagiert, sich von seinem
       Staatssekretär Patrick Graichen zu trennen. Er sei „heute“ darüber
       informiert worden und habe das zur Kenntnis genommen, sagte Scholz am
       Mittwoch am Rande des Gipfeltreffens des Europarats in der isländischen
       Hauptstadt Reykjavik auf Nachfrage. „Mit Herrn Graichen selbst habe ich gut
       zusammengearbeitet und ich gehe davon aus, dass der Wirtschaftsminister
       jetzt seine Arbeit mit voller Kraft fortsetzt.“ Auf weitere Nachfrage, ob
       der Schritt zu spät gekommen sei, ging der Kanzler nicht ein.
       
       Nach einer gemeinsamen Befragung in den Ausschüssen für Energie sowie
       Wirtschaft und Klimaschutz am vergangenen Mittwoch hatte Habeck noch an
       Graichen festgehalten. „Ich habe entschieden, dass Patrick Graichen wegen
       dieses Fehlers nicht gehen muss“, hatte der Minister nach der rund
       zweieinhalbstündigen Sitzung erklärt. Es laufe nun allerdings eine
       beamtenrechtliche Prüfung, denn gegen Vorgaben des Wirtschaftsministeriums
       sei „erkennbar verstoßen worden“.
       
       Oppositionsvertreter hatten sich nach der Sitzung unbeeindruckt gezeigt und
       [4][weitere offene Fragen gesehen]. Auch Graichens Rücktritt wurde mehrfach
       gefordert. Vertreter der CDU/CSU hatten auch einen Untersuchungsausschuss
       ins Spiel gebracht.
       
       Kritik gibt es auch da schon an personellen Verflechtungen im
       Wirtschaftsministerium. Graichens Schwester, verheiratet mit dessen
       Staatssekretärs-Kollegen Michael Kellner, arbeitet wie auch ihr Bruder beim
       Öko-Institut – einer Forschungseinrichtung, die Aufträge vom Bund bekommt.
       Das Ministerium betont, Kellner und Graichen seien nicht an Ausschreibungen
       beteiligt gewesen, auf die sich das Öko-Institut hätte bewerben können.
       
       17 May 2023
       
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