# taz.de -- Kinotipps für Berlin: Falsche Gurus und das Museum
> Das Filmreihe „Irish on Screen“ im Babylon Mitte zeigt aktuelles Irisches
> Kino. Das Zeughauskino im DHM macht das Museum selbst zum Thema.
IMG Bild: „Frank“ (2014), Regie: Lenny Abrahamson
Über Jahrhunderte hinweg war Irland vor allem eines: bettelarm. Immer
wieder musste das kleine Land Auswanderungswellen seiner Bewohner
verkraften, die ihre Zukunft sehr zu Recht eher anderswo verorteten.
Auch für die junge Eilis (Saoirse Ronan) aus dem kleinen Ort Enniscorthy
sind in den 1950er-Jahren bereits Job und Bleibe über einen befreundeten
Priester in New York arrangiert: Als unerfahrene Landpomeranze fährt Eilis
aus einer Gesellschaft der katholisch-kleingeistigen Enge ab, als
selbstbewusste Frau, die ihren eigenen Weg geht, wird sie später zu einem
Besuch zurückkehren, der sie jedoch nicht unberührt lässt. Denn als
Sehnsuchtsort taugen die vertrauten Plätze der Heimat noch allemal.
Regisseur John Cowley und Drehbuchautor Nick Hornby haben in „Brooklyn“
(2016) den gleichnamigen Roman von Colm Tóibín in ein konventionelles,
gleichwohl schönes Stück Schauspielerkino umgewandelt: mit
nachvollziehbaren Figuren, nicht unwitzig im Detail – und mit einer tollen
Hauptdarstellerin voller innerer Strahlkraft (19. 5., 17.45 Uhr, 21. 5.,
16.30 Uhr, 24. 5., 21.45 Uhr, [1][Babylon Mitte]).
Wie „Brooklyn“ läuft auch die britisch-irische Tragikomödie „Frank“ (2014)
von Regisseur Leonard Abrahamson in der Filmreihe „Irish on Screen“ im
Babylon Mitte: ein Film rund um eine Rockband namens Soronprfbs, in der
Hobbykeyboarder Jon (Domhnall Gleeson) seine Chance zum Ruhm gekommen
sieht, als er durch einen Zufall bedingt dort einsteigen kann.
Dass den neuen Kollegen auf dem Weg zur großen Karriere aber nicht nur der
Bandname hinderlich ist, sondern einige Musiker bereits in psychiatrischen
Anstalten saßen und Sänger Frank (Michael Fassbender) in allen Lebenslagen
einen großen Pappmachékopf trägt, müsste ihm allerdings zu denken geben.
„Frank“ überzeugt mit einer Unmenge von absurden Einfällen, ohne dass die
Abenteuer der Band dabei zur albernen Lachnummer verkommen würden. Vielmehr
wirken die schauspielerischen Leistungen von Gleeson, Fassbender und Maggie
Gyllenhaal (als Musikerin Clara) regelrecht bewegend in einem Film, der
nicht nur Mediengeilheit und den Glauben an falsche Gurus aufs Korn nimmt:
Schließlich ist man immer dann am besten, wenn man einfach nur man selbst
ist (23. 5., 21.45 Uhr, [2][Babylon Mitte]).
Einen „Museumstag“ legt das Zeughauskino am kommenden Sonntag bei freiem
Eintritt ein: Gezeigt werden neben der halbstündigen DDR-Doku „Museum für
Deutsche Geschichte. Einblicke und Begegnungen“ (über das an selber Stelle
residierende, natürlich noch einer marxistisch-leninistischen
Geschichtsauffassung huldigende Vorgängermuseum des Deutschen Historischen
Museums) und dem Porträt „Mandarin der Moderne“ über den Architekten I.M.
Pei (der den Erweiterungsbau des DHM schuf) auch den schönen Dokumentarfilm
„Das große Museum“ über das Kunsthistorische Museum in Wien.
Regisseur Johannes Holzhausen blickt in seinem Institutionenporträt
unkommentiert, aber nicht ohne hintergründigen Humor auf Sitzungen zur
Budgetplanung, ebenso wie auf Gemäldehängungen, die Vorbereitungen für
einen Präsidentenbesuch oder die Kontrolle von Mottenfallen (21. 5.,
„Museum für Deutsche Geschichte“, 12 Uhr, 15 Uhr; „Mandarin der Moderne“,
13 Uhr, 16 Uhr; „Das große Museum“, 18 Uhr, [3][Zeughauskino]).
18 May 2023
## LINKS
DIR [1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/irish-on-screen/5839-irish-on-screen-brooklyn
DIR [2] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/irish-on-screen/5862-irish-on-screen-frank
DIR [3] https://www.dhm.de/zeughauskino/spielplan/
## AUTOREN
DIR Lars Penning
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