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       # taz.de -- G7-Gipfel in Japan: Sanktionen für russische Diamanten
       
       > Die G7-Nationen haben weitere Einschränkungen Russlands angekündigt. Die
       > USA wollen den Export darüber hinaus begrenzen – und das ist nicht alles.
       
   IMG Bild: Diese Diamanten der Russischen Firma Alrosa werden im Freihafen von Wladiwostok weiterverkauft
       
       Tokio taz | Fast 15 Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine
       haben die Staats- und Regierungschefs der G7-Nationen auf ihrem
       Gipfeltreffen in Hiroshima ein weiteres Sanktionspaket geschnürt. Sie
       wollen die „Kriegsmaschinerie“ von Moskau zügeln und „die Kosten für
       Russland und seine Unterstützer erhöhen“. Insbesondere der [1][Handel mit
       Diamanten] soll deutlich eingeschränkt werden.
       
       Russland ist der weltgrößte Produzent von Rohdiamanten und setzte 2021
       damit vier Milliarden Euro um. „Russische Diamanten sind nicht für ewig“,
       erklärte EU-Ratspräsident Charles Michel.
       
       Die G7-Staaten wollen ihre Maßnahmen gegen die Diamanten koordinieren und
       auch Technologien zur Rückverfolgung ihrer Herkunft einsetzen. Bisher hatte
       die EU den Handel nicht beschränkt, weil Belgien Widerstand leistete. Die
       Hafenstadt Antwerpen ist der weltweit wichtigste Handelsplatz für
       Diamanten.
       
       Die USA hatten sich [2][im Vorfeld des G7-Treffens] für noch schärfere
       Maßnahmen inklusive eines totalen Exportverbots für Russland eingesetzt,
       aber konnten ihre japanischen und europäischen Verbündeten nicht mit ins
       Boot holen. Um dem Sanktionspaket mehr Gewicht zu verleihen, will
       Washington nun 70 Unternehmen aus Russland und anderen Ländern, die an der
       Rüstungsproduktion für Russland beteiligt sind, von US-Exporten
       abschneiden. Mehr als 300 Einzelpersonen, Einrichtungen, Flugzeuge und
       Schiffe werden sanktioniert.
       
       ## Im Schatten des Kriegs
       
       Großbritannien will außer russischen Diamanten kein Kupfer, Aluminium und
       Nickel aus Russland mehr importieren und die Vermögenswerte von weiteren 86
       Personen und Organisationen einfrieren, die Russland helfen. Es wird
       erwartet, dass auch Japan und Kanada neue Sanktionen verkünden. Außerdem
       wollen die G7-Länder Maßnahmen zur Schließung von Schlupflöchern in
       Drittländern ergreifen. Russland konnte einige Beschränkungen wie eine
       Preisobergrenze für Ölexporte umgehen und alternative Absatzmärkte finden.
       
       Die Ukraine wird das beherrschende Gipfelthema bleiben. Dafür sorgt der
       ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der als Überraschungsgast am
       Sonntag dazukommt. Bisher war nur eine Video-Zuschaltung geplant. Aber
       Selenskyj will seine wichtigsten Verbündeten direkt ansprechen und seine
       Anliegen persönlich vortragen. Dabei wird der ukrainische Präsident nicht
       nur für die Mitgliedschaft in der NATO und der Europäischen Union und
       Finanzhilfen für den Wiederaufbau werben.
       
       Vielmehr dürfte sich Selenskyj erneut für die [3][Lieferung von
       F16-Kampfjets] aus US-Produktion starkmachen. Die Schlüsselrolle kommt
       dabei den USA zu. Laut dem US-Sender CNN will Washington seinen
       europäischen Verbündeten die Weitergabe dieser Flugzeuge an die Ukraine
       erlauben. Bundeskanzler Olaf Scholz hält davon wenig. Aber Deutschland
       würde dieser Koalition ohnehin nicht angehören, weil es keine
       F16-Kampfflugzeuge besitzt.
       
       Der Gipfel hatte am Freitag mit Blick auf den russischen Krieg gegen die
       Ukraine bereits symbolträchtig begonnen. Gemeinsam gedachten die Staats-
       und Regierungschefs der Opfer [4][des weltweit ersten Atomwaffeneinsatzes
       in Hiroshima am 6. August 1945], der bis zum Jahresende 140.000
       Menschenleben forderte.
       
       Während der Gedenkminute am Opferdenkmal im Friedenspark legte der
       französische Präsident Emmanuel Macron eine Hand auf die Schulter des
       japanischen Premierministers Fumio Kishida, dessen Familie aus Hiroshima
       stammt. Eine Geste von Biden, der ebenfalls neben Kishida stand, blieb aus
       – die USA sehen bis heute keinen Grund, sich für den Einsatz der Atombombe
       zu entschuldigen.
       
       19 May 2023
       
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   DIR Martin Fritz
       
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