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       # taz.de -- Abschluss des G7-Gipfels: Kritische Töne gegen China
       
       > Keine "Abkoppelung" von China, aber weniger Abhängigkeiten: Die G7 üben
       > sich in Distanz zu Peking. Die Gipfel-Beschlüsse im Überblick.
       
   IMG Bild: Letzter Tag des Gipfels mit Wolodimir Selenski (5.v.r)
       
       Hiroshima afp | Der G7-Gipfel in Japan hat bei weltpolitischen Fragen
       wichtige Weichen gestellt. In der Haltung zu Russland wegen des
       Ukraine-Kriegs zeigte die Gruppe großer Industrienationen (G7) klare Kante
       und kündigte die Verschärfung ihrer Sanktionen an. Beim Umgang mit China
       wagten die [1][G7-Staats- und Regierungschefs] dagegen einen schwierigen
       Balanceakt zwischen Kooperationsbereitschaft und Warnungen. Die Beschlüsse
       des Treffens im japanischen Hiroshima im Überblick.
       
       ## „Unerschütterliche Unterstützung“ der Ukraine
       
       Die G7-Länder bekräftigen ihre „unerschütterliche Unterstützung für die
       Ukraine, so lange dies nötig ist“. Die „diplomatische, finanzielle,
       humanitäre und militärische Unterstützung“ für das von Russland
       angegriffene Land soll verstärkt werden. US-Präsident Joe Biden zeigte sich
       am Rande des Gipfels bereit, der Ukraine auch Zugang zu in den USA
       hergestellten F-16-Kampfjets zu ermöglichen. Dabei geht es zunächst um die
       Ausbildung ukrainischer Piloten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr
       Selenskyj reiste darauf kurzfristig noch persönlich zu dem G7-Gipfel.
       
       ## Vorgehen gegen Russlands „Kriegsmaschinerie“
       
       Die G7-Staats- und Regierungschefs sind sich einig, „die Kosten für
       Russland und diejenigen, die seine Kriegsanstrengungen unterstützen, zu
       erhöhen“. Lücken in den bisherigen Sanktionen gegen Moskau sollen
       geschlossen werden. Dabei erklärten die G7 auch ihren Willen, den
       milliardenschweren Handel mit russischen Rohdiamanten „zu beschränken“.
       Zudem will der Gipfel Russland „Technologien, Industrieausrüstung und
       Dienstleistungen entziehen, die seine Kriegsmaschinerie unterstützen“.
       
       ## Risikominimierung gegenüber China
       
       Eine gemeinsame Haltung zu China war angesichts unterschiedlich gelagerter
       Interessen zwischen den USA und den Europäern durchaus schwierig. Zu einer
       wirtschaftlichen „Abkoppelung“ soll es nun nicht kommen, Risiken einer zu
       großen Abhängigkeit von der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sollen
       aber durch eine Diversifizierung von Lieferketten verringert werden.
       Gleichzeitig warnten die G7-Länder die stark aufrüstende Volksrepublik vor
       „Aktivitäten zur Militarisierung“ im asiatisch-pazifischen Raum und
       verlangten Druck Pekings auf Russland, seine Truppen umgehend aus der
       Ukraine abzuziehen.
       
       ## Erstmals Erklärung zu nuklearer Abrüstung
       
       Die G7 veröffentlichten im 1945 durch einen US-Atombombenangriff zerstörten
       Hiroshima erstmals eine eigene Erklärung zu nuklearer Abrüstung. Darin
       zeigten sie sich besorgt über das schnell wachsende Atomwaffenarsenal
       Chinas. Als „gefährlich und inakzeptabel“ verurteilten sie auch Moskaus
       Drohung mit Atomwaffen im Ukraine-Konflikt und ihre angekündigte
       Stationierung in Belarus. Nordkorea forderten sie zum vollständigen
       Verzicht auf Atomwaffen auf.
       
       ## Klimapolitik mit E-Autos und Gas-Investitionen
       
       Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, unterstützen die G7-Staaten
       das Ziel, bis 2035 den Anteil elektrifizierter Fahrzeuge bei den
       Pkw-Neuzulassungen auf 100 Prozent zu erhöhen. Staatlich geförderte
       Investitionen in den Gassektor werden gleichzeitig unter bestimmten
       Bedingungen und „als vorübergehende Maßnahme“ als zulässig bezeichnet, um
       die Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu beenden. Gesamtziel der G7
       in der Klimapolitik bleibt es aber, „bis spätestens 2050
       Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen zu erreichen“.
       
       ## Risiken Künstlicher Intelligenz
       
       Die G7-Staaten halten eine dringende Befassung mit „Herausforderungen und
       Chancen“ von Künstlicher Intelligenz (KI) für nötig. Sie kündigten eine
       „unverzügliche Bestandsaufnahme“ bei sich schnell verbreitenden selbst
       lernenden Systemen wie dem Chatbot ChatGPT an. Die G7 gründeten dazu eine
       Arbeitsgruppe, die sich mit Fragen von Urheberrechtsschutz bis zur Nutzung
       von KI zur Desinformation durch ausländische Mächte befassen soll.
       
       ## Kampf gegen Hungersnöte
       
       Gemeinsam mit den Gastländern Australien, Brasilien, Cookinseln, Indien,
       Indonesien, Komoren, Südkorea und Vietnam verabschiedeten die G7 eine
       Erklärung zum Kampf gegen Hungersnöte. Die Länder zeigen sich darin besorgt
       über „die sich verschlimmernde globale Krise bei der Ernährungssicherheit“.
       Sie versprechen ein gemeinsames Vorgehen, um „widerstandsfähigere,
       nachhaltige und integrative Landwirtschafts- und Lebensmittelsysteme
       aufzubauen“.
       
       21 May 2023
       
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