# taz.de -- Waldbrände befeuern Klimakrise: Unsere Betten brennen
> Häufende Waldbrände sind ein Alarmzeichen. Es gibt Warnung, dass sie die
> Erde weiter aufheizen – unwiderruflich, wenn wir nicht gegensteuern.
IMG Bild: Waldbrände im kanadischen Nova Scotia
In Südfrankreich, am Ural, in [1][Kanada], in Sibirien oder südlich von
Berlin: In diesem Jahr brennen die Wälder schon im Frühling auf der
Nordhalbkugel. Eigentlich kein Wunder: Die Dürren der Jahre 2018, 2019,
2020 und 2022 haben die Wälder ausgetrocknet, was Brände wahrscheinlicher
macht und sich schneller ausbreiten lässt.
Noch immer zeigt der Dürremonitor des Leipziger Umweltforschungszentrums
UFZ in weiten Teilen Ostdeutschlands, in niedersächsischen Gebieten und am
Oberrhein im Unterboden die [2][tiefrote Farbe] – „außergewöhnliche Dürre“,
die höchste der fünf Warnstufen. Fast deckungsgleich tiefrot sind diese
Gebiete aktuell im Waldbrandgefahren-Index des Deutschen Wetterdienstes
eingefärbt.
Experten warnen seit Jahren, dass Waldbrände durch den Klimawandel noch
verstärkt werden, eine Studie des [3][UN-Umweltprogramms] kommt zu dem
Schluss, dass es Ende des Jahrhunderts 50 Prozent mehr sein könnten.
Gleichzeitig heizen diese Brände die Erdatmosphäre weiter an, denn
abbrennende Bäume geben jenen Kohlenstoff als Treibhausgas wieder frei, den
sie zuvor dank Jahrhunderte langer Photosynthese zu Holz umgebaut hatten.
Wissenschaftler des Atmosphärenüberwachungsdienstes Copernicus bilanzierten
die [4][Waldbrandsaison] des Jahres 2021 auf der Nordhalbkugel: Zusätzlich
gelangten 6,45 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Das ist
fast doppelt so viel, wie die Staaten der EU in einem Jahr ausstoßen.
Soll der menschengemachte Klimawandel gestoppt werden, müssten wir also
mehr Treibhausgase einsparen, um die Waldbrandemissionen irgendwie zu
kompensieren. Die Atmosphäre fragt nicht, ob das „Kohlendioxid on top“ von
einem Auto oder einer karelischen Kiefer stammt. Anders als die Kiefer
hätten wir Gestaltungskraft. Doch statt die zu nutzen, bauen wir mit
Flüssigerdgashäfen eine neue fossile Infrastruktur auf, diskutieren über
„Technologie-Offenheit“ oder den „Heiz-Hammer“. Schon 1987 fragte die Band
Midnight Oil in einem Song: „Wie können wir schlafen, während unsere Betten
brennen?“ Während unsere Wälder brennen, schlafen wir jedenfalls
seelenruhig weiter.
Die Wissenschaft hat viele Waldgebiete auf der Nordhalbkugel als
„Kipp-Element“ im Klimasystem lokalisiert: Ihr Brennen droht bald so viele
Treibhausgase freizusetzen, dass es unerheblich wird, ob wir uns besinnen
und den Klimaschutz ernst nehmen – also keine Häuser mehr aus Beton bauen,
keine neuen Straßen planieren, die Verbrenner von der Straße holen,
Fleischfabriken schließen. Wenn wir jetzt nicht handeln, heizen wir die
Brände weiter an. Und schmälern so weiter die Chance, die Klimakrise noch
abzuwenden.
8 Jun 2023
## LINKS
DIR [1] /Waldbraende-in-Kanada/!5939411
DIR [2] https://www.ufz.de/index.php?de=37937
DIR [3] https://www.unep.org/news-and-stories/press-release/number-wildfires-rise-50-2100-and-governments-are-not-prepared
DIR [4] https://atmosphere.copernicus.eu/wildfires-wreaked-havoc-2021-cams-tracked-their-impact
## AUTOREN
DIR Nick Reimer
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