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       # taz.de -- Bundestag debattiert über Heizungsgesetz: Hitzige Debatte übers Heizen
       
       > In der aktuellen Stunde ging es trotz des fehlenden Heizungsgesetzes heiß
       > her. Die Opposition griff die Ampel-Koalition nach der FDP-Blockade
       > scharf an.
       
   IMG Bild: Jens Spahn von der CDU spricht bei der Sitzung des Bundestags zu den Heizungsplänen der Bundesregierung
       
       Berlin taz | Mit weit aufgerissenen Augen steht CDU-Politiker Jens Spahn am
       Mikrofon des Bundestages und liest Tweets von Politikern aus der
       Ampelkoalition vor: „Von den 170 Seiten des [1][Heizungsgesetzes gehören]
       120 in die Tonne“, zitiert er den FDP-Bundesvorstand Michael Kruse. „Die
       FDP ist eine unzuverlässige und destruktive Clique. Lindner ist ein König
       ohne Land“, zitiert er den Grünen-Abgeordneten Marcel Emmerich. Dann
       irgendwann holt Spahn selbst zum Rundumschlag aus: „Wir erleben in allen
       politischen Fragen, dass Sie sich nicht einigen können, das ist
       mittlerweile eine Standortgefahr für Deutschland“, sagt Spahn.
       
       Die Ampelkoalition ist durch die [2][selbstgemachte Blockade des
       „Gebäudeenergiegesetzes“] in ihre bisher wohl schwerste Krise geraten. Den
       umgangssprachlich „Heizungsgesetz“ genannten Entwurf wollte die Regierung
       eigentlich diese Woche und noch vor der Sommerpause in den Bundestag
       einbringen – die FDP stellte sich allerdings quer. Die kolportierten 101
       offenen Fragen, die die Liberalen ursprünglich noch zum Gesetzesentwurf
       gehabt hätten, gab es zwar gar nicht, die Blockade hingegen schon.
       
       Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nannte das einen [3][„Wortbruch“
       gegenüber den Vereinbarungen im Koalitionsausschuss],
       Grünen-Fraktionschefin Haßelmann sprach von „Arbeitsverweigerung“ der FDP.
       Auch die SPD-Fraktionsspitze sprach von einer ernsten Belastung der
       Koalition. Und als wäre das nicht genug, blockiert die FDP derzeit auch
       noch ein Wärmeplanungsgesetz aus dem Hause von Bauministerin Klara Geywitz
       (SPD) – und im Gegenzug wollen die Grünen nun die Planungsbeschleunigung
       für die von der FDP so geliebten Autobahnen blockieren.
       
       Kein Wunder also, dass die Union im Bundestag eine aktuelle Stunde ansetzte
       unter dem Titel: „Heizungspläne der Bundesregierung stoppen – Wärmewende
       technologieoffen und sozial verträglich neu starten“. Dass es die CDU unter
       Merkel war, welche die Energiewende über Jahre verschlief: geschenkt. Dass
       sich die arbeitgebernahe Union ansonsten nicht für Menschen mit niedrigerem
       Einkommen interessiert: egal. Und einen inhaltlichen Vorschlag zum
       Heizungsgesetz machte Spahn auch gar nicht erst.
       
       ## Ampelstreit macht es der CDU leicht
       
       Dennoch macht es der Ampelstreit ihm geradezu leicht, zur Fundamentalkritik
       auszuholen: Am Ende forderte er nach Tiraden über Rekordinflation,
       Abstiegsangst, „Migrationskrise“ und „kollektiv schlechte Stimmung“ nicht
       nur, das Heizungsgesetz einzustampfen, sondern gleich die ganze Regierung:
       „Statt 101 Fragen bleiben nur 2 übrig: Hat diese Regierung noch die Kraft
       und den Willen, der nötig ist, um Deutschland durch diese Zeit mit
       multiplen Krisen zu führen und hat die Regierung noch das Vertrauen der
       Mehrheit dieses Parlamentes?“
       
       Die Antworten der Ampelfraktionen fielen in der medial befeuerten und nur
       noch wenig an Fakten orientierten Debatte erwartungsgemäß aus. Matthias
       Miersch (SPD) sprach von einer „üblen populistischen Kampagne“ der CDU, die
       den Menschen etwas vormache und mit den Ängsten der Bevölkerung spiele.
       Miersch beklagte, dass die Union inhaltlich sonst nichts beizutragen habe:
       „Gehen Sie nicht dem Populismus nach, sonst machen Sie eine Truppe stark
       und die sitzt dort!“, rief Miersch und zeigte in Richtung AfD.
       
       Der Grüne Andreas Audretsch konnte sich danach Seitenhiebe auf die FDP
       nicht verkneifen: „Eine Vereinbarung in der Politik, aber auch eine
       Vereinbarung zwischen Menschen sollte etwas wert sein“, sagte er andächtig
       und forderte die FDP auf, die Blockade aufzugeben. Man müsse nun als
       selbstbewusste Parlamentarier über das Gesetz, Fristen und
       Technologieoffenheit beraten. Auch die CDU könne inhaltlich beitragen,
       sagte Audretsch, der er „billige Polemik“ und „Konzeptlosigkeit“ vorwarf:
       „Sie sind Gefangene eines alten fossilen Denkens!“
       
       Absurd wurde es, als der FDP-Abgeordnete Lukas Köhler sagte, dass der
       Bundestag der richtige Ort sei, um diese Debatte über das Heizungsgesetz zu
       führen. Schließlich hatte gerade seine Partei tags zuvor verhindert, dass
       der Entwurf aus dem Hause Habeck nun tatsächlich im parlamentarischen
       Verfahren inhaltlich debattiert und bearbeitet werden kann. Köhler sagte
       dann noch, dass er die Inhaltslosigkeit der CDU für ein „Trauerspiel“
       halte, brachte es seinerseits aber auch nicht fertig, etwas Gehaltvolles
       beizutragen. Der bizarre Gesamtauftritt der FDP in den letzten Tagen
       kulminierte schließlich in Köhlers Satz: „Wichtiger, als ein schnelles
       Gesetz zu machen, ist es doch, ein gutes zu machen.“
       
       Grotesk wurde die Debatte um die Wärmewende aber am Dienstag außerhalb des
       Bundestags geführt: In Thüringen unterstellte der dortige Unionschef Mario
       Voigt Habeck am Dienstag gar, eine „Energie-Stasi“ einsetzen zu wollen –
       natürlich in der Bild. Der Kommunikationsberater Johannes Hillje
       [4][kritisierte in diesem Zusammenhang]: „Das aktuelle Hoch der AfD ist
       gewiss multikausal, aber den zuverlässigsten Anschub bekommt sie, wenn
       andere ihre populistische Sprache kopieren und damit legitimieren.“
       
       24 May 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] https://twitter.com/JHillje/status/1661314568059080704
       
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   DIR Gareth Joswig
       
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