URI: 
       # taz.de -- Investoren der Deutschen Fußball-Liga: Bedrohte Solidargemeinschaft
       
       > Der Einstieg eines Investors ist gescheitert. Der Grundkonflikt bleibt:
       > Das Streben der großen Vereine nach mehr Profit wird sich andere Wege
       > bahnen.
       
   IMG Bild: Proteste bei der DFL am Mittwoch: Der Widerstand kam eher aus der Zweiten Liga
       
       Allzu großes Triumphgeschrei über den verhinderten Einstieg eines Investors
       bei der Deutschen Fußball-Liga ist unangebracht. Man freue sich über den
       gemeinsamen Erfolg, ließ das Fan-Bündnis [1][„Unsere Kurve“] am Mittwoch
       wissen, und meinte damit die renitenten Klubs, die eine Zweidrittelmehrheit
       bei der Abstimmung der 36 Erst- und Zweitligisten verhindert hatten.
       
       Trotz eifrigen kommerzkritischen Protests hatte die organisierte Fanszene
       wenig Einfluss auf [2][die Entscheidung der außerordentlichen
       DFL-Mitgliederversammlung]. Eine sehr große Mehrheit auch der sogenannten
       fanintensiven Erstligisten sprach sich für den Investorendeal aus. Das Gros
       der elf Gegenstimmen und fünf Enthaltungen wird bei dem geheimen Votum den
       Zweitligaklubs zugerechnet, die von der Sorge getrieben waren, mit der
       vorgesehenen Verteilung des Investorengeldes würden sie noch mehr auf
       Abstand zum Elitezirkel gehalten.
       
       Für mehr Bedarf an Kapital und Kommerzialisierung sprachen sich ebenfalls
       ausdrücklich die Erstligisten aus Köln und Stuttgart aus, die gegen das
       Geschäft mit einem möglichen Investor gestimmt hatten. Sie widersetzten
       sich nur der Logik der Befürworter, es gebe keine Alternative dazu, sich in
       Abhängigkeit von Kapitalunternehmen zu begeben. So als hätte der deutsche
       Profifußball die Kontrolle über das eigene Geschäft aufgrund des
       internationalen Wettbewerbsdrucks sowieso schon ein gutes Stück verloren.
       
       Die befürchtete Zementierung der Ungleichheit des nationalen Wettbewerbs
       werde sich mit dem Entscheid gegen den Investor erst recht verschärfen,
       sagen die Anhänger des Deals. Letztlich wird derzeit ein Grundkonflikt auf
       die Spitze getrieben, der schon lange Zeit besteht. Die Frage ist, welche
       Ungleichheit wirkt für den deutschen Fußball geschäftsschädigender: Der
       Abstand, den deutsche Spitzenklubs zu Real Madrid und Manchester City
       haben, oder der Abstand, der zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern
       besteht?
       
       ## Watzkes Ansage
       
       Bislang ist es gelungen, die unterschiedlichen Interessen zu einem
       Kompromiss zu formen. Das Selbstverständnis war das einer
       Solidargemeinschaft. Wenn der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim
       Watzke nun den Nein-Sagern erklärte, es solle in der nächsten Zeit keiner
       mit Solidar-Themen kommen, dann ahnt man, mit welchen schweren Waffen
       dieser Konflikt in den vergangenen Wochen ausgetragen wurde.
       
       Vereine wie der FC Bayern München und Borussia Dortmund haben in der DFL
       schon immer mehr oder weniger offen damit kokettiert, ihre Vermarktung
       selbst in die Hand zu nehmen, um bessere Ergebnisse für sich
       herauszuschlagen. Diese Drohung, die Aufkündigung der Solidargemeinschaft,
       könnte in der nächsten Zeit ernsthaftere Gestalt annehmen. Das Streben nach
       Profitmaximierung wird sich andere Wege bahnen. Und die aktive Fanszene
       wird sich absehbar mit neuen Zumutungen auseinandersetzen müssen.
       
       25 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Drastischer-Zuwachs-an-Sportwetten/!5927577
   DIR [2] /Investor-fuer-die-Deutsche-Fussball-Liga/!5933448
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR DFL
   DIR Investoren
   DIR DFL
   DIR Protest
   DIR DFL
   DIR Investoren
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR DFL-Vereine stimmen für Investor: Mehrheit für mehr Geld
       
       Mit der denkbar knappsten Stimmenzahl entscheiden sich die Vereine der
       Deutschen Fußball Liga für den höchst umstrittenen Einstieg eines
       Investors.
       
   DIR Investor für die Deutsche Fußball Liga: Die 2-Milliarden-Euro-Frage
       
       Die 36 Fußballklubs der 1. und 2. Bundesliga müssen eine wegweisende
       Entscheidung treffen. Soll die DFL für viel Geld Macht an einen Investor
       abgeben?
       
   DIR DFL-Debatte über Investor: Verkauf der Zukunft
       
       Die Deutsche Fußball Liga will im Mai über die Beteiligung eines Investors
       entscheiden. Der Deal steht auf wackligen Beinen. Die Fans äußern Unmut.
       
   DIR Deutsche Fußball Liga auf Kapitalsuche: Der revolutionäre Plan der DFL
       
       Die Deutsche Fußball-Liga plant Medienrechte zu veräußern, um an mehr Geld
       zu kommen. Zeit für eine ausgeruhte Debatte ist nicht vorgesehen.