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       # taz.de -- Studie zu Impfstoff gegen Gürtelrose: Er beugt auch Demenz vor
       
       > Ein Forschungsteam aus Heidelberg hat bei einer Erhebung etwas
       > Erstaunliches entdeckt. Der Impfstoff Zostavax verringert offenbar das
       > Risiko einer Demenz.
       
   IMG Bild: Etwa 1,8 Millionen Menschen leben in Deutschland mit Demenz
       
       Etwa 1,8 Millionen Menschen leben in Deutschland [1][mit Demenz]. Und da
       die Gesellschaft immer älter wird, wird die Zahl der Demenzerkrankten
       wahrscheinlich noch weiter wachsen. Dabei gibt es zur Prävention und
       Behandlung heute noch keine [2][effektiven Mittel]. Auch was die Erkrankung
       auslöst, ist unklar.
       
       Immer mehr [3][wissenschaftliche Untersuchungen] legen allerdings die
       Vermutung nahe, dass Herpesviren zum Teil [4][für Demenz verantwortlich]
       sein könnten. Insbesondere Typ-1 des Herpes-Simplex-Virus und das
       Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken auslöst, stehen im Verdacht, das
       Erkrankungsrisiko zu steigern. Die Windpocken machen sich nämlich nicht nur
       auf der Haut bemerkbar, sondern wirken auch im Kopf, wo sie eine
       Gehirnentzündung auslösen oder das Gehirn auf lange Dauer unterschwellig
       schädigen können.
       
       ## Die Studie
       
       Das Varizella-Zoster-Virus äußert sich auf der Haut nicht nur in Form von
       Windpocken. In höherem Alter, wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann es
       sich im Körper erneut vermehren und Gürtelrose auslösen, einen
       schmerzhaften roten Ausschlag. Gegen Gürtelrose gibt es einen Impfstoff,
       und dieser kann offenbar auch dabei helfen, Demenzerkrankungen zu
       verhindern, wie ein Team aus Forscherinnen vom Heidelberg Institute of
       Global Health jetzt herausgefunden hat.
       
       In einer [5][Vorabveröffentlichung] berichten die WissenschaftlerInnen von
       ihrem Vorgehen: Sie schauten sich Bevölkerungsdaten aus Wales an, wo der
       Impfstoff Zostavax seit 2013 zur Vorbeugung gegen Gürtelrose verabreicht
       wird – allerdings nur an Menschen, die nach dem 2. September 1933 geboren
       wurden. Eine Erhebung hat gezeigt, dass sich Geimpfte nur etwa halb so oft
       mit Gürtelrose infizierten wie Nicht-Geimpfte.
       
       Wie die ForscherInnen nun herausfanden, erkrankte die Gruppe, die nach dem
       Stichtag geboren wurde und somit grundsätzlich Zugang zu dem Impfstoff
       hatte, auch zu einem Fünftel seltener an Demenz – und das, obwohl nur knapp
       die Hälfte der Gesamtbevölkerung in dieser Kohorte überhaupt geimpft war.
       Auch der Geschlechteraspekt der Studie ist interessant: Laut dem Team aus
       Heidelberg ist der Schutz des Impfstoffs vor Demenz bei Frauen höher als
       bei Männern.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Bevor sie richtig veröffentlicht werden kann, muss die Studie wie jede
       andere ein [6][Qualitätsprüfungsverfahren durchlaufen]. Sollte sie dieses
       bestehen, dürfte sie die Forschung zur Verbindung zwischen Herpesviren und
       Demenz und somit den Kampf gegen Erkrankungen des Nervensystems
       weiterbringen.
       
       Die Erkenntnisse können dazu beitragen, dass die Demenz in alternden
       Gesellschaften nicht proportional mitwächst. Den ForscherInnen zufolge
       können künftige Untersuchungen die Wirksamkeit von Zostavax genauer
       bestimmen und klären, in welchem Alter es am besten verabreicht werden
       sollte.
       
       18 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Teilhabe-bei-Demenz/!5934487
   DIR [2] /Demenz-Test/!5929867
   DIR [3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7769988/
   DIR [4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9575754/
   DIR [5] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.05.23.23290253v1
   DIR [6] /Vermeintliches-Wissen-in-der-Coronakrise/!5683243
       
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