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       # taz.de -- Lage im DFB-Lager: Der Ofen ist aus
       
       > Das 1.000. DFB-Länderspiel: Warum man hierzulande ohne Vorfreude oder
       > Spannung auf das Jubiläumsspiel des Nationalteams schaut.
       
   IMG Bild: Training auf dem Frankfurter Campus: DFB-Kicker hopsen herum
       
       Der (!) internationale Match stieg [1][am 5. April 1908 in Basel], es war
       das erste Nationalspiel einer Auswahl des DFB. Nicht nur der Artikel, bis
       heute in der Schweiz gebräuchlich, war ungewöhnlich, sondern auch die
       Umstände der Premiere. Viele deutsche Spieler erfuhren erst kurzfristig von
       ihrer Nominierung, teils aus der Presse.
       
       Die Kicker kannten sich kaum, denn der DFB nominierte nicht etwa eine
       Vereinsmannschaft, sondern würfelte die Truppe bunt zusammen. Vorm Spiel
       besuchten alle Spieler gemeinsam den Basler Zoo und freuten sich über
       „endlose Zuschauermassen“ im Stadion. Es waren dann doch nur 3.500 Leute
       da, es hagelte und goss aus Kübeln.
       
       Die Schweiz gewann, und seitdem ist viel Wasser den Rhein hinabgeflossen.
       Deutschland hat die Schweiz überflügelt, ist mehrmals Weltmeister geworden,
       die Wade der Nation wurde medial massiert, das kollektive Bewusstsein
       erlebte im Jahr 2006 ein High, doch jetzt geht fast unter, dass ein
       Jubiläum fürs DFB-Team ansteht: das 1.000. Länderspiel am Montag gegen die
       Ukraine.
       
       ## Tiefes Tal
       
       Ein kleiner Kreis zu jenem Auftakt in der Schweiz schließt sich. Damals wie
       heute steht das Team vor einer ungewissen Zukunft, über die eigene
       Spielstärke kann nur gemutmaßt werden. Man verspricht große Taten, eine
       erfolgreiche Zukunft, aber sicher ist man sich nicht. Der deutsche Fußball
       steckt seit Jahren in einer Baisse, das Tal scheint tief.
       
       Nicht einmal Bundestrainer Hansi Flick kann erklären, warum Spieler wie
       İlkay Gündoğan oder Antonio Rüdiger in ihren Klubs tragende Säulen sind, im
       Nationalteam aber nur Stützen aus Balsaholz. Auch andere spielen papiern,
       und damit ist nicht [2][jene Fähigkeit des Matthias Sindelar] gemeint, das
       körperlose Spiel zu perfektionieren.
       
       Ziehen die mit allen Wassern gewaschenen Profis das schwarz-weiße Trikot
       über, befällt sie eine Schwäche, eine merkwürdige Hemmung, an deren
       Diagnose noch die klügsten Köpfe scheitern. Ist das Nationale obsolet?
       Womit sollen sich Spieler und Fans identifizieren? Wofür steht diese
       Mannschaft noch?
       
       Genaues weiß man nicht, aber sie könnte sich natürlich am Vergangenen
       orientieren und daran aufrichten. Man könnte aber auch mit den Ukrainern
       durch den Bremer Zoo schlendern und sich wie damals gegenseitig versichern,
       als freundlicher Verlierer vom Platz zu gehen. Man könnte das Trikot auf
       links tragen und ein paar Eigentore schießen. Oder mit Libero spielen. Ach,
       was wissen wir denn schon!?
       
       Die Luft ist raus, irgendwie. Pfff. Wenn es doch wenigstens die 90 Minuten
       von damals auf YouTube gäbe. Aber nicht mal das ist vorrätig.
       
       12 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fballl%C3%A4nderspiel_Schweiz_%E2%80%93_Deutschland_1908#:~:text=Das%20Fu%C3%9Fballl%C3%A4nderspiel%20Schweiz%20gegen%20Deutschland,erste%20Sieg%20f%C3%BCr%20die%20Schweizer.
   DIR [2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/der-weg-zur-ersten-fussball-em-sindelar-und-das-wiener-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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