URI: 
       # taz.de -- Boris Johnson und Nicola Sturgeon: Das Ende einer Ära
       
       > Mit den Rücktritten von Boris Johnson und Nicola Sturgeon hat sich die
       > britische Politik verändert. Jetzt sind statt Feuer und Farbe Manager am
       > Zug.
       
   IMG Bild: Als es Farbe und Feuer in der Politik gab: Boris Johnson und Nicola Sturgon im Juli 2019
       
       Noch vor wenigen Jahren [1][dominierten sie die britische Politik]: Boris
       Johnson und Nicola Sturgeon. Der eine in London, die andere in Edinburgh,
       sie regierten mit haushohen Mehrheiten, sie genossen hohe Beliebtheit und
       schienen auf Dauer unangreifbar. Britischer Brexiteer gegen schottische
       Freiheitskämpferin – diese rivalisierenden Selbstinszenierungen stellten
       alles andere in den Schatten.
       
       Jetzt sind sie beide auf einmal weg vom Fenster. Johnson trat erst als
       Premier zurück und [2][jetzt auch als Abgeordneter]. Sturgeon trat erst als
       „First Minister“ ab und musste jetzt [3][eine Festnahme über sich ergehen
       lassen]. Für beide gilt: Ihre Reputation liegt in Trümmern, ihr Lebenswerk
       bröckelt. Von Schottlands Unabhängigkeit ist keine Rede mehr, der Brexit
       ist zwar vollzogen, aber begeistert ist davon niemand. Die allermeisten
       Leute wollen von beiden Personen nichts mehr wissen: Ihre Bilanz ist im
       Rückblick äußerst bescheiden, ihre Mitstreiter sind ihrer überdrüssig –
       ihre Zeit ist vorbei.
       
       Es ist das Ende nicht nur zweier außergewöhnlicher politischer Figuren,
       sondern auch einer außergewöhnlichen politischen Ära. Es war eine Zeit, in
       der man in Großbritannien mit dem Versprechen Wahlen gewann, das Undenkbare
       Wirklichkeit werden zu lassen. Egal wie man zum Brexit und zur
       Unabhängigkeit Schottlands steht: Es sind damit Visionen verbunden und
       politische Leidenschaft, es folgt daraus lebhafter Meinungsstreit und
       Polarisierung – anstrengend, aber auch anregend.
       
       All das war einmal. Die Briten sind ermattet, sie sind der
       Zukunftskonflikte überdrüssig und kämpfen stattdessen mit der Gegenwart.
       Anstelle von Boris Johnson und Nicola Sturgeon regieren Rishi Sunak und
       Humza Yousaf, für beide dürfte wohl kaum jemandem das Wort „Vision“
       einfallen. Ebenso wenig für Keir Starmer in Nachfolge von Jeremy Corbyn. Es
       sind reine Manager, die das Chaos ihrer Vorgänger aufräumen wollen.
       
       Ob sie es schaffen? Mal sehen. Aber wenn nicht, werden sich die Briten
       irgendwann vielleicht nach jener merkwürdigen Zeit zurücksehnen, als es
       Farbe und Feuer in der Politik gab.
       
       13 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Regionalwahlen-England-und-Schottland/!5770693
   DIR [2] /Nach-Boris-Johnsons-Parlamentsruecktritt/!5937376
   DIR [3] /Ex-Regierungschefin-Sturgeon-wieder-frei/!5939791
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Boris Johnson
   DIR Schwerpunkt Brexit
   DIR Nicola Sturgeon
   DIR Rishi Sunak
   DIR Unabhängigkeit Schottland
   DIR Schottland
   DIR Großbritannien
   DIR Schottland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ex-Regierungschefin Sturgeon wieder frei: Schottlands Unschuldige
       
       Die Polizei hat Schottlands Ex-Regierungschefin Sturgeon wieder
       freigelassen. Die verteidigt sich nun in einem Onlinestatement.
       
   DIR Nach Boris Johnsons Parlamentsrücktritt: Ein Spuk in London
       
       Boris Johnson tritt aus dem Parlament zurück. Er kommt damit einer
       Suspendierung zuvor – und sagt der Regierung den Kampf an.
       
   DIR Schottlands Ex-Regierungschefin festgenommen: Sturgeon stolpert über Finanzen
       
       Schottlands ehemalige Regierungschefin Nicola Sturgeon ist festgenommen
       worden. Schon im März hatte sie ihr Amt niedergelegt.