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       # taz.de -- Bildungskrise in Deutschland: Zeitenwende auch für Bildung
       
       > Das Bündnis „Schule muss anders“ fordert mehr Anstrengungen bei der
       > Bildungsgerechtigkeit – und ein 100-Milliarden-Sondervermögen.
       
   IMG Bild: Kundgebung des Bündnisses „Schule muss anders“, hier am 26. 11. 2022 in Berlin
       
       Berlin taz | Am Rande [1][des Treffens von Bund und Ländern] hat das
       Bündnis „Schule muss anders“ mehr Anstrengungen bei der
       Bildungsgerechtigkeit angemahnt. Vor dem Kanzleramt demonstrierten am
       Donnerstagvormittag mehr als hundert Schüler:innen, Lehrkräfte,
       Erzieher:innen und Elternvertreter:innen.
       
       „Wir wollen alle Betroffenen zusammenbringen, um gemeinsam für eine
       bessere, gerechtere und inklusivere Bildung einzustehen“, sagte
       Mitinitiator Philipp Dehne. Das [2][Ausmaß der Bildungskrise] mache es
       notwendig, dass die „politischen Entscheidungsträger“ Bildung endlich mit
       Priorität behandelten. Die Demo vor dem Kanzleramt bezeichnete Dehne als
       Auftakt für einen bundesweiten Bildungsprotest.
       
       Im Kern stellt das Bündnis vier Forderungen auf. Erstens ein Sondervermögen
       für Bildung über 100 Milliarden Euro und eine Anhebung der Bildungsausgaben
       von derzeit 7 auf 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zweitens eine
       bundesweite Ausbildungsoffensive und mehr Praxisbezug im Lehramtsstudium.
       
       Drittens eine Neuorientierung von Lehrplänen hin zu einer Bildung für
       nachhaltige Entwicklung. Und viertens einen Bildungsgipfel mit Kanzler
       Scholz, bei dem Lehrkräfte und Schüler:innen auf Augenhöhe über die
       Lösungen für die Bildungskrise sprechen können.
       
       ## Personalkrise ist Gerechtigkeitskrise
       
       „Auch die Bildung braucht eine Zeitenwende“, fasste Sonya Mayoufi vom
       Berliner Kitabündnis die Forderungen zusammen. Als Pädagogische
       Geschäftsleiterin des landeseigenen Trägers Kindertagesstätten Berlin
       Süd-West beobachtet Mayoufi tagtäglich, wie sehr die Personalkrise die
       Arbeit von Erzieher:innen und anderen Kitakräften erschwert – und damit
       die Aussicht auf mehr Bildungsgerechtigkeit verringert.
       
       Denn fehlendes Personal schade am Ende vor allem den Kindern aus sozial
       benachteiligten Familien, so Mayoufi. Sie forderte deshalb Bund und Länder
       auf, die Rahmenbedingungen an Kitas und Schulen zu verbessern: „Wenn Sie
       bessere Arbeitsbedingungen schaffen, kommen die Fachkräfte von allein“.
       
       Dorothee Berres von den Teachers for Future ergänzte, dass sich auch bei
       den Inhalten etwas ändern müsse. Wenn Kinder und Jugendliche auf die
       Zukunft vorbereitet werden sollen, müssten die Schulen auch stärker die
       Bildung für nachhaltige Entwicklung berücksichtigen. Ein UN-Ziel, zu dem
       sich Deutschland zuletzt 2021 bekannt habe. „Aber alle tollen Ziele
       scheitern an den veralteten Strukturen“, so Berres. Auch [3][angesichts der
       eklatanten Leistungsrückgänge bei Grundschüler:innen] fordert die
       Lehrerin die Politik auf: „Sie müssen reagieren“.
       
       Auch ein Vertreter der Bildungsgewerkschaft GEW sowie mehrere
       Schüler:innen schilderten ihre Eindrücke eines starren und
       unterversorgten Bildungssystems – inklusive massiven Unterrichtsausfalls
       und maroden Schulgebäuden. Sie alle forderten mehr Geld für Bildung.
       
       Ihre Forderungen hat das Bündnis „Schule muss anders“ am Donnerstag der
       Politik übergeben. Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und
       Nordrhein-Westfalen, Stephan Weil (SPD) und Hendrik Wüst (CDU), nahmen den
       Appell im Namen der Bundesländer entgegen. Insgesamt haben den Aufruf mehr
       als 70 Organisationen, Gewerkschaften und Initiativen unterschrieben.
       
       15 Jun 2023
       
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