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       # taz.de -- Neues Gesetz in Frankreich: Regeln für Influencer-Werbung
       
       > Ein neues Gesetz in Frankreich sieht detaillierte Regeln für Influencer
       > vor, die mit Werbung Geld verdienen. Doch es gibt eine Lücke.
       
   IMG Bild: Jede Werbung und auch jede Retusche und jedes virtuelle Bild muss gekennzeichnet sei
       
       Paris taz | Nur wenige der schätzungsweise 150.000 [1][Influencer] in
       Frankreich verdienen dank ihrer Popularität das große Geld. Doch alle
       konnten bisher auf Social Media in Sachen Werbung und [2][Schleichwerbung]
       in etwa machen, was sie wollten. Es gab in diesem Wirtschaftssektor so gut
       wie keine Regeln. Dafür aber Schwindel, Betrug und viel Desillusion.
       
       Weil in Frankreich aber alles seine gesetzliche Ordnung haben muss, haben
       die Parlamentarier*innen nun ein Gesetz verabschiedet, das diesen
       Beruf definiert: Influencer, das ist „eine Person, die auf den Netzwerken
       aus finanziellen Interessen ihre Popularität zur Kommunikation mit einem
       Publikum einsetzt und dabei direkt oder indirekt Werbung für Güter oder
       Dienstleistungen macht“.
       
       Das Geschäft mit der Reklame aber darf nicht unkontrolliert bleiben. Jede
       Werbung und auch jede Retusche und jedes virtuelle Bild muss gekennzeichnet
       sein. In Zukunft ist es laut der von den französischen Abgeordneten und
       Senatsmitgliedern einstimmig gebilligten Gesetzesvorlage den Influencern
       nicht erlaubt, ihren Followern unter anderem Nikotin, Heilmittel,
       Kryptowährungen und Investitionsangebote oder Wetten und Glücksspiele zu
       empfehlen. Explizit steht auch darin, dass es ihnen untersagt ist, ihren
       Fans anzuraten, auf ärztlich verschriebene Therapien zu verzichten.
       
       Wer als Influencer mit Werbung Geld verdienen will, muss zudem einen
       Vertrag mit Auftraggebern vorweisen, in dem Aufgaben und Bezahlung geregelt
       sind. Unabhängig vom Standort in Frankreich oder im Ausland muss jede
       Person, die sich als Influencer an das französische Publikum richtet, eine
       Haftpflichtversicherung abschließen, an die sich eventuelle Opfer mit
       Schadenersatzforderungen wenden können.
       
       Da gerade die erfolgreichsten französischen Influencer fast alle in Dubai
       sind, werden sie angehalten, in einem EU-Land einen Vertreter oder Agenten
       zu nominieren, an den sich die Behörden wenden können. Zuwiderhandlungen
       gegen die neuen Regeln können mit bis zu 2 Jahren Haft und Geldstrafen von
       bis zu 300.000 Euro geahndet werden.
       
       In Frankreich mag diese Summe eine abschreckende Wirkung haben. Influencer
       in Dubai aber dürften diese Paragrafen und eventuellen Sanktionen vorerst
       kaum sehr ernst nehmen. Damit das französische Gesetz für sie kein
       Papiertiger bleibt, müssten andere Staaten und wenigstens die EU mitziehen.
       In Deutschland besteht dazu bereits der Entscheid des Bundesgerichtshofs,
       der einen Rechtsrahmen für Werbung und (unlautere) Schleichwerbung in den
       Netzwerken schafft und namentlich eine Kennzeichnungspflicht vorsieht. In
       Frankreich wollte nun der Gesetzgeber viel weiter und vor allem ins Detail
       gehen, um so seiner internationalen Vorreiterrolle in diesem Bereich
       gerecht zu werden.
       
       2 Jun 2023
       
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