URI: 
       # taz.de -- Neues Label für Schweinefleisch: Mehr, als Merkel geschafft hat
       
       > Das Pflichtsiegel für Schweinefleisch kommt. Die Reform hat Lücken, aber
       > mehr Tierschutz auf einmal ist in dieser Koalition nicht möglich.
       
   IMG Bild: Der Staat schreibt nun vor, dass auf Schweinefleisch angegeben werden muss, wie das Tier gehalten wurde
       
       Die Ampelregierung verbessert das Leben der Tiere in der Landwirtschaft
       stärker als alle Merkel-Koalitionen: Nun hat der Bundestag eine
       verpflichtende [1][Haltungskennzeichnung für Fleisch] beschlossen. Erstmals
       schreibt der Staat vor, dass auf Schweinefleisch angegeben werden muss, wie
       das Tier gehalten wurde. Zudem zahlt er insgesamt 1 Milliarde Euro an
       Bauern, die ihre Ställe für mehr Tierschutz umbauen wollen. Ja, das vom
       grünen Agrarminister Cem Özdemir initiierte Paket hat viele
       Unzulänglichkeiten. Aber es ist besser [2][als das Nichts, das CDU/CSU, SPD
       und FDP unter Kanzlerin Merkel hinterlassen haben].
       
       Die verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsbedingungen soll
       VerbraucherInnen helfen, Schweinefleisch aus engen Ställen und ohne Auslauf
       von Produkten aus Ställen zum Beispiel mit Zugang ins Freie und mehr Platz
       zu unterscheiden. Wenn das Fleisch aus der schlechtesten Stufe namens
       „Stall“ kommt, muss das ab 2026 auf dem Etikett stehen. Das wird den
       öffentlichen Druck erhöhen, endlich mehr Tierschutz in den Ställen
       umzusetzen. Angesichts der Diskussion über staatliche Siegel haben große
       Handelsketten bereits verkündet, dass sie Fleisch aus Haltungsbedingungen
       auslisten wollen, die den niedrigsten Stufen ähneln.
       
       Es stimmt, [3][dass die Kennzeichnung noch große Lücken hat]: Sie soll sich
       zunächst nur auf Schweine und auf den letzten Abschnitt ihres Lebens
       beziehen. Ferkel, Rinder und Hühner sowie Transport und Schlachtung bleiben
       erst mal außen vor. Die Kriterien der fünf geplanten Stufen sind auch teils
       zu lasch. Ein paar Quadratzentimeter mehr Platz pro Tier in der zweiten
       Stufe („Stall + Platz“) werden das Leben eines Schweins kaum verbessern.
       
       Außer in der Kategorie „Bio“ dürfen die Ringelschwänze weiter abgeschnitten
       werden. Es ist durchaus möglich, dass die Ampelkoalition es schafft, die
       Kennzeichnung zum Beispiel auf andere Tierarten auszuweiten. Hätte Özdemir
       gleich auch Rinder und Geflügel integriert, hätte er noch mehr Lobbys gegen
       sich gehabt, und eventuell wäre dann das Label komplett gescheitert. Mit
       seiner abgespeckten Version hat der Grüne nun wenigstens das Prinzip der
       verpflichtenden Haltungskennzeichnung für Fleisch etabliert. Darauf lässt
       sich aufbauen.
       
       Was wäre die Alternative zu diesem in Teilen mangelhaften Siegel gewesen?
       Manche sagen: einfach radikal mehr Tierschutz per Gesetz vorschreiben. Das
       wäre schon deshalb nicht gegangen, weil der Koalitionspartner FDP das
       blockiert hätte. Und es bringt auch nichts, wenn Deutschland im Alleingang
       den Tierschutz verschärft, wegen der höheren Kosten dann Ställe hierzulande
       geschlossen werden und das Fleisch aus schlechteren Haltungsbedingungen
       importiert wird.
       
       16 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gesetz-zur-Kennzeichnung-der-Tierhaltung/!5937724
   DIR [2] /Agrarministerin-Julia-Kloeckner/!5798523
   DIR [3] /Plan-fuer-staatliches-Tierwohllabel/!5856710
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR Landwirtschaft
   DIR Fleisch
   DIR Tierschutz
   DIR Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
   DIR Cem Özdemir
   DIR FDP
   DIR Schwerpunkt Pestizide
   DIR Schwerpunkt Gentechnik
   DIR Cem Özdemir
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Landwirtschaft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Pestizidverbote und mehr Artenvielfalt: Bauern gegen EU-Naturschutzpläne
       
       Pestizidverbote in Schutzgebieten vernichteten Höfe, so Verbandschef
       Rukwied. Mehr Flächen für Artenvielfalt zu reservieren gefährde die
       Ernährung.
       
   DIR Vorschlag der EU-Kommission: „Genpflanzen“ ins Essen schmuggeln
       
       Ein Entwurf der EU-Kommission sieht weitgehende Lockerungen für neue
       Gentechnikmethoden vor. Biobauern und Umweltschützer sind empört.
       
   DIR Gesetz zur Kennzeichnung der Tierhaltung: Özdemirs Fleischsiegel kommt
       
       Der Bundestag beschließt am Freitag, dass auf frischem Schweinefleisch
       stehen muss, wie das Tier gehalten wurde. Tierschützer sind unzufrieden.
       
   DIR Fleischkonsum 2022 auf Rekordtief: Weckruf für die Bauern
       
       Dass der Fleischverzehr auf ein Rekordtief gefallen ist, muss die Landwirte
       wachrütteln. Sie sollten aufhören, mehr Tierschutz zu blockieren.
       
   DIR Aldi für bessere Tierhaltung: Keine Wurst mehr aus Qualställen
       
       Aldi will ab 2030 verarbeitetes gekühltes Fleisch nur von Vieh aus besserer
       Tierhaltung verkaufen. Dafür erhält der Discounter Lob von ungewohnter
       Seite.