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       # taz.de -- OB-Stichwahl in Schwerin: Genervt von der AfD
       
       > Rico Badenschier (SPD) gewinnt die Stichwahl in Schwerin und bleibt
       > Oberbürgermeister. Durch seinen AfD-Kontrahenten sieht er den Ruf der
       > Stadt ruiniert.
       
   IMG Bild: Konnte sich in der Stichwahl klar durchsetzen: Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD)
       
       Bremen taz | Seine Wiederwahl verhindert, dass ein AfD-Mann künftig im
       Schweriner Rathaus sitzt: Rico Badenschier (SPD) bleibt Oberbürgermeister
       der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Er hat am Sonntag [1][die
       Stichwahl gegen Leif-Erik Holm (AfD) gewonnen] und darf nun sieben weitere
       Jahre die Verwaltung leiten.
       
       Badenschier erhielt 67 Prozent der Stimmen, Holm 32. Knapp die Hälfte der
       Wahlberechtigten beteiligten sich an der Abstimmung, die nötig geworden
       war, weil im ersten Wahlgang niemand die absolute Mehrheit erringen konnte.
       
       Auf seiner Website schaut der 44-jährige Badenschier freundlich drein, mit
       Hemd und Jackett, ohne Krawatte. Im [2][Interview mit dem NDR] wirkt er
       nach der Wahl dagegen reichlich genervt: Immer nur gehe es um die AfD. „Ich
       glaube, dass diese zwei Wochen der Außenwahrnehmung von Schwerin mehr
       geschadet haben, als wir in ein oder zwei Jahren wieder reinholen können.“
       
       Zwischen Wahl und Stichwahl habe es Holm geschafft, „unsere Stadt in ein
       blaues Licht zu tauchen“ – in die politische Farbe der AfD. Dabei sei Holm
       jemand, „der erkennbar gar nicht Bürgermeister werden wollte“. Entsprechend
       fühle er „ein kleines bisschen Groll“ – darüber, dass es „in den
       überregionalen“ Medien nur darum ging, wie das mit der AfD in Schwerin
       überhaupt passieren konnte.
       
       ## Der blaue Schein soll weg
       
       Badenschier ist seit 2016 Oberbürgermeister der Stadt. Davor arbeitete er
       als Oberarzt für Neuroradiologie. Studiert hat er gebürtige Chemnitzer in
       Marburg und Kiel. Vor seinem Amtsantritt saß er bereits zwei Jahre in der
       Stadtvertretung Schwerins.
       
       „Ich hoffe, dass wir diesen blauen Schein von uns möglichst schnell
       wegkriegen und wieder die weltoffene tolerante Stadt sind“, sagt er dem NDR
       weiter. „Dieses Bild müssen wir deutschlandweit wieder neu zeichnen.“ Auf
       dem Plan stehe zudem die Fortschreibung des integrierten
       Stadtentwicklungskonzepts, sagt er. Bereits am Montagmorgen stünden die
       ersten Termine an. Neben dem Groll – und der Freude über die Wiederwahl –
       hat Badenschier auch „Ehrfurcht und Demut“ vor der Aufgabe, die vor ihm
       liegt. „Es sind schwere Zeiten.“
       
       Auch andere Orte stehen vor der Situation, aus der Schwerin noch einmal
       davongekommen ist: [3][Im Thüringer Landkreis Sonneberg] entscheidet am
       kommenden Wochenende ebenfalls eine Stichwahl über den künftigen Landrat.
       AfDler Robert Sesselmann tritt gegen den CDUler Jürgen Köpper an.
       Sesselmann war im ersten Wahlgang nur knapp gescheitert; er bekam 47
       Prozent der Stimmen.
       
       Und in Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt fand parallel zur Schweriner
       Stichwahl der erste Durchgang der Bürgermeisterwahl statt – auch hier muss
       eine Stichwahl für das Ergebnis sorgen, auch hier tritt in zwei Wochen die
       AfD an.
       
       In Schwerin war die Ausgangslage eine etwas andere: Hier lag Badenschier
       bereits im ersten Durchgang deutlich vorn. Danach hatten CDU, Grüne und
       Linke eine Wahlempfehlung für den SPD-Kandidaten ausgesprochen. Doch kann
       das auf Dauer eine Strategie sein, auf Stichwahlen zu hoffen und diese nach
       dem „Alle gegen einen“-Prinzip zu überstehen?
       
       Zweifel an dieser Strategie gibt es: [4][Die FDP in Schwerin hat bei dem
       Prozedere jetzt schon nicht mitgemacht.] Sie sprach sich nicht für die Wahl
       von Badenschier aus, sondern hielt sich lieber raus. Kreisvorstand Paul
       Bressel bezeichnete die Wahl sogar als eine „zwischen Pest und Cholera“.
       Die Bundespartei hat diese Haltung der Schweriner Kolleg*innen
       inzwischen kritisiert.
       
       19 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /SPD-Mann-siegt-bei-OB-Wahl-in-Schwerin/!5941425
   DIR [2] https://www.ndr.de/radiomv/Dieses-blaue-Licht-von-der-Stadt-wieder-wegkriegen-,badenschier140.html
   DIR [3] /AfD-in-Thueringen/!5936477
   DIR [4] /Oberbuergermeisterwahl-in-Schwerin/!5936474
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Götz
       
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