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       # taz.de -- Hilfe für Sudan: Abstieg in Tod und Zerstörung
       
       > Auf einer UNO-Geberkonferenz für den Sudan werden Appelle an die
       > Weltgemeinschaft laut, Geld zur Verfügung zu stellen und Grenzen offen zu
       > halten.
       
   IMG Bild: Halime Yakoub, eine Frau mit ihren Kindern, die in die Region Darfur vor der Gewalt geflohen ist
       
       Berlin taz | Es ist die dramatischste Flüchtlingskrise des Jahres 2023 und
       die aktuell größte neben der Ukraine. Die Kämpfe zwischen Armee und Milizen
       in Sudan seit 15. April haben in zwei Monaten knapp 2,5 Millionen Menschen
       in die Flucht getrieben – 1,9 Millionen innerhalb des Landes, 550.000 in
       Nachbarländer, berichtet die UN-Migrationsorganisation IOM am Montag
       anlässlich der ersten internationalen Sudan-Geberkonferenz seit
       Kriegsausbruch.
       
       UN-Generalsekretär António Guterres eröffnete das Treffen in Genf am
       Montagnachmittag mit drastischen Worten. „Das Ausmaß und die
       Geschwindigkeit von Sudans Abstieg in Tod und Zerstörung ist beispiellos“,
       sagte er und wies auf die [1][chronische Unterfinanzierung humanitärer
       Hilfe] in Sudan hin.
       
       Schon der laufende UN-Jahresappell für Sudan in Höhe von 3 Milliarden
       US-Dollar sei bislang zu nur 17 Prozent gedeckt – und inzwischen herrscht
       eine ganz neue Lage. Mittlerweile sind nach UN-Angaben 25 Millionen der 48
       Millionen Einwohner Sudans auf auswärtige humanitäre Hilfe zum Überleben
       abhängig. Und nicht nur die Bedürftigkeiten steigen, auch die Kosten – und
       die Unsicherheit.
       
       „Wegen Mangel an Zugang wissen wir nicht genau, wem humanitäre Hilfe
       zugutekommt“, warnte in Genf die deutsche Staatsministerin im Auswärtigen
       Amt Katja Keul (Grüne). Es seien aber inzwischen wieder internationale
       Hilfsaktionen im Gange und sie können „hoffentlich so viele Menschen
       erreichen wie möglich“. Sie sagte aus Deutschland 200 Millionen Euro
       humanitäre Hilfe zu, die Hälfte davon neue, noch nicht gebundene Zusagen.
       
       ## „Lasst Menschlichkeit walten“
       
       Ein ungehinderter Zugang für die Bedürftigen in Sudan besteht für
       auswärtige Akteure nicht – dafür sorgt allein schon der Krieg. Gezielt
       werden medizinische Einrichtungen, Treibstoff- und Lebensmittellager
       angegriffen und geplündert. In den Konfliktregionen im westsudanesischen
       Darfur, weit weg von der Hauptstadt, eskaliert der Krieg in diesen Tagen.
       
       In der Hauptstadt Khartum hingegen hält [2][seit Sonntag eine 72-stündige
       Waffenruhe]. Doch eine politische Lösung des Konflikts zwischen Staats- und
       Armeechef Abdelfattah al-Burhan und dem ehemaligen Vizepräsidenten und Chef
       der Miliz RSF (Rapid Support Forces), Hamdan Daglo Hametti, ist nach wie
       vor nicht in Sicht.
       
       „Die Kämpfe müssen enden“, formulierte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo
       Grandi in Genf. Und an Sudans Nachbarländer gerichtet: „Haltet eure Grenzen
       offen. Bitte lasst Menschlichkeit walten.“
       
       Insgesamt sind bei der Geberkonferenz für den Sudan nach UN-Angaben knapp
       1,5 Milliarden Dollar (1,37 Milliarden Euro) für die Bevölkerung des
       Krisenlandes zusammengekommen. „Diese Krise benötigt dauerhafte finanzielle
       Unterstützung und ich hoffe, wir behalten alle den Sudan an der Spitze
       unserer Prioritätenliste“, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths
       zum Abschluss der Konferenz in Genf.
       
       (mit afp)
       
       20 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Welthungerhilfe/status/1670700971381407746?s=20
   DIR [2] /Neue-Waffenruhe-im-Sudan/!5941367
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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