URI: 
       # taz.de -- US-Außenminister in China: Ein zaghafter Schritt
       
       > Chinas Staatschef Xi Jinping empfängt US-Außenminister Blinken - schon
       > das ist ein gute Nachricht. Die Liste der Streitthemen bleibt aber lang.
       
   IMG Bild: Chinas Außenminister Wang Yi (rechts) und US-Amtskollege Antony Blinken in Peking
       
       Antony Blinkens Pekingbesuch hat mehr denn je offengelegt, dass hier zwei
       sehr unterschiedliche Systeme aufeinandertreffen: Auf der einen Seite ein
       US-Außenminister, der sich mit einem lockeren Scherz auf den Lippen den
       kritischen Fragen der Presse stellt. Auf der anderen Seite Xi Jinping, ein
       zutiefst paranoider Autokrat, der selbst sein Treffen mit dem angereisten
       Gast aus Washington bis zur letzten Sekunde geheim hält.
       
       Aber die gute Nachricht ist: Die zwei Weltmächte sind [1][sich trotz
       massiver Differenzen] zumindest darin einig, dass sie gemeinsam miteinander
       auskommen müssen. Die vergangenen zwei Tage bildeten dafür einen zaghaften
       Schritt in die richtige Richtung: Allein, dass sich Xi überhaupt persönlich
       mit dem formell niedriger gestellten Blinken traf, [2][ist als Geste des
       guten Willens zu verstehen]. Doch Peking hat während der Arbeitsgespräche
       auch immer wieder seine politischen Zähne gefletscht.
       
       Insbesondere Wang Yi, der führende Außenpolitiker des Landes, trat als
       nationalistischer Wolfskrieger auf: Sein rhetorisches Repertoire scheint
       nur aus Schuldzuweisungen an Washington zu bestehen, während ihm
       Selbstkritik ein Fremdwort bleibt. Angesichts der derzeitigen Spannungen
       ist mehr als eine vorsichtige Annäherung ohnehin utopisch. Denn die Liste
       an Streitthemen ist schier endlos, und bei den Kernfragen können selbst
       Experten mit lebhafter Fantasie keine Kompromisslösungen am diplomatischen
       Horizont erkennen. Zu verhärtet sind die gegenseitigen Fronten: angefangen
       beim Handelskrieg über Menschenrechtsfragen bis hin zur chinesischen
       Haltung gegenüber Russland.
       
       Am brisantesten ist jedoch zweifelsohne der [3][Taiwankonflikt], der
       zuletzt wieder hochkochte. Umso ernüchternder ist es, dass Peking laut
       Angaben von Blinken einem direkten Kommunikationskanal zwischen den zwei
       Armeen nicht zugestimmt hat. Künftig also wird die Weltgemeinschaft erneut
       zittern müssen, wenn es rund um die Insel Taiwan wieder zu
       unvorhergesehenen Eskalationen und Fehlkalkulationen kommen sollte.
       
       19 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /China-und-Russland/!5934481
   DIR [2] /US-Aussenminister-besucht-China/!5941387
   DIR [3] /US-Militaermanoever-in-der-Naehe-Taiwans/!5927980
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
       ## TAGS
       
   DIR China
   DIR Antony Blinken
   DIR Xi Jinping
   DIR USA
   DIR US-Außenministerium
   DIR Außenminister
   DIR Taiwan
   DIR China
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Deutsch-chinesische Konsultationen: Scholz macht auf KP-Kader aus China
       
       Als Hausherr im Kanzleramt fügt sich Olaf Scholz dem Wunsch der
       chinesischen Regierungsdelegation und lässt keine Frage von
       Journalist*innen zu.
       
   DIR US-Außenminister besucht China: Immerhin reden sie miteinander
       
       Inmitten von Spannungen zwischen den USA und China reist US-Außenminister
       Blinken nach Peking. Die Chancen auf einen Durchbruch sind gering.
       
   DIR China und Russland: Die ungleichen Partner
       
       Der Krieg hat China und Russland zusammenrücken lassen. Trotzdem zeigen
       sich grundverschiedene Weltbilder.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Blinken trifft Wang Yi
       
       Anthony Blinken und Chinas oberster Außenpolitiker Wang Yi haben auf der
       Sicherheitskonferenz gesprochen. Die Ukraine hat fast überall wieder Strom.