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       # taz.de -- Drohung von russischem Sportfunktionär: Mit dem Panzer nach Paris
       
       > Russlands Ringerboss Michail Mamiaschwili hat eine spezielle Idee für den
       > Weg zu Olympia. Auch sonst ist er ein übler Typ.
       
   IMG Bild: Ringerchef mit eiserner Faust: Michail Mamiaschwili bei einem Treffen von Sportfunktionären
       
       Michail Mamiaschwili ist ein angesehener Mann. 1988 hat er für die
       Sowjetunion im Ringen Gold gewonnen. Der Mittelgewichtler hat auch drei
       Weltmeistertitel im griechisch-römischen Stil errungen. Er ist in die Hall
       of Fame des Ringersports aufgenommen worden. Sein Heimatklub ist der
       Zentrale Armeesportklub ZSKA und natürlich ist der Hauptmann der Armee ein
       mit russischen Orden reich behängter Mann.
       
       Dass er ein veritables Arschloch sein kann, das hat er schon mehrfach unter
       Beweis gestellt – auch schon bevor er in dieser Woche angekündigt hat, mit
       Panzern [1][zu den Olympischen Spielen nach Paris] zu fahren.
       
       Mit dieser Drohung hatte er auf die Idee des polnischen Sportministers
       Kamil Bortniczuk reagiert, regimekritischen Russen und Belarussinnen, die
       sich explizit gegen den Krieg, den ihre Länder gegen die Ukraine führen,
       positionieren, den Weg zu Olympia [2][über das Flüchtlingsteam] des IOC zu
       ebnen. Das sei vielleicht eine Möglichkeit, einen Olympiaboykott von
       Ländern zu verhindern, die sich weigern, gegen Russinnen und Belarussen
       anzutreten, auch wenn diese als sogenannte Neutrale in die Arenen geführt
       werden.
       
       Für die zahlreichen Sportlerinnen und Sportler aus Belarus, [3][die sich
       gegen das Regime von Alexander Lukaschenko gestellt haben], die emigriert
       sind und vom Ausland aus Geld zur gegenseitigen Unterstützung sammeln, wäre
       eine derartige Herangehensweise durchaus sinnvoll.
       
       ## Schläge ins Gesicht
       
       Und für die Russen? Ja, für die wäre das auch eine gute Idee. Doch eine
       nennenswerte Zahl organisierter Sportoppositioneller mit russischem Pass
       ist bislang nicht in Erscheinung getreten. Warum das so ist? Ein
       Verbandsboss, der mit Panzern droht, nur wenn einer Mal eine Idee äußert,
       die ihm nicht schmeckt, mag einen Hinweis darauf liefern, wie hoch der
       Druck im russischen Sportsystem ist. Womit wir wieder bei dem netten Herrn
       Mamiaschwili wären. Es gäbe nämlich durchaus viele Gründe, vor einem wie
       ihm in ein Flüchtlingsteam zu fliehen.
       
       So soll er besoffen und wutschnaubend bei den Olympischen Spielen 2016 in
       Rio de Janeiro der russischen Ringerin Inna Traschukowa zwei Mal ins
       Gesicht geschlagen haben, weil er der Meinung war, sie habe sich bei ihrer
       Niederlage im Kampf um Bronze nicht ausreichend angestrengt. Zwei andere
       Ringerinnen bezeichnete er bei denselben Spielen als „nichtswürdig“,
       nachdem sie ihre Finalkämpfe um die Goldmedaille verloren hatten.
       
       Außerhalb der sehr eigenen Welt des Weltsports wäre es wohl kaum möglich,
       dass so ein Typ einen wichtigen Posten erhält. Und im Sport? Klar doch.
       Mamiaschwili ist Vizepräsident des Internationalen Ringerverbands UWW und
       steht dessen technischer Kommission vor.
       
       20 Jun 2023
       
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