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       # taz.de -- Verbot prorussischer Partei in Moldau: Köpfe und Herzen gewinnen
       
       > Das Verbot der prorusssischen Sor-Partei wird wenig helfen, solange ihre
       > Anhänger weiter willfährige Vollstrecker Moskaus sind.
       
   IMG Bild: Anhänger:innen der prorussischen Partei Șor demonstrieren vor dem Verfassungsgericht
       
       Das Verfassungsgericht der Republik Moldau hat die Reißleine gezogen und
       die prorussische Partei Șor verboten. Ein wichtiger Sieg für die
       moldauische Demokratie, wie Parlamentspräsident Igor Grosu frohlockt? Nun,
       diese Entscheidung ist wohl eher ein Befreiungsschlag vor dem Hintergrund
       berechtigter Ängste, das Land könnte nach der Ukraine zum nächsten
       militärischen Angriffsziel Moskaus werden.
       
       Die Menschen [1][im Sinne des Kremls] ideologisch zu indoktrinieren und
       Moldau politisch zu destabilisieren – dazu leistet Ilan Șor, Namensgeber
       der verbannten Oppositionspartei, einen „wertvollen“ Beitrag. Der
       Geschäftsmann wurde im vergangenen April von einem Gericht wegen
       Beteiligung an einem Diebstahl von rund 1 Milliarde US-Dollar aus dem
       moldauischen Bankensystem in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt.
       
       Von Israel aus leitet er die Geschäfte und bringt seit Monaten Leute gegen
       Moldaus westlich orientierte Regierung in Massen auf die Straße. [2][Für
       die Teilnahme bezahlt er] – ein wesentlicher Anreiz in einem Land, wo viele
       an oder unter der Armutsgrenze herumkrebsen. Dass die wirtschaftliche
       Misere in erheblichem Maße der Tatsache geschuldet ist, dass der Kreml in
       bewährter Manier auch gegen Chișinău Gaslieferungen als Waffe einsetzt –
       wen interessiert das schon.
       
       Selbst wenn die jüngste höchstrichterliche Entscheidung juristisch nicht zu
       beanstanden sein sollte, ist fraglich, ob sie den gewünschten Effekt
       entfaltet. Șors Anhänger*innen werden sich weiter als willfährige
       Vollstrecker*innen Moskaus und dessen Informationskrieges
       instrumentalisieren lassen. Dabei sind nicht nur die üblichen Verdächtigen,
       die wie in der abtrünnigen Region Transnistrien ihren Blick traditionell
       nach Russland richten, für eine derart billige Propaganda empfänglich.
       Nein, das gilt auch für einen Teil der rumänischsprachigen Bevölkerung.
       
       Bei ihnen allen für einen [3][europäischen Weg] zu werben, ja ihre Köpfe
       und Herzen zu gewinnen – das muss das Ziel der Machthaber in Chișinău sein.
       Parteienverbote allein werden dafür nicht ausreichen.
       
       20 Jun 2023
       
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   DIR Barbara Oertel
       
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