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       # taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Neue Verfassung spaltet das Land
       
       > Präsident Touadéra will per neuer Verfassung länger regieren. Die
       > Opposition schließt sich dagegen zusammen.
       
   IMG Bild: Präsident Faustin-Archange Touadéra (links) mit einem Freund
       
       Bangui taz | Ein geplantes Referendum, das [1][Präsident Faustin-Archange
       Touadéra] den Verbleib im Amt auch nach Ende seiner zweiten gewählten
       Amtszeit 2025 ermöglichen könnte, stürzt die instabile Zentralafrikanische
       Republik in eine neue Krise. Touadéra könnte bei Erfolg eine dritte
       Amtszeit anstreben – in einem Land voller bewaffneter Konflikte.
       
       Touadéra kündigte am 30. Mai ein Referendum über eine neue Verfassung für
       den 30. Juli an. Die geltende Verfassung von 2016 „spiegelt die tiefen
       Aspirationen des zentralafrikanischen Volkes unzureichend wider“, sagte
       der Präsident und erklärte, er könne „die drängenden und legitimen
       Forderungen des souveränen Volkes, unserem Land eine neue Verfassung zu
       geben, nicht ignorieren“.
       
       Doch die Opposition und Teile der internationalen Gemeinschaft lehnen das
       Vorhaben ab, unter anderem, weil es Touadéra eine weitere Amtszeit
       ermöglichen könne. Touadéra wurde erstmals 2016 gewählt und zur Jahreswende
       2020/21 wiedergewählt, in einem Bürgerkriegsklima, als [2][Rebellen auf die
       Hauptstadt Bangui zumarschierten] und der Präsident Militärhilfe der
       russischen Wagner-Truppe benötigte, um die Angriffe zurückzuschlagen.
       [3][Er gewann mit 54 Prozent der Stimmen] bei einer Wahlbeteiligung von nur
       35 Prozent.
       
       Seine Partei MCU (Mouvement Coeurs Unis) trat daraufhin für eine neue
       Verfassung ein, und eine Arbeitsgruppe wurde beauftragt, einen Vorschlag zu
       erarbeiten. Das Verfassungsgericht erklärte die Arbeitsgruppe im September
       2022 für verfassungswidrig. Touadéra reagierte mit der Absetzung der
       Präsidentin des Verfassungsgerichts.
       
       ## Wahlen werden vermutlich wieder verschoben
       
       Der Streit hat bereits dazu geführt, dass die für September 2022 geplanten
       Kommunalwahlen verschoben wurden. Der neue Termin im Juli 2023 wird nun
       wieder verschoben werden müssen, damit zuerst das Referendum stattfinden
       kann. Das oppositionelle Parteienbündnis BRDC (Bloc Républicain pour la
       Défense de la Constitution, BRDC) hat einen Boykott angekündigt.
       
       Carine Kaneza Nantulya von der Menschenrechtsorganisation Human Rights
       Watch warnt vor einem zunehmend repressiven Klima, in dem Proteste
       behindert und Bürgerrechtler bedroht werden. „Präsident Touadéra sollte
       öffentlich sagen, dass er für eine freie und faire Debatte über die
       Verfassungsänderung eintritt“, erklärte Nantulya.
       
       7 Jun 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Oman Mbiko
       
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