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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj reist ins Flutgebiet
       
       > Der ukrainische Präsident ist in der Region Nowa Kachowka eingetroffen.
       > Russland meldet die Abwehr einer ukrainischen Offensive im Süden des
       > Landes.
       
   IMG Bild: Präsident Selenskyj in der Region Kachowka am 8. Juni
       
       ## Moskau verkündet Abwehr von ukrainischer Offensive
       
       Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben von Verteidigungsminister
       Sergej Schoigu am Donnerstagmorgen eine Offensive der ukrainischen Armee im
       Süden der Ukraine abgewehrt. Um 01.30 Uhr Ortszeit hätten die ukrainischen
       Truppen mit 1.500 Soldaten und 150 gepanzerten Fahrzeugen in der Region von
       Saporischschja versucht, „unsere Verteidigungslinien zu durchstoßen“,
       erklärte Schoigu. Im Verlauf zweistündiger Gefechte sei der „Feind“
       gestoppt worden und habe sich nach schweren Verlusten zurückgezogen. In der
       Region befindet sich das gleichnamige Atomkraftwerk, das größte in Europa.
       Dieses hatten die russischen Truppe zu Beginn ihrer Offensive im Frühjahr
       2022 unter ihre Kontrolle gebracht. (afp)
       
       ## Gouverneur: Russland bombardiert Stadt Cherson
       
       Russland bombardiert nach Angaben des Gouverneurs der Oblast Cherson die
       gleichnamige Stadt. Auch in der Nähe gelegene Küstengebiete seien
       beschossen worden, teilt Olexander Prokudin auf Telegram mit. Ein
       Reuters-Reporter in Cherson sagt, er habe so etwas wie Artilleriefeuer
       gehört. Details dazu konnte er nicht nennen. (rtr)
       
       ## Selenskyj im Flutgebiet bei Cherson eingetroffen
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in der von
       Überschwemmungen nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms heimgesuchten Region
       eingetroffen. Er wolle sich ein Bild von den Evakuierungen machen und dabei
       helfen, Zivilisten mit Trinkwasser und anderen Dingen zu unterstützen,
       sowie die Umweltschäden einzudämmen, schrieb Selenskyj am Donnerstag auf
       Telegram. Außerdem stellte er Mittel in Aussicht, um Einwohner und
       Unternehmen zu entschädigen, die wegen der steigenden Wassermassen ihre
       Häuser und Anlagen verlassen mussten.
       
       Indessen teilte der von Russland als Bürgermeister der am Staudamm
       gelegenen Stadt Nowa Kachowka eingesetzte Wladimir Leontjew mit, dass fünf
       als vermisst gemeldete Menschen tot seien. Zwei weitere Vermisste seien
       lebend gefunden worden, sagte Leontjew dem russischen Staatsfernsehen.
       
       Die Ukraine warf russischen Truppen vor, die von ihnen kontrollierte
       Staumauer gesprengt zu haben. Russland machte ukrainischen Beschuss für die
       Zerstörung verantwortlich. In der Gegend bildet der Dnipro praktisch die
       Frontlinie. Bislang sind auf beiden Seiten der Front mindestens 4.000
       Menschen evakuiert worden.
       
       Der ukrainische Regionalgouverneur Olexander Prokudin sagte, das Wasser in
       den Überschwemmungsgebieten habe am Donnerstagmorgen durchschnittlich 5,60
       Meter hoch gestanden. Etwa 600 Quadratkilometer seien überflutet, mehr als
       zwei Drittel davon auf dem von Russland kontrollierten Ostufer des Dnipro.
       
       Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko warf der Ukraine vor, den
       Staudamm gesprengt zu haben, um vom Misserfolg ihrer Gegenoffensive
       abzulenken. Die Ukraine habe fast 200 gepanzerte Fahrzeuge und mehr als
       2000 Soldaten verloren, sagte Lukaschenko. Doch jetzt sprächen alle nur
       noch über Kachowka. (ap)
       
       ## Ukraine: Stausee-Wasserstand vor gefährlichem Tiefpunkt
       
       Der Wasserstand des Kachowkaer Stausees im Süden der Ukraine nähert sich
       den Behörden zufolge nach der Zerstörung des Damms einem gefährlichen
       Tiefpunkt. Ein weiteres Absinken drohe die Wasserversorgung der Kühlbecken
       für das nahe gelegene Kernkraftwerk Saporischschja und anderer Regionen zu
       beeinträchtigen, sagt der Leiter des staatlichen Betreibers des am
       gebrochenen Damm gelegenen Wasserkraftwerks, Ihor Syrota, im Fernsehen.
       
       Sein Unternehmen stehe für Reparaturarbeiten am Damm und dem
       Wasserkraftwerk bereit, sobald die russischen Truppen die östliche Seite
       des Dnipro verlassen hätten. Die UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA hatte zuletzt
       mitgeteilt, dass Europas größtes Kernkraftwerk über genügend Wasser
       verfügt, um die Reaktoren für „mehrere Monate“ aus einem Becken oberhalb
       des Stausees zu kühlen. (rtr)
       
       ## Ukraine befürchtet erheblichen Ernteausfall
       
       Der Ukraine droht durch die Flutkatastrophe im Süden des Landes nach
       Angaben der Regierung ein mehrere Milliarden Tonnen schwerer Ernteausfall.
       Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms in dieser Woche seien Zehntausende
       Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in der Südukraine überschwemmt
       worden, teilt das Agrarministerium mit. Zudem würden mindestens 500.000
       Hektar Land ohne Bewässerung veröden.
       
       Auf den betroffenen Flächen würden hauptsächlich Gemüse, Melonen, Getreide
       und Ölsamen angebaut. Bei den überschwemmten Gebieten sei eine umfassende
       agrarökologische Bewertung des Bodenzustands erforderlich. In den meisten
       Fällen seien Spezialarbeiten zur Wiedernutzung nötig. Die Ukraine ist ein
       weltweit führender Erzeuger und Exporteur von Getreide und Ölsamen. (rtr)
       
       ## Tass – Mehr als 14.000 Häuser überschwemmt
       
       Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind russischen Angaben zufolge
       bislang fast 4.300 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Mehr als 14.000
       Häuser seien überschwemmt worden, meldet die staatliche Nachrichtenagentur
       Tass unter Berufung auf russische Sicherheitsdienste. (rtr)
       
       ## Behörden: 600 Quadratkilometer überflutet
       
       Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine stehen nach
       Angaben der Behörden rund 600 Quadratkilometer der Region Cherson unter
       Wasser. 68 Prozent davon lägen auf dem von Russland besetzten Ufer des
       Dnipro, teilt Regionalgouverneur Olexandr Prokudin über den
       Kurznachrichtendienst Telegram mit. Der durchschnittliche Wasserstand habe
       am Morgen bei 5,61 Metern gelegen. (rtr)
       
       ## Rettung von Dächern
       
       Nach der Zerstörung des Damms wächst die Sorge vor den Folgen für die
       Bevölkerung in der Südukraine. Die ukrainischen Behörden schickten am
       Mittwoch Helfer zur Rettung hunderter Menschen, die auf Dächern festsaßen.
       Die Einsatzkräfte sollten überschwemmte Gebiete auch mit Trinkwasser
       versorgen. Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte vor einer
       Umweltkatastrophe. In einem Video sagte er, es sei unmöglich vorherzusagen,
       wie viele der in den überfluteten Gebieten gelagerten Chemikalien und
       Ölprodukte in die Flüsse und das Meer gelangen würden. Der Damm und Stausee
       waren für die Frischwasser- und Bewässerungsversorgung der Südukraine von
       entscheidender Bedeutung. Schon jetzt ist klar, dass Zehntausende von
       Menschen kein Trinkwasser mehr haben, die Ernten ruiniert und die Weichen
       für einen langfristigen Strommangel gestellt sind. (ap)
       
       ## Warnung von Landminen
       
       Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat nach der Zerstörung
       des Kachowka-Staudamms in der Ukraine auf die katastrophalen Auswirkungen
       auf die Lokalisierung von Landminen hingewiesen. „Wir wussten, wo die
       Gefahren waren“, sagte Erik Tollefsen, Leiter der Abteilung für
       Waffen-Belastung beim IKRK, am Mittwoch. „Nun wissen wir es nicht mehr.
       Alles, was wir wissen, ist, dass sie irgendwo flussabwärts sind.“ Dies sei
       sehr beunruhigend für die betroffene Bevölkerung wie auch „diejenigen, die
       kommen, um zu helfen“. Das IKRK habe monatelang bei Minenräumarbeiten in
       der Ukraine geholfen, Minenfelder kartiert und markiert sowie Training und
       Ausrüstung bereitgestellt. „Nun wurde all das hinweggespült“, sagte er. Die
       Minen würden durch die Wassermassen nicht beschädigt oder deaktiviert.
       Vielmehr könnten sie jahrzehntelang eine Gefahr darstellen. (afp)
       
       ## Heute Nato-Dinglichkeitssitzung
       
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat für Donnerstag eine
       Dringlichkeitssitzung mit der Ukraine wegen der teilweisen Zerstörung des
       Kachowka-Staudamms in der Südukraine angesetzt. Der ukrainische
       Außenminister Dmytro Kuleba soll per Videoschalte an dem Treffen der
       Nato-Ukraine-Kommission teilnehmen. Kuleba zufolge findet die Sitzung auf
       seine Bitte hin statt. (afp)
       
       ## Weltbank macht Schadensaufnahme
       
       Die Weltbank will eigenen Angaben zufolge die Ukraine mit einer zügigen
       Einschätzung der durch die Fluten ausgelösten Schäden und des Bedarfs unter
       die Arme greifen. Die Zerstörung des Staudamms habe „viele sehr ernste
       Folgen für die Erbringung grundlegender Dienstleistungen und die Umwelt im
       Allgemeinen“, schreibt Anna Bjerde, Geschäftsführerin Betrieb bei der
       Weltbank, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Der ukrainische
       Ministerpräsident Denys Schmyhal erklärt ebenfalls auf Twitter, Bjerde habe
       ihm versichert, dass die Weltbank eine rasche Bewertung der Schäden und des
       Bedarfs vornehmen werde. (rtr)
       
       8 Jun 2023
       
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