URI: 
       # taz.de -- Prinz Harry gegen die Klatschpresse: Ein Adliger packt vor Gericht aus
       
       > Britische Zeitungen sollen via Hacking versucht haben, an Storys über den
       > Prinzen zu kommen. Der klagt nun über die psychischen Folgen.
       
   IMG Bild: Prinz Harry und sein Anwalt David Sherborne am Mittwoch in London
       
       London taz | Als das erste Mitglied der Königsfamilie seit 1891 stand Prinz
       Harry am Dienstag und Mittwoch vor dem Londoner Hochgericht. Dort sagte er
       persönlich bezüglich seiner Klage gegen Mirror Group Newspapers (MGN) aus.
       Der Prinz behauptet, verschiedene Zeitungen des Verlags hätten zwischen
       1995 und 2010 illegale Methoden genutzt, um an Storys über ihn zu kommen.
       Es geht um Abhörgeräte, Privatdetektive und Telefonhacking. Der Fall ist
       aber nur einer von mehreren, in denen Harry gegen Zeitungsverlage rechtlich
       vorgeht.
       
       Gleich am ersten Tag brach der Prinz [1][eine weitere, lang etablierte
       königliche Verhaltensregel], indem er sich persönlich politisch äußerte.
       Das Vereinigte Königreich sei durch die Qualität seiner Presse und seiner
       Regierung zu beurteilen. Beide befänden sich an einem Tiefpunkt, behauptete
       er. „Die Demokratie versagt, wenn die Presse nicht mehr die Regierung
       hinterfragt und zur Rechenschaft zieht und stattdessen lieber mit ihr ins
       Bett geht, um so den Status Quo zu abzusichern.“
       
       Zum vorliegenden Fall gab er zu verstehen, dass Zeitungen seit 1998 ständig
       versucht hätten, seine Voicemails abzuhören.
       
       Er habe wiederholt bemerkt, dass noch nicht gehörte Nachrichten als gehört
       markiert waren. Immer wieder sei die angezeigte Meldung „Neue Nachricht“
       einfach so verschwunden. Auf diese Weise an die Öffentlichkeit gelangte
       Einzelheiten hätten laut Harry dazu geführt, dass er an Depressionen und
       Paranoia litt. [2][Gleich seiner Mutter Diana], habe er geglaubt, niemandem
       trauen zu können.
       
       ## Stripclub schwer abhörverdächtig
       
       Ein konkretes Beispiel dafür sei laut Harry eine Begebenheit mit seinem
       Freund Mark Dyer gewesen. Als Harry heimlich seine Kaserne verließ, wovon
       nur Dyer und Caroline Flack, eine Ex-Freundin Harrys, die inzwischen
       verstorben ist, wussten, entdeckte Harry unter einem Auto
       Fotograf:innen, die auf ihn warteten. MGNs Verteidiger Andrew Green
       entgegnete, die dazu veröffentlichte Geschichte stamme von einer von MGN
       bezahlten externen Agentur.
       
       Harry unterstrich, dass MGN selbst bei bereits veröffentlichten Storys
       versucht haben soll, zu Eigenrecherchen zu gelangen.
       
       Seine Beziehung mit Chelsey Davy zwischen 2004 und 2010, aber auch jene mit
       Flack sei aufgrund des ständigen Mediendrucks kaputtgegangen. Insbesondere
       die Verärgerung Davys nach einem Besuch Harrys in einem Stripclub, habe nur
       durch Zugang zu ihren Telefonen bekannt werden können, behauptete der
       Prinz. Viele andere Storys seien schwer verdächtig, eine Anklage, die Green
       als spekulativ zurückwies. [3][Prinz Harry] gab jedoch an, dass er damals
       an Davys Auto einen GPS-Tracker gefunden habe.
       
       Sollte der Prinz, der vor allem am zweiten Tag selbstsicher auftrat,
       gewinnen, mag es durchgreifende Konsequenzen für die Boulevardpresse in
       England haben. Sollte er den Fall verlieren, würde er das als ungerecht
       empfinden, sagte Harry. Der Fall läuft weiter. Das Urteil wird in etwa
       einem Monat erwartet.
       
       8 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Prinz-Harrys-Enthuellungen/!5904750
   DIR [2] /Fan-Kultur-zu-Lady-Diana/!5874578
   DIR [3] /Prinz-Harry/!t5200215
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
       ## TAGS
       
   DIR Prinz Harry
   DIR Monarchie
   DIR Presse
   DIR Abhören
   DIR Königsfamilie
   DIR News of the World
   DIR England
   DIR Royals
   DIR Prinz Harry
   DIR Prinz Harry
   DIR Kolumne Der rote Faden
   DIR Taliban
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Abhörskandal in Großbritannien: „Sun“ entschuldigt sich bei Prinz Harry
       
       Die News Group von Rupert Murdoch räumt erstmals ein Fehlverhalten der
       „Sun“ ein. Sie entschuldigt sich auch für den Umgang mit Diana.
       
   DIR Illegale Praktiken des Boulevard: In die Paranoia getrieben
       
       Die britische Doku „Tabloids on Trial“ berichtet über rechtswidrige
       Bespitzelung durch den Boulevard. Viele Opfer kommen zu Wort.
       
   DIR Krebserkrankung von King Charles III.: Staatsoberhaupt statt Promi
       
       King Charles III. macht seine Krebserkrankung publik und zieht sich vorerst
       aus der Öffentlichkeit zurück. Er steht für einen Wandel bei den Royals.
       
   DIR Prinz Harry gegen Boulevard: Teilsieg für den Royal
       
       Der Verlag der „Mirror“-Gruppe hat sich illegal Informationen über Prinz
       Harry beschafft. Dem steht Schadensersatz zu.
       
   DIR Prinz Harry klagt gegen Medien: Harry gegen den Boulevard
       
       Vier Verfahren hat der Herzog von Sussex gegen britische Boulevard-Medien
       laufen. Es geht um Privatermittlungen und Lauschangriffe.
       
   DIR Verkehr und Klima: Traumtänzer auf der Fakten-Autobahn
       
       Sich die Welt machen, wie sie uns gefällt, funktioniert nur bedingt. Und es
       gehört sicher nicht zu den Privilegien von Politikmachenden.
       
   DIR Prinz Harry über Tod von Taliban: Der eiskalte Prinz
       
       In seiner Autobiografie brüstet sich Harry damit, in Afghanistan 25 Taliban
       getötet zu haben. Er vergleicht sie mit „Schachfiguren“.