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       # taz.de -- Eskalierter Einsatz in der Hafenstraße: Verletzte vor der Vokü
       
       > Auf der Suche nach mutmaßlichen Dealern dringt die Polizei in die
       > Hamburger "HafenVokü" ein. Anwohner:innen protestieren gegen das
       > Vorgehen.
       
   IMG Bild: Aufgebrachte Menschen und die Polizei an einer Suppenküche im Hamburger Stadtteil St. Pauli
       
       Hamburg taz | Wie üblich fing der Donnerstagabend in der Hamburger
       Hafenstraße ruhig an. Menschen saßen in und vor der „HafenVokü“ zusammen.
       Jeden Donnerstag bieten dort freiwillige Helfer:innen selbst gekochtes
       Essen und Getränke an. Die Suppenküche besteht seit vielen Jahren und hat
       sich als sozialer Treffpunkt im Viertel etabliert.
       
       Auch in der Nacht zu Freitag saßen einige Gäste draußen auf dem eigens
       dekorierten Platz vor dem Gebäude. Die gute Stimmung verflog, als gegen
       Viertel nach zehn Polizist*Innen versuchten, in die Vokü zu gelangen.
       Zivilbeamte der Task Force zur Drogenbekämpfung wollen zuvor beobachtet
       haben, wie mehrere Personen, die sie des Drogenhandels bezichtigen, in die
       Lokalität gelaufen sind. Anwohner:innen versuchten, den Zugang zu
       verhindern. Ohne richterlichen Beschluss wollten sie die Polizei nicht
       hineinlassen.
       
       Die Situation beruhigte sich kurz, bis die Polizei mit
       Funkstreifenbesatzungen aus verschiedenen Stadtteilen und Kräften der
       Landesbereitschaftspolizei zurückkehrte. Sie vermutete weiterhin
       verdächtige Personen im Gebäude, zog eine Polizeikette zwischen Gästen und
       Gebäude der “HafenVokü“. Dabei nahmen die Einsatzkräfte einen bis dahin
       unbeteiligten 48-Jährigen vorübergehend in Gewahrsam. Er soll laut Aussage
       der Polizei versucht haben, den Beamt:innen den Zugang zum Objekt zu
       verwehren.
       
       ## Immer wieder Auseinandersetzungen
       
       Mehr als 25 Polizist:innen versuchten zunächst, die Tür mit einem
       Brecheisen aufzubrechen, was jedoch misslang. Auch mit einem Schlüssel, der
       einer Person im Umfeld des Geschehens abgenommen worden war, versuchten sie
       sich Zugang zu verschaffen. Schließlich schlugen sie ein Fenster im
       Erdgeschoss ein. Ein Gast im Raum erlitt dabei eine Panikattacke und musste
       durch eine Rettungswagenbesatzung behandelt und in ein Krankenhaus gebracht
       werden.
       
       Vor dem Lokal solidarisierten sich rund 30 Personen, die ihren Unmut über
       das Einschreiten der Polizei lautstark kundtaten. Laut der Pressestelle der
       Polizei verletzten sich während des Einsatzes auch zwei Polizist:innen
       leicht. Einen aktiven Angriff oder Ähnliches durch anwesende Personen gab
       es jedoch nicht. Um kurz vor Mitternacht endete der Einsatz, mit
       zerbrochenen Scheiben, einer Person im Krankenhaus und einer weiteren im
       vorübergehenden Gewahrsam. Von den Personen, die die Polizei im Gebäude
       vermutete, gab es nach alldem keine Spur.
       
       [1][Immer wieder kommt es an der Hafenstraße zu Auseinandersetzungen mit
       der Polizei]. Seit sechs Jahren sind im Süden St. Paulis Polizist:innen
       der „Taskforce Betäubungsmittelkriminalität“ rund um die Uhr in Uniform
       oder zivil unterwegs. Das Gebiet ist ein sogenannter „gefährlicher Ort“,
       täglich kommt es zu [2][verdachtsunabhängigen Kontrollen, bei denen die
       Polizei Taschen und Personalien kontrolliert]. Seit einigen Jahren
       dokumentieren und begleiten Anwohner:innen die polizeiliche Maßnahmen,
       um auf rassistische Kontrollen und die Kriminalisierung der Nachbarschaft
       hinzuweisen.
       
       9 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Lars Hermes
       
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