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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Drohnenangriff auf Odessa
       
       > Die Ukraine vermeldet mehrere Tote und Verletzte nach einem Luftangriff.
       > Die UN warnt vor den humanitären Folgen nach dem Einsturz des
       > Kachowka-Damms.
       
   IMG Bild: Beschädigtes Gebäude in Odessa nach russischem Luftangriff am 10. Juni 2023
       
       ## Mehrere Tote und Verletzte bei nächtlichem Angriff
       
       In der ukrainischen Hafenstadt Odessa sind durch nächtliche russische
       Drohnenangriffe mehrere Menschen verletzt und getötet worden. „Infolge
       eines Luftkampfes sind Trümmer einer Drohne in die Wohnung eines
       mehrgeschossigen Hauses gestürzt und haben ein Feuer ausgelöst“, teilte das
       Oberkommando der ukrainischen Heeresgruppe Süd am Samstag auf Facebook mit.
       Durch die Flammen seien drei Zivilisten ums Leben gekommen. 26 weitere
       Personen wurden demnach verletzt.
       
       Die ukrainische Luftwaffe teilte später mit, dass Russland 35 Drohnen und
       acht Raketen auf Ziele in der Ukraine gelenkt habe. 20 Drohnen des
       iranischen Typs Shahed und zwei ballistische Raketen seien abgeschossen
       worden. Die russischen Angriffe richteten sich demnach neben Odessa auch
       gegen Ziele in der Region Poltawa und in Charkiw.
       
       Russland hat vor mehr als 15 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine
       gestartet und beschießt das Nachbarland seit Monaten regelmäßig mit Drohnen
       und Raketen. Moskau behauptet, damit strategisch wichtige Ziele und
       Militäreinheiten anzugreifen. Allerdings werden auch immer wieder
       Zivilisten Opfer dieser Attacken. Zuletzt kamen in der ukrainischen
       Hauptstadt Kiew mehrere Menschen bei solchen nächtlichen Angriffen ums
       Leben. (dpa)
       
       ## UN-Nothilfekoordinator warnt vor Folgen von Damm-Einsturz in Ukraine
       
       Die humanitäre Lage in der Ukraine hat sich nach Angaben des
       UN-Nothilfekoordinators Martin Griffiths nach dem Einsturz des
       Kachowka-Damms erheblich verschlechtert. 700.000 Menschen seien auf
       Trinkwasser angewiesen, sagte Griffiths am Freitag der Nachrichtenagentur
       AP in einem Interview. Wegen Überschwemmungen würden wahrscheinlich die
       Getreideexporte sinken, die Lebensmittelpreise weltweit steigen und die
       verfügbaren Mengen an Essen zurückgehen. „Das ist ein virales Problem“,
       sagte Griffiths. Die Folgen würden erst nach und nach erkannt.
       
       Der Kachowka-Damm am Fluss Dnipro war in dieser Woche gebrochen, sein
       Staubecken entleerte sich. Die ukrainischen Soldaten kontrollieren das
       westliche Ufer des Flusses, die russischen Besatzer das östliche. Der Damm
       und das Staubecken waren wichtig für die Frischwasserversorgung und
       Bewässerung im Süden der Ukraine.
       
       Die UN hätten bislang 30.000 Menschen in überschwemmten Gebieten helfen
       können, die von der Ukraine kontrolliert würden, sagte Griffiths. Russland
       habe es den Vereinten Nationen bislang nicht ermöglicht, Flutopfern in
       Gegenden zu helfen, die das Besatzerland eingenommen habe.
       
       Griffiths sagte, durch den Einsturz des Damms sei auch die Versorgung des
       Atomkraftwerks Saporischschja mit Kühlwasser gefährdet. Hinzu kämen
       Landminen aus dem Krieg, die durch die Überschwemmungen in Gebiete
       getrieben würden, in denen sie nicht erwartet würden. Das sei eine Gefahr
       vor allem für Kinder. (ap)
       
       ## Putin will im Juli Atomwaffen in Belarus stationieren
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, taktische
       Atomwaffen ab Juli in Belarus stationieren zu wollen. Am 7. und 8. Juli
       würden die Vorbereitungen in den entsprechenden Anlagen abgeschlossen sein,
       sagte Putin am Freitag laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass nach einem
       Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dann werde
       die Verlegung beginnen. Alles sei im Zeitplan. Damit würde die Verlegung
       unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Litauen beginnen, einem Nachbarland von
       Belarus. Der Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius findet am 11. und
       12. Juli statt.
       
       Putin hatte bereits am 25. März angekündigt, russische Nuklearwaffen in die
       verbündete Ex-Sowjetrepublik Belarus zu verlegen. Er begründete die
       angekündigte Stationierung der Waffen auch damit, dass die USA seit Jahren
       Atomwaffen in Europa, darunter in Deutschland, vorhielten. Der Westen hatte
       die Pläne heftig kritisiert. Ende Mai hatte Lukaschenko bereits gesagt, die
       angekündigte Verlegung der Waffen in sein Land habe bereits begonnen.
       
       Belarus erhält damit nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach
       dem Zusammenbruch der Sowjetunion erstmals seit den 1990ern Jahren wieder
       nukleare Raketen. Stationiert werden sollen Iskander-Raketen, die mit
       Atomsprengköpfen bestückt werden können. Auch mehrere belarussische
       Kampfflugzeuge wurden demnach auf die neuen Waffen umgerüstet. (dpa)
       
       ## Sorge um Saporischschja trotz monatelanger Kühlreserven
       
       Die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist laut
       einem Experten für Reaktorsicherheit nach der Zerstörung eines Staudamms
       mittelfristig in Gefahr. Die Wasserversorgung der Kühlsysteme sei trotz des
       Dammbruchs für einige Monate gewährleistet, sagte Nikolaus Müllner von der
       Universität für Bodenkultur in Wien. Doch angesichts der Kriegshandlungen
       sei es fraglich, ob dieses Zeitfenster genutzt werden könne, um alternative
       Wasserquellen zu erschließen, sagte der Leiter des Instituts für
       Sicherheits- und Risikowissenschaften der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist
       natürlich eine bedrohliche Situation“, sagte er.
       
       Außerdem hatte IAEA-Chef Rafael Grossi davor gewarnt, dass der große
       Kühlteich des AKW von den Kriegsparteien beschädigt werden könnte. Darüber
       hinaus besteht laut Grossi und Greenpeace-Aktivisten die Gefahr, dass der
       Deich um den Teich wegen der veränderten Pegelstände unter zu hohen Druck
       gerät und Schaden nimmt.
       
       Am Dienstag hatten sowohl die Ukraine als auch Russland schwere Schäden am
       Staudamm und Wasserkraftwerk von Nowa Kachowka in russisch besetztem Gebiet
       am Fluss Dnipro gemeldet und sich gegenseitig die Schuld gegeben. Die
       Überschwemmungen allerdings betreffen das ebenfalls russisch kontrollierte
       AKW, das mehr als 100 Kilometer weit flussaufwärts liegt, nicht direkt.
       
       Das größte europäische Kernkraftwerk bezieht Wasser zur Kühlung der sechs
       stillgelegten Reaktoren und des Atommülls aus dem aufgestauten Dnipro. Der
       Pegel dieses Reservoirs könnte laut der Internationalen Atomenergiebehörde
       (IAEA) schon bald so tief sinken, dass daraus kein Wasser mehr abgepumpt
       werden kann. Das AKW verfügt jedoch über einen etwa zwei mal drei Kilometer
       großen Kühlteich, sowie kleinere Kühlteiche, Kanäle und Brunnen, mit denen
       die Kühlsysteme monatelang weiterbetrieben werden können, um ein
       katastrophales Überhitzen wie in Tschernobyl (1986) oder Fukushima (2011)
       zu verhindern.
       
       Unter normalen Umständen reiche dieses Zeitfenster aus, um etwa Ansaugrohre
       im Dnipro-Reservoir tiefer zu legen, sagte Müllner. Es sei jedoch schwer
       einschätzbar, ob dies aktuell möglich sei, „da das Kernkraftwerk direkt an
       der Frontlinie liegt“, sagte der Experte. (dpa)
       
       ## Rheinmetall-Chef räumt Verluste deutscher Waffen in der Ukraine ein
       
       Der Chef des größten deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin
       Papperger, hat Verluste von Deutschland gelieferter Waffensysteme in der
       Ukraine eingeräumt, gleichzeitig aber deren grundsätzliche Qualität gelobt.
       „Im Leben gibt es immer Verluste“, sagte Papperger im Interview mit dem
       RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), man rede aber nicht darüber.
       Grundsätzlich hätten sich die in Deutschland entwickelten und produzierten
       Waffensysteme in der Ukraine bewährt, betonte der Rüstungsmanager.
       
       „Die Rückmeldungen der Ukrainer zu den deutschen Waffen sind sehr positiv“,
       sagte er. Zum Teil seien die Hersteller selbst von deren Standfestigkeit
       überrascht. „Nehmen Sie die Panzerhaubitze PzH2000, deren Chassis und
       Waffensysteme Rheinmetall geliefert hat. Wir sagen eigentlich, dass das
       Rohr nach etwa 4500 Schuss gewechselt werden muss. Die Ukrainer aber
       schießen bis zu 20.000 Schuss – eigentlich unmöglich“, so Papperger.
       „Andere Rohre wären da längst eingeknickt.“
       
       Das Versprechen der EU, der Ukraine für ihren Abwehrkampf gegen Russland
       binnen eines Jahres eine Million Schuss Artilleriemunition zu liefern, sei
       nur zu erfüllen, wenn Regierungen auf ihrer Arsenale zurückgreifen, sagte
       der Rheinmetall-Chef: „Kurzfristig wird die Ukraine die eine Millionen
       Schuss Artilleriemunition nur bekommen, wenn europäische Armeen
       Lagerbestände zur Verfügung stellen.“
       
       Die Industrie arbeite zwar mit Hochdruck daran, die Produktionskapazitäten
       zu erhöhen, Rheinmetall selbst wolle bei Artilleriemunition in den nächsten
       Monaten von derzeit 450.000 Schuss auf eine Kapazität von 600.000 Schuss
       pro Jahr kommen, erklärte Papperger. „Allerdings wird es sechs bis zehn
       Jahre dauern, ehe alle europäischen Munitionsdepots aufgefüllt sind.“ (rtr)
       
       10 Jun 2023
       
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