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       # taz.de -- Kämpfe in Sudan spitzen sich zu: RSF-Miliz rückt in Khartum vor
       
       > Die aufständische RSF-Miliz erobert die Zentrale der Antiaufstandspolizei
       > – mit deren Waffenbeständen. Es gibt Hunderte Tote und Verletzte.
       
   IMG Bild: Das Hauptquartier der „Central Reserve Police (CRP)“ in Khartum nach der Einnahme durch die RSF
       
       Berlin taz | In Sudans Hauptstadt Khartum steht der blutige [1][Machtkampf
       zwischen der Armee und der paramilitärischen Miliz RSF] (Rapid Support
       Forces) möglicherweise vor der Entscheidung. Die RSF, kommandiert vom
       ehemaligen Vizepräsidenten Hamdan Daglo Hametti, vermeldete am Montag die
       Einnahme einer der wichtigsten Zentralen des sudanesischen
       Sicherheitsapparates: das Hauptquartier der [2][„Central Reserve Police
       (CRP)“] im Süden von Khartum und das benachbarte Militärlager Awad Khogali.
       
       „Wir kontrollieren dieses Hauptquartier vollständig“, [3][erklärte die RSF]
       in der Nacht zu Montag nach zweitägigen schweren Kämpfen. Erbeutet habe man
       unter anderem 160 Geländewagen mit Waffen, 75 gepanzerte Truppentransporter
       und 25 Panzer. Man erfasse noch die Munitionsbestände. Außerdem seien
       „Hunderte“ Regierungssoldaten getötet oder gefangengenommen worden. Eine
       Quelle in der Armee behauptete gegenüber Journalisten, die RSF habe 400
       Kämpfer verloren.
       
       Die Schlacht um die Polizeizentrale zählt damit zu den schwersten in dem
       Mitte April begonnenen Krieg. Berichten zufolge wurden auch 14 Zivilisten
       getötet. Allein im türkischen Krankenhaus von Khartum seien 217 Verletzte
       eingeliefert worden, darunter 72 in kritischem Zustand.
       
       Das [4][lokale Team von Ärzte ohne Grenzen berichtete] am Montagnachmittag,
       es seien in dem Krankenhaus innerhalb von 48 Stunden 150 Kriegsverletzte in
       zwei OP-Sälen behandelt worden, der Strom sei ausgefallen und der
       Treibstoff des Notgenerators gehe zur Neige.
       
       ## Luftbeschuss ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung
       
       Die RSF kontrolliert Beobachtern zufolge bereits rund 80 Prozent des
       Stadtgebiets von Khartum und will nun die Regierung komplett vertreiben.
       Mit dem CRP-Hauptquartier kontrolliert die Miliz nun laut Analysten die
       südlichen Ausfallstraßen Khartums vollständig und kann damit die
       verbleibenden Militäreinrichtungen abriegeln, die in der Millionenstadt am
       Zusammenfluss vom Weißen und Blauen Nil ansonsten nur über Nilbrücken zu
       erreichen sind. Die Regierungsstreitkräfte reagieren darauf mit Luft- und
       Artilleriebeschuss ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.
       
       Beobachter des Konflikts rechneten seit einiger Zeit mit einer
       bevorstehenden Zuspitzung, da sowohl Staats- und Armeechef Abdelfattah
       al-Burhan als auch RSF-Chef Hamdan Daglo Hametti die militärische
       Entscheidung suchen.
       
       Ende Mai hatte Burhan die bis dahin laufenden indirekten Verhandlungen in
       Dschiddah in Saudi-Arabien ausgesetzt und gedroht, die „vollständige letale
       Kraft“ der Armee gegen die RSF einzusetzen. Die RSF-Miliz soll seitdem vor
       allem in der Westregion Darfur, aus der Hametti kommt, massive Angriffe
       gestartet haben, die Tausende Tote und eine Massenflucht nach Tschad
       herbeigeführt haben.
       
       Ähnlich wie die RSF, die aus der Terrormiliz „Janjaweed“ hervorging, hat
       auch die CRP ihren Ursprung im Darfur-Konflikt, als Sudans damalige
       Militärregierung mit parallelen Milizen Aufstände nichtarabischer
       Bevölkerungsgruppen niederschlug. Die rund 80.000 Mann starke CRP stand in
       den letzten Jahren auch an vorderster Front beim [5][gewaltsamen Vorgehen
       gegen Proteste] gegen die Militärherrschaft. Sie steht deswegen seit 2022
       unter US-Sanktionen.
       
       Anfang Mai, rund drei Wochen nach Beginn des laufenden Krieges in Sudan,
       trat die CRP in Khartum erneut in Erscheinung. Während die mittlerweile im
       Sande verlaufenen Friedensgespräche zwischen Vertretern von Armee und RSF
       liefen, sollte die CRP in Khartum laut Regierung Plünderungen und
       Vandalismus verhindern. Die Polizeitruppe agierte damit als eine Art
       Gegenmiliz zur RSF und wurde zu deren bevorzugtem Ziel.
       
       26 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Russischer-Einfluss-in-Sudan/!5926424
   DIR [2] https://www.middleeasteye.net/news/sudan-central-reserve-police-notorious-force-against-rsf
   DIR [3] https://twitter.com/RSFSudan/status/1673077170338516992
   DIR [4] https://twitter.com/MSF_Sudan/status/1673322134381252609
   DIR [5] https://www.hrw.org/news/2022/02/03/sudan-ongoing-clampdown-peaceful-protesters
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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