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       # taz.de -- Wenn Prominente enttäuschen: Queerfeindlich und rechts
       
       > Normalerweise ist unsere Autorin nie enttäuscht von Prominenten. Doch
       > jetzt haben sie queerfeindliche und rechte Promi-Fehltritte doppelt
       > erwischt.
       
   IMG Bild: Howard Donald likte extrem queerfeindliche Tweets
       
       Obwohl mich Celebrity-Kultur interessiert, bin ich von kaum jemandem Fan.
       Promis enttäuschen mich selten. Aber jetzt hat es mich gleich doppelt
       erwischt. Zunächst war es vor einigen Wochen James van der Beek, bei dem
       ich aus allen Wolken fiel. Heute ist der Schauspieler weniger bekannt; in
       „Dawson’s Creek“, meiner großen Lieblingsserie früher, hatte er die
       Hauptrolle. Dawson mochte ich zwar nie, aber James bewies nach Ende der
       Serie Humor, unter anderem als er in „Don’t Trust The Bitch in Apartment
       23“ eine Version seiner selbst spielte und sich dabei gekonnt auf die
       Schippe nahm.
       
       Jetzt postete er ein Video, in dem er sich über Joe Biden und die
       Demokratische Partei ausließ. Während ein, zwei seiner Punkte durchaus
       diskussionswürdig sind, ist es gleichzeitig kein Wunder, dass er prompt vom
       rechtspopulistischen Sender Fox News gefeiert wurde. Im Zuge dieses
       Diskurses habe ich auch erfahren, dass seine Ehefrau Kimberly
       Verschwörungstheorien über Impfstoffe verbreitet. Es ist der größte Witz,
       dass ausgerechnet ich dies schreibe: Manchmal ist es angenehmer, weniger
       von Promis zu wissen.
       
       Wirklich enttäuscht hat mich aber ein anderer 1990er-Jahre-Star. Ich bin
       unironisch Take-That-Fan, und das inzwischen seit, hust, Jahrzehnten. In
       letzter Zeit war das eine ziemliche Herausforderung. Ich musste sehr viel
       Gehirnakrobatik anwenden um zu verdrängen, dass die Band bei Charles’
       Krönung aufgetreten ist (während viele andere berühmtere Musiker*innen
       zu Recht abgesagt hatten, darunter auch Robbie Williams).
       
       ## Queerfeindliche Tweets
       
       Viel schlimmer war für mich, als kürzlich rauskam, dass Howard Donald
       extrem queerfeindliche Tweets geliket hat, sogar welche von Andrew Tate.
       Howard hat sich mittlerweile dafür entschuldigt und es war keine sogenannte
       Nonpology („Tut mir leid, wenn ihr euch verletzt fühlt), sondern eine
       richtige Entschuldigung.
       
       Trotzdem: Bei der Menge an Tweets waren seine Likes kein Versehen.
       Besonders enttäuschend an der Geschichte ist, dass Take That einst in
       Schwulenclubs erste Erfolge feierten und immer eine große queere
       Fancommunity hatten. Howard wurde von einem Pride ausgeschlossen, auf dem
       er hätte auftreten sollen, die einzig logische Konsequenz.
       
       Meine Lehre daraus muss das sein, was ich sonst anderen predige: Man sollte
       nicht das Beste von Menschen erwarten, die man gar nicht kennt. Ich weiß,
       einige Leser*innen dieser Kolumne wird es freuen, Folgendes zu hören,
       weil ich an dieser Stelle bereits das Fehlverhalten ihrer Idole
       angeprangert habe: Dass mich gleich zwei Stars meiner Kindheit enttäuscht
       haben, schmerzt. James’ großes Erbe ist übrigens nicht Dawson, sondern das
       „Dawson crying“-Meme, eine Szene, in der er das Gesicht extrem lustig
       verzerrt und das heute noch oft in Social Media verwendet wird. Genau so
       dürft ihr euch mein Gesicht beim Schreiben dieses Textes vorstellen. Ich
       bin das „Dawson crying“-Meme.
       
       27 Jun 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Isabella Caldart
       
       ## TAGS
       
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