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       # taz.de -- Journalismus nur gegen Gebühr: Bei Boris gab's noch Freigetränke
       
       > Aus dem Parlament ist der britische Ex-Premier Boris Johnson
       > rausgeflogen. Nun schreibt er wieder. Ob er die Anmeldegebühr beim
       > Parteitag der Tories zahlen muss?
       
   IMG Bild: Damals noch kostenlos: Parteitag der Konservativen in Manchester im Jahr 2019
       
       Boris Johnson sitzt nicht mehr im britischen Parlament. Das sind doch mal
       good News! Es gibt allerdings auch eine schlechte Nachricht. Boris Johnson
       deliriert jetzt wieder als Journalist. Allerdings nicht mehr beim noblen
       Stock-im-Arsch Daily Telegraph, sondern als Kolumnist bei der für etwas
       schlichtere Gemüter gemachten Daily Mail.
       
       Die Little Britain-Version von Donald Trump ist also erst mal weg aus der
       direkten Politik. Dass die Konservativen im Vereinigten Königreich nun in
       Sachen Umgang mit Journalist*innen vernünftiger werden, braucht aber
       keineR zu befürchten. Jüngstes Beispiel ist der Parteitag der Tories, der
       im Oktober in Manchester stattfinden soll. Wer sich dort als Medienmensch
       zur Berichterstattung akkreditiert, wird wie bei einem drittklassigen
       Kongress zur Kasse gebeten. Early Bird kostet 137 Pfund (umgerechnet 160
       Euro), ab Ende Juli soll das auf wahnwitzige 880 Pfund (1.220 Euro)
       steigen.
       
       Und dafür gibt’s nicht mal wie bei Boris Lockdown-Partys in Downing Street
       Booze for free. Die Gebühren werden vielmehr damit begründet, dass sich bei
       den Konservativen immer gaaaaanz viele Journalist*innen anmelden und
       dann einfach nicht kommen. Und damit die klamme Parteikasse nicht auf
       diesen immensen Verwaltungskosten sitzen bleibt, kostet’s jetzt Eintritt.
       „Kann denn nicht jedes Parteimitglied was Selbstgemachtes von zu Hause fürs
       Buffet mitbringen“, fragt die Mitbewohnerin. Nur die Pressefreiheit, die
       muss leider draußen bleiben.
       
       Liebe Tories, dann sagt doch gleich, dass ihr keinen Bock auf
       Journalist*innen habt. Vor allem nicht auf solche, die kritisch
       berichten und harte Fragen stellen. Die anderen könnt ihr ja für lau
       einladen, die kommen bestimmt gerne und dann ist am Buffet auch nicht so
       viel Gedränge. [1][Macht die AfD in Deutschland ja genauso.]
       
       ## Auf den Punkt
       
       Deren Parteitage sind Veranstaltungen privaten Charakters mit
       entsprechendem Hausrecht. Nasen, die nicht passen, dürfen nicht rein. Und
       was die Büffetfrage betrifft, hat das FDP-Chef Christian Lindner schon vor
       Jahren auf den Punkt gebracht. Die AfD sei an Sachdebatten gar nicht
       interessiert, so Lindner 2017. „Das sind die am Büffet, wenn die anderen
       über Sachfragen sprechen.“
       
       Was die Konservativen in UK angeht, fragt sich allerdings, ob Boris Johnson
       aktuell überhaupt beim Parteitag willkommen wäre. Denn BoJo stänkert
       ziemlich gegen seinen eigenen Laden und vor allem gegen Premierminister
       Richi Sunak. Außerdem würde die üppige Parteitagsverpflegung Johnson nur
       weiter verfetten. Denn was hatte er der staunenden Weltöffentlichkeit in
       seiner ersten Daily-Mail-Kolumne mitzuteilen? „Das Wundermittel, von dem
       ich hoffte, es würde meine 23.30 Uhr-Cheddar und Chorizo-Überfälle auf den
       Kühlschrank verhindern, hat bei mir nicht gewirkt.“
       
       30 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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