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       # taz.de -- Wasserpolitik in Berlin: Golfplätzen den Hahn zudrehen
       
       > Trotz Dürren und Wasserknappheit wird auf Berliner Golfplätzen das
       > kostbare Nass unkontrolliert verschwendet. Die Linke will das ändern.
       
   IMG Bild: Viel Platz für einige wenige reiche Leute und dafür massive Wasserverschwendung: Golfplatz in Wannsee
       
       Berlin taz | Während die Hauptstadt auf den fünften Dürresommer in Folge
       zusteuert und Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) einen Notfallplan für
       die Rationierung von Wasser vorbereitet, wird auf Berliner Golfplätzen
       unkontrolliert jede Menge Wasser verbraucht. Das geht aus einer aktuellen
       Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der
       Linke-Abgeordneten Katalin Gennburg und Ferat Kocak hervor, die der taz
       exklusiv vorliegt.
       
       Demnach gibt es in Berlin insgesamt drei Golfanlagen mit mindestens einem
       18-Loch-Platz. Zu kleineren Anlagen macht die Senatsumweltverwaltung keine
       Angaben. Die Golfplätze liegen in Spandau, Pankow und Zehlendorf und
       befinden sich auf landeseigenen Flächen, die per Erbbaurecht an die
       Betreiber verpachtet werden.
       
       Wie aus der Antwort der Senatsverwaltung hervorgeht, beträgt der genehmigte
       Wasserverbrauch der drei Anlagen ein Tausendstel des Gesamtumsatzes der
       Berliner Wasserbetriebe. „Das ist sehr viel und völlig übertrieben“,
       kritisiert Gennburg. Hinzu komme, dass die Kosten mit 31 Cent pro
       Kubikmeter nur einen Bruchteil des Preises der Wasserbetriebe betragen –
       weil das Wasser versickert. Normalerweise liegt der Kubikmeterpreis aber
       bei 1,69 Euro. „Das ist dreist“, so die Abgeordnete.
       
       Zumal Golfer*innen nicht unbedingt zur ärmeren Bevölkerungsschicht
       gehören: 1.300 Euro beträgt die Aufnahmegebühr in einen Golfclub, hinzu
       kommen 1.650 Euro Jahresbeitrag. Gennburg sieht darin ganz klar eine
       Klassenfrage. „Wer sich das leisten kann, darf Wasser verschwenden.“
       
       ## Ungerechte Flächenverteilung
       
       Auch die Flächenverteilung zugunsten einiger weniger reicher Leute sieht
       die Abgeordnete kritisch. So werden die insgesamt rund 200 Hektar Golfplatz
       von nur 4.100 Menschen genutzt. „Berlin hält gut betuchten Leuten eine
       Fläche von der Größe des Tiergartens vor, auf der eine immense
       Wasserverschwendung stattfindet“, so Gennburg. „Das muss aufhören. Wir
       können uns das in Zeiten von Klimakrise und Wasserknappheit nicht leisten.“
       
       Die Linke-Abgeordneten Kocak und Gennburg fordern, die Golfplätze zu
       schließen und die Grünflächen für die Allgemeinheit zu öffnen. Da es sich
       um landeseigene Flächen handelt, wäre das möglich. „Wir brauchen mehr
       Parks, mehr Wildblumen und Bienen“, sagt Gennburg. Das sei besser für die
       Biodiversität und das Klima. „Golfplätze sind [1][so überflüssig wie
       Privatjets].“
       
       Kontrolliert wurde der Wasserverbrauch der Golfplätze übrigens das letzte
       Mal im Jahr 2019 – also vor den Dürresommern. Ob sich die
       Betreiber*innen in den Trockenzeiten an die Vorgaben gehalten oder
       diese zugunsten eines grünen Rasens überschritten haben, weiß also niemand.
       Für Gennburg ist klar: Bei der Rationierung von Wasser im Rahmen einer
       Wasserstrategie darf Umweltsenatorin Manja Schreiner Golfplätze nicht
       ausnehmen. Im Gegenteil: „Da könnte mal wieder der Wasserzähler
       kontrolliert werden.“
       
       13 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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