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       # taz.de -- EU plant Lockerung von Gentechnikregeln: FDP zeigt sich erfreut
       
       > Die EU-Kommission will die Gentechnikregeln überarbeiten. Nun ist ein
       > Entwurf bekanntgeworden, von dem Verbraucher direkt betroffen wären.
       
   IMG Bild: Die EU-Kommission plant offenbar, die bestehenden Gentechnikregelungen deutlich zu lockern
       
       Brüssel dpa | Zahlreiche [1][gentechnisch] veränderte Lebensmittel könnten
       einem Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zufolge künftig ungekennzeichnet
       auf den Tellern von Bürgerinnen und Bürgern landen. Das geht aus einem
       bislang unveröffentlichten Verordnungsentwurf der Kommission hervor, der
       der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel vorliegt. Demnach will die Behörde
       vorschlagen, bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen von den strengen
       EU-Gentechnikregeln auszunehmen. Offiziell vorgestellt werden soll das
       Vorhaben voraussichtlich im Juli.
       
       Konkret bedeuten die geplanten Regeln, dass [2][etwa Verfahren wie die
       Crispr/Cas-Genschere] keinen EU-Gentechnikregeln unterliegen, wenn die
       dadurch entstandenen Sorten auch durch Verfahren wie Kreuzung oder Auslese
       hätten entstehen können. Solche Züchtungen würden den Plänen zufolge unter
       die sogenannte Kategorie 1 der durch neue Techniken (NGT) gezüchteten
       Pflanzen fallen. Für die Bio-Landwirtschaft gelten die strengen
       Gentechnikregeln dem Vorhaben zufolge weiterhin.
       
       In Artikel 8 des Entwurfs heißt es: Die Mitgliedstaaten dürften die
       absichtliche Freisetzung oder das Inverkehrbringen von NGT-Pflanzen des
       Typs 1 nicht durch Anforderungen verbieten oder einschränken. Der
       Grünen-Bundestagsabgeordnete Karl Bär sieht darin einen „Frontalangriff“
       auf das Modell der europäischen Landwirtschaft.
       
       „Pflanzen mit bis zu 20 gentechnischen Veränderungen sollen als
       gleichwertig mit konventionell gezüchteten Pflanzen gelten“, sagte der
       gelernte Agrarökonom zu den bekanntgewordenen Entwürfen. Darunter seien
       auch Veränderungen, die weit über das Potenzial der klassischen Züchtungen
       hinaus gingen. Lebensmittel aus diesen Pflanzen würden ungekennzeichnet auf
       dem Teller von Verbraucherinnen und Verbrauchern landen. „Der Vorschlag
       wäre das Ende der ökologischen Landwirtschaft“, befürchtet er. Diese müsste
       sich mit immer mehr Aufwand vor Kontamination etwa durch von Wind verwehten
       Samen schützen.
       
       ## Einknicken vor Gentech-Konzernen
       
       Durch die Verordnung solle den Mitgliedsstaaten verboten werden, Maßnahmen
       zum Schutz von Ökolandbau, sensiblen Gebieten oder gentechnikfreien
       Regionen zu ergreifen. „Die Europäische Kommission scheint vollständig vor
       den Gentech-Konzernen eingeknickt zu sein“, kritisierte Bär.
       
       Ob sich die Bundesregierung, an der auch die Grünen beteiligt sind, jedoch
       gegen das Vorhaben stark macht, ist unklar. Das von den Grünen geführte
       Bundesumweltministerium hatte sich in der Vergangenheit zwar skeptisch zu
       Lockerungen der Gentechnikregeln geäußert, dagegen signalisierte das von
       der FDP geführte Bundesforschungsministerium grundsätzliche Unterstützung.
       Auch weitere FDP-Politiker wie der Parlamentarische Geschäftsführer der
       FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, und Fraktionsvize Carina Konrad
       [3][stehen neuen Gentechnik-Verfahren offen gegenüber.]
       
       Sie verweisen auf mögliche Vorteile der neuen Gentechnikmethoden, die zu
       weniger Pestizideinsatz und widerstandsfähigeren Pflanzen führen könnten.
       Vogel betonte in einem Positionspapier: „Wir müssen endlich aufhören, Grüne
       Gentechnik zu verteufeln und als unnatürlich darzustellen. Wir müssen den
       Fortschritt begrüßen und ihn nutzen, um unsere Zukunft besser zu machen.“
       
       16 Jun 2023
       
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