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       # taz.de -- Klimacamp Oldenburg erwägt Absage: Streit um den passenden Ort
       
       > Zehn Tage lang will die Gruppe vom Klimacamp Oldenburg Bildungsarbeit
       > leisten. Doch noch sie streitet mit der Stadt um einen Ort, der sicher
       > ist.
       
   IMG Bild: War immer wieder Angriffen ausgesetzt: Das Klimacamp in Oldenburg, hier im Jahr 2021
       
       Bremen taz | Sie wünschen sich einen sicheren Ort für das anstehende
       Klimacamp in Oldenburg, doch nun gibt es Streit zwischen den
       Organisierenden und der Stadt: Diese möchte das Camp lieber wieder am
       gleichen Ort wie im vergangenen Jahr haben – wo die Aktivist*innen
       [1][mit Böllern beworfen und angefeindet] wurden. Jetzt liege der Plan, das
       Camp am 7. Juli zu beginnen, erst einmal auf Eis, sagt Peter vom Klimacamp.
       Er heißt eigentlich anders, möchte seinen Namen aber für sich behalten,
       weil andere Personen in der Vergangenheit Anfeindungen von rechts erlebt
       hätten.
       
       Vor einem Jahr habe man „an einer Hauptverkehrsstraße“ gecampt, sagt Peter.
       „Es war dauerhaft laut und stressig, zudem gut einsehbar und ungeschützt.“
       Irgendwann kamen dann die Angriffe mit Feuerwerkskörpern, dazu
       Stroboskop-Licht und Drohungen. Die Protestierenden vermuteten einen
       rechten Hintergrund der Attacken: Es seien nationalsozialistische Parolen
       vernommen worden. Auch im Jahr [2][2021 gab es bereits Angriffe] auf das
       Klimacamp.
       
       Im vergangenen Jahr dauerte das [3][Camp] mehr als 100 Tage, sagt Peter.
       Dieses Jahr soll es deutlich kürzer sein, nur zehn Tage. „Deswegen hatten
       wir die Hoffnung, dass wir von der Stadt einen besseren Ort bekommen.“ Vor
       über vier Wochen habe man das Camp angemeldet. „Die Stadt hat dann
       angerufen und gesagt, dass das dort nicht geht.“
       
       Die Stadt bestätigt der taz den Eingang der Anmeldung. Sprecher Stephan
       Onnen schreibt weiter, dass die Straße darin zum Teil in Privatbesitz sei
       und daher nicht beansprucht werden könne. „Zudem hätte sich der Camp-Aufbau
       in der Anlieferzone eines Einzelhandelbetriebes befunden.“
       
       ## Gefährliches Klientel
       
       Dann habe die Gruppe wiederum die Wiese vor dem städtischen Kulturzentrum
       PFL als Alternative vorgeschlagen, sagt Peter. Die habe einen Vorteil,
       erklärt er: In der Nähe sei eine Polizeiwache, das schrecke vielleicht
       potenzielle Attackierer*innen ab. Doch auch das sei abgelehnt worden.
       Aus Sicht der Stadtverwaltung, schreibt Onnen, spricht dagegen, „dass es
       sich hierbei um ein Gartendenkmal handelt und dass sich die Fläche in
       unmittelbarer Nachbarschaft zur Gedenkwand für die jüdischen NS-Opfer in
       Oldenburg befindet“.
       
       Die Stadt hat dem Camp deshalb zwei Alternativen vorgeschlagen, unter
       anderem den Ort aus dem letzten Jahr. „Der ist entsprechend unserer
       Erfahrungen belastet“, sagt Peter. Der zweite Ort liege zwischen zwei
       Hauptstraßen und „in der Nähe vom Schlossplatz“, sagt Peter. „Ein
       gefährlicher Ort in Bezug auf das Klientel, das da nachts unterwegs ist.“
       
       Die Stadt schreibt dagegen: Die Grünfläche würde den Teilnehmenden über
       2.000 Quadratmeter bieten. „Die Fläche steht uneingeschränkt zur
       Verfügung.“ Ebenso habe die Stadt die Dobbenwiese vorgeschlagen, sagt
       Peter, die in einem Wohngebiet liege – kein Ort also, um viele Menschen zu
       erreichen.
       
       Die Aktivist*innen, die sich personell mit [4][Fridays for Future]
       Oldenburg überschneiden, jedoch eine autonome Gruppe bilden, wollen dieses
       Jahr den Fokus auf Bildungsarbeit legen. „Wir wollen einen Ort schaffen, an
       dem sich Menschen austauschen können, wo Menschen mit Kindern hinkommen und
       sich informieren und Wege finden können, aktiv zu werden“, erklärt Peter.
       Klimaschutz sei oft kein Thema in der Mitte der Gesellschaft – das Ziel sei
       daher, „Klimaaktivismus in die Gesellschaft zu bringen, damit Menschen
       wissen, wie sie selbst aktiv werden können“.
       
       Die Größeren will man mit Vorträgen abholen, die Jüngeren mit dem Bemalen
       von Bannern oder dem Basteln von Schildern. Mithelfen könne dabei jede*r.
       „Wir suchen immer Leute, die aktiv werden.“
       
       Peter sagt, dass man die Stadt um einen schriftlichen Bescheid gebeten
       habe, um die Absagen rechtlich prüfen zu können. Dieser sei nie gekommen,
       obwohl die Gruppe mehrfach nachgehakt habe – auch bei persönlichen
       Kooperationsgesprächen mit der Stadt. „Der Austausch ist noch nicht
       abgeschlossen“, schreibt Onnen. Einen schriftlichen Bescheid, wie von den
       Aktivist*innen gefordert, solle es am Dienstag geben.
       
       Am Montagnachmittag habe das dritte Gespräch mit der Stadt stattgefunden.
       „Da ist nichts Neues bei rumgekommen“, sagt Peter.
       
       Die Klimacamp-Gruppe habe selbst ebenso Ausweichmöglichkeiten genannt,
       unter anderem einen Platz in der Innenstadt, in der verkehrsberuhigten
       Zone. Auch das schien der Stadt nicht zu passen.
       
       „Wir haben den Eindruck, dass das eine Hinhaltetaktik der Stadt ist, die
       darauf zielt, uns an einen Ort zu verweisen, den wir nicht wollen.“ Das
       Verfahren werde „künstlich in die Länge gezogen“. Erst am Freitag sei die
       endgültige Absage gekommen, vorher habe die Stadt immer wieder gesagt, sie
       prüfe Dinge. „Wir können immer noch nicht öffentlich mit einem Ort werben.“
       
       4 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Angriff-auf-Oldenburger-Klimacamp/!5864431
   DIR [2] /Oldenburger-Polizei-schaut-weg/!5798391
   DIR [3] https://www.fridaysforfuture-oldenburg.de/klimacamp/
   DIR [4] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Götz
       
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