# taz.de -- Berlins schwarz-rote Landesregierung: Reden mit Drohkulisse
> Der Senat strebt mit einem neuen Bündnis 2000 zusätzliche
> Ausbildungsplätze bis April 2025 an. Sonst steht den Unternehmen dafür
> eine Umlage ins Haus.
IMG Bild: Mehr und bessere Information in Schulen soll für mehr Interesse an Handwerksberufen sorgen
Berlin taz | Ab August soll nach Willen des schwarz-roten Senats ein
„Bündnis für Ausbildung“ dafür sorgen, dass es bis binnen zwei Jahren 2.000
zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze in Berlin gibt. Falls das nicht
bis April 2025 klappt, droht der hiesigen Wirtschaft die von führenden
Verbänden abgelehnte Ausbildungsplatzumlage. Bei der Pressekonferenz nach
der Senatssitzung wurde deutlich, dass dieses Thema, obwohl [1][im
Koalitionsvertrag] geregelt, ein schwieriges zwischen CDU und SPD ist.
Hintergrund sind die Ausbildungszahlen: Zum einen gab es laut
Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) über 3.000 junge Leute, die 2022
keinen Ausbildungsplatz fanden, zum anderen rund 1.500 unbesetzte Plätze.
„Wir haben hier ein Mismatch (etwas, was nicht passt – Anm. d. Red.), sagte
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Im Bündnis sollen Arbeitgeber
und Arbeitnehmer gleichwertig mitwirken.
Mehr als bloß Eckpunkte, die der Senat am Dienstag diskutierte, stehen
dafür noch nicht fest. Giffey setzt vor allem auf bessere Berufsberatung:
Neue Berufe wie etwa der des Solarteurs – eines Installateurs für
Solaranlagen – seien noch nicht ausreichend bekannt. Sie warb ausdrücklich
dafür, einen solchen Klimaberuf zu wählen und so ganz praktisch Teil der
Klimawende zu sein.
Kiziltepe kam schnell auf die bei Nichterreichen des 2.000-Plätze-Ziels
anstehende Ausbildungsplatzumlage zu sprechen: Die nannte sie eine „faire
Maßnahme, um die Betriebe zu unterstützen, die ausbilden“. Nach ihren
Worten bilden nur 10 Prozent der Berliner Betriebe aus, während es im
Bundesschnitt doppelt so viele seien. Auf Nachfrage bestätigte Giffey, dass
Berlin eine besondere, von vielen Kleinstbetrieben geprägte Struktur habe.
Man dürfen es sich aber „nicht zu leicht machen“ und sich damit einfach
abfinden.
## Sprecherin: Umlage ist nicht das Ziel
Der Betonung der Umlage trat die gerade ins Amt gekommene [2][neue
Senatssprecherin Christine Richter] entgegen, zuvor fünf Jahre
Chefredakteurin der Morgenpost. „Das Ziel des Senats ist nicht, eine
Ausbildungsplatzumlage einzuführen“, sagte Richter, die mit Kiziltepe und
Giffey vor den Journalisten saß. Doch auch zwischen den beiden Senatorinnen
gab es Misstöne: Giffey sagte, dass beide Senatsverwaltungen die
Federführung hätten, wie es auch in der Pressemitteilung des Senats steht.
Kiziltepe hingegen erweckte den Eindruck, dass sie die Federführung für
sich beansprucht.
Die Arbeitgeberseite zeigte sich wenig erfreut über die Drohung mit der
Umlage. „Diese Kopplung von 2.000 zusätzlich unterzeichneten
Ausbildungsverträgen mit der Ausbildungsumlage verkennt die tatsächliche
Lage auf dem Ausbildungsmarkt“, sagte Sebastian Stietzel, Präsident der
Industrie- und Handelskammer, die auf Einladung des Senats im Bündnis
mitarbeiten will. Er will mehr Werbung und Information in den Schulen. Die
[3][Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg] forderten frühere,
intensivere und vor allem praxisorientierte Berufsorientierung. „Im
Übergangssystem zwischen Schule und Berufseinstieg brauchen wir einen
klaren Fokus auf die duale Ausbildung.“
4 Jul 2023
## LINKS
DIR [1] https://spd.berlin/media/2023/04/Koalitionsvertrag_2023-2026_.pdf
DIR [2] https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1339095.php
DIR [3] https://www.uvb-online.de/de/themen/bildung-und-personal/die-betriebliche-ausbildung-staerken
## AUTOREN
DIR Stefan Alberti
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