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       # taz.de -- Wrestling-Game „Fight Forever“: Battle digital
       
       > Die Wrestling-Organisation WWE bekommt nun auch im Videospiel-Markt
       > Konkurrenz. Das Game von All Elite Wrestling hat aber noch Luft nach
       > oben.
       
   IMG Bild: All Elite Wrestling auf der Gamescom 2022 in Köln
       
       Sie springen durch Tische und von Ringseilen, werfen sich von Leitern und
       Käfigen herunter, wirbeln akrobatisch durch die Luft und riskieren ihre
       Gesundheit für die Unterhaltung der Fans. [1][Im Wrestling] geht es stets
       darum, eine gute Show abzuliefern und das Publikum zu unterhalten. Dabei
       ist das Ergebnis der Matches im Vorfeld festgelegt, doch muss der Weg
       dorthin möglichst spektakulär und spannend von den Sportler:innen
       gestaltet werden. Für die einen bleibt es etwas Abstruses, für die anderen
       ist es die höchste Form des Entertainments. Dabei sind Namen wie Dwayne
       „The Rock“ Johnson, John Cena und The Undertaker längst in der Popkultur
       und Hollywood angekommen.
       
       Die weltweit größte Wrestling-Organisation WWE, World Wrestling
       Entertainment, hatte in den letzten zwei Jahrzehnten ein Monopol auf die
       milliardenschwere Industrie. 2019 trat dann mit AEW, [2][All Elite
       Wrestling], erstmals ein ernstzunehmender Konkurrent in den Ring. Das Duell
       der beiden Organisationen wird nun auch auf dem Videospielmarkt
       ausgetragen. Am 29. Juni brachte AEW ihr erstes Spiel „AEW: Fight Forever“
       auf den Markt und sagt den WWE-Spielen den Kampf an.
       
       Doch wie kann ein solches Spiel überhaupt spannend sein, wenn der Ausgang
       der Matches im Vorfeld feststeht? Natürlich wird so getan, als ob alles
       echt und in der Realität verankert sei. Im Wrestling selbst nennt man
       dieses Phänomen „[3][Kayfabe]“, den Versuch, die Illusion eines echten
       Wettbewerbs aufrechtzuerhalten.
       
       „AEW: Fight Forever“ ist anfangs kaum komplex, hat keine schwierige
       Steuerung. Selbst Spieler:innen, die keine Berührungspunkte mit derlei
       Games haben, finden schnell einen Zugang. Das ist für zwei Stunden
       unterhaltsam, doch bekommt das Spiel mit zunehmender Länge auch mehr
       spielerische Tiefe. Ein Standard für Wrestling-Spiele sind der Story-Modus,
       in dem man seine eigene Karriere durchspielen kann, oder auch die Funktion,
       seinen individuellen Wrestler zu kreieren. Das bietet auch „AEW: Fight
       Forever“, aber genretypisch erschöpfen sich diese Funktionen schnell.
       
       ## Genau das, wonach es klingt
       
       Was insbesondere den Fans auffällt, sind die kleinen Details, die das Spiel
       mit sich bringt. Die typischen Bewegungen der Wrestler sind sympathisch
       eingefangen, wie auch deren Tattoos und Kleidung. Zudem gibt es die Option
       ein „Exploding Barbed Wire Deathmatch“ zu spielen. Das ist genau das,
       wonach es klingt: Ein Match, indem der Ring mit Stacheldraht eingekleidet
       ist und nach einiger Zeit explodiert.
       
       Als AEW das 2021 versuchte, schlug das Experiment glorios fehl. Statt
       großer Explosion gab es ein paar Rauchwolken und Pyrotechnik, die an
       Wunderkerzen erinnerte. Im Spiel kann man jetzt beides haben – die
       versprochene große Detonation oder aber die lächerlichen Funken. Das ist
       optisch zwar nicht allzu beeindruckend und erinnert mehr an ein Spiel der
       vergangenen Generation. Doch hebt sich „AEW: Fight Forever“ auch nicht
       durch seine Grafik ab. Das schafft das Spiel vielmehr durch seine
       charmante, unkomplizierte Action zwischen den Seilen. Und durch die
       Kleinigkeiten, die für die Fangemeinde und zugleich größte Zielgruppe
       gedacht sind.
       
       Der direkte Konkurrent zu „AEW: Fight Forever“ heißt „WWE „2K23“ und im
       Vergleich wirkt das aktuelle Spiel der WWE deutlich polierter. Die
       Präsentation wirkt ausgereifter, die Grafik ist detaillierter, die Umgebung
       der Arenen belebter. Man merkt schnell, dass die WWE ihre Spielereihe seit
       Beginn der 2000er weiterentwickelt hat, wenn auch mit unterschiedlichen
       Studios.
       
       Und trotz alledem ist „AEW: Fight Forever“ ein Konkurrent, den es ernst zu
       nehmen gilt. Immerhin bietet die WWE nun nicht mehr das einzige Produkt auf
       dem lukrativen Spielemarkt an. Zwar gibt es bei AEWs erstem Einstand in der
       Gaming-Industrie noch reichlich Luft nach oben, doch ist es ein
       vielversprechender Anfang. Und der mögliche Beginn einer langjährigen
       Fehde.
       
       5 Jul 2023
       
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