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       # taz.de -- Filmfestival in Berlin: Den Zweifeln zum Trotz
       
       > Das Kinder- und Jugendfilmfestival „The Future Is Africa“ zeigte vor
       > allem Filme von und über Frauen in Afrika. Auch Mädchen in Berlin werden
       > ermächtigt.
       
   IMG Bild: Szene aus dem Film „Xalé“
       
       Berlin taz | „I trust women more than men“, diese Worte sagt der Regisseur
       Moussa Sène Absa zum Auftakt des Kinder- und Jugendfilmfestivals [1][„The
       Future Is Africa“] am letzten Donnerstag. Das Festival, bei dem es vor
       allem um die Darstellung afrikanischer Frauen in Filmen ging, fand dieses
       Jahr zum zweiten Mal in Berlin statt.
       
       Deshalb war Xalé, der erste Film des Festivals, ein Jugendfilm, der sich
       auf das Leben des jungen Mädchens Awa konzentriert, das durch Männer
       unterdrückt wird. [2][Er erzählt aber auch die Geschichte vieler anderer
       Frauen, die ähnliche Geschichten haben.] Awa wird von ihrem frustrierten
       Onkel, der von seiner Ehefrau zurückgewiesen wird, vergewaltigt.
       
       Nach der Tat ruft sie unter Tränen ihren Zwillingsbruder an, der seinen
       Traum von einer Flucht nach Europa für sie fallen lässt, um sie zu
       schützen. Für Awa folgen Wochen des Selbsthasses, weil sie durch die
       Vergewaltigung schwanger geworden ist. Trotz eigener und der Zweifel ihrer
       Familie trägt sie es aus und versucht, eine liebende Mutter zu sein.
       
       ## Kultureller Austausch
       
       Gefolgt von der Premiere des Films Xalé gibt es nach dem Film einen
       anregenden Talk zwischen Moussa Sène Absa und der Kuratorin des Festivals
       June Givanni über die Entstehung des Films und des Festivals. June Givanni
       ist seit 1985 Spezialistin für Filme über Afrika und von afrikanischen
       Regiseur*innen und eröffnete mit diesem Wissen ihr eigenes Filmarchiv.
       Heute hat sie über 10.000 Filme, Poster, Flyer und andere Objekte rund um
       den Film in ihrer Sammlung. Aber sie setzt sich auch anderweitig für die
       afrikanische Filmkultur ein.
       
       Das Festival „The Future Is Africa“ ist inspiriert von einem ähnlichen
       Event in Afrika. Seit 2019 findet in einem Dorf in Burkina Faso regelmäßig
       ein Kinderfilmfestival statt, um den Bewohner*innen des Ortes Kultur
       und Film nahezubringen. Das Operndorf, welches der Veranstaltungsort ist,
       wurde 2009 im Auftrag von Cristoph Schlingensief als Kunstprojekt eröffnet.
       Die Idee dahinter ist es, eine Plattform für kulturellen Austausch zu
       schaffen.
       
       Dabei wird viel Wert darauf gelegt, dass mindestens die Hälfte der
       Schüler*innen der dorfeigenen Schule Mädchen sind, „weil Mädchen immer
       noch, und das gilt weltweit, meistens diejenigen sind, denen ein
       Schulbesuch verwehrt wird“, erklärt Annika Turkowski vom Berliner Festival
       der taz. So ist das Thema des diesjährigen Festivals in Berlin entstanden.
       Das Thema, so Turkowski, sei „auch hier in Berlin und Deutschland wichtig.
       Mädchen und Frauen müssen gefördert und gehört werden.“
       
       Alle Filme von „The Future Is Africa“ stellten möglichst wirklichkeitsnah
       das Leben afrikanischer Mädchen dar. Außerdem wurde die Hälfte der 27
       gezeigten Filme von Frauen gedreht. Ergänzend zu den Filmen bot das
       Festival auch Workshops für Interessierte und Schulklassen an. Sie zielten
       darauf ab, Kindern und Jugendlichen die afrikanische Filmkultur und
       Darstellung schwarzer Personen näherzubringen.
       
       So analysierte Sandulela Asanda am Dienstagnachmittag für sieben jüngere
       Teilnehmerinnen die stereotype Darstellung von schwarzen Frauen und
       generell Mädchen im westlichen Film und Fernsehen. Sie redete über die
       „male gaze“, also den männlichen sexualisierenden Blick auf Frauen. Hierbei
       wies sie auf eine bekannte Szene im Film „Transformers“ hin, wo die
       16-jährige Mikaela unnötig stark sexualisiert wird. Sie sprach über die
       Kameraführung, Kleidung und Körpersprache der Schauspieler*innen.
       
       Loki Bartels und Lore Kuchenbecker sind derzeit Schülerpraktikantinnen bei
       der taz
       
       5 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://thefutureisafrica.operndorf-afrika.com/
   DIR [2] /Wiederentdeckte-Autorin-Buchi-Emecheta/!5941599
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Loki Bartels
   DIR Lore Kuchenbecker
       
       ## TAGS
       
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