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       # taz.de -- Bilanz des Wohnungsbündnisses: Bündnis für Beschwichtigung
       
       > Das Wohnungsbündnis des Senats mit der privaten Wohnungswirtschaft
       > verfehlt Teile seiner Ziele. Der SPD-Bausenator und der Regierende sind
       > zufrieden.
       
   IMG Bild: Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) konzentriert sich auf Neubau
       
       Berlin taz | Mehr als ein Jahr, nachdem der Senat mit Teilen der privaten
       Immobilienwirtschaft das [1][Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares
       Wohnen] geschlossen hat, haben am Mittwoch der Regierende Bürgermeister Kai
       Wegner (CDU) und Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) erste
       Ergebnisse präsentiert. „Viele Sachen sind tatsächlich schon auf dem Weg“,
       sagte Gaebler zu Beginn seiner Präsentation des Monitorings, fast so, als
       hätte er es selbst nicht für möglich gehalten.
       
       Tatsächlich bleiben die erzielten Ergebnisse beim Mieterschutz weit hinter
       dem zurück, was sich das Bündnis einst – unverbindlich – auf die Fahnen
       geschrieben hatte. Das Ziel, dass auch die Privaten 30 Prozent ihrer
       Wohnungen bei der Wiedervermietung an WBS-Berechtigte vergeben, wurde in
       der Masse verfehlt. Oft sind es nur etwa 15 Prozent, vom Zentralen
       Immobilien Ausschuss (ZIA) oder der angeschlagenen Adler Group gibt es gar
       keine Zahlen.
       
       Ebenso fehlen Angaben dieser Akteure sowie des Verbands
       Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) zu der Zusicherung, bis
       einschließlich dieses Jahres die Mieten um nicht mehr als 2 Prozent
       jährlich zu erhöhen. Geliefert hat ausschließlich Berlins größter Vermieter
       Vonovia, der für seine Bestände und die der Deutschen Wohnen seit
       Vertragsunterzeichnung keine Erhöhungen im Bestand vorgenommen hat.
       
       Als Erfolg wurde von Gaebler überdies gewertet, dass Vonovia und Deutsche
       Wohnen im ersten Quartal dieses Jahres 40 Prozent ihrer Wohnungen an
       WBS-Berechtigte vergeben haben. Angesichts der Bestände an schlecht
       ausgestatteten Wohnungen ist das keine Überraschung. Schon 2019, also ohne
       Bündnis, wies die Deutsche Wohnen eine WBS-Quote von 37 Prozent aus.
       
       Verfehlt wurde bei den Privaten flächendeckend das Ziel, keine Erhöhungen
       der Nettokaltmieten durchzuführen, die zu einer Belastung von mehr als 30
       Prozent des Haushaltsnettoeinkommens führen würden. Die Maßnahme sei „in
       Vorbereitung“, hieß es von Gaebler. Als „Sorgenkind“ bezeichnete er die
       vereinbarte Ankurbelung des Wohnungstausches.
       
       ## Endlich ohne Meckerer
       
       Kai Wegner beschränkte sich darauf, die gute Stimmung des Bündnisses zu
       loben und sich darüber zu freuen, dass die „Bremsklötze“ – gemeint sind
       Linke und Grüne, die das von [2][Franziska Giffey (SPD) initiierte Bündnis]
       zähneknirschend mitgetragen hatten – weg sind. Laut Wegner führe man mit
       den Unternehmen Gespräche über den Neubau, auch mit Vonovia, das sämtliche
       Vorhaben auf Eis gelegt hat.
       
       Große Vorfreude gebe es im Bündnis über das Vorhaben, Prozesse zu
       beschleunigen – mit einem „Schneller-bauen-Gesetz“. Sorgen müssen man
       jedoch dafür, dass die Debatte über Vergesellschaftung „nicht zu einer
       Neubaubremse wird“.
       
       Von im vergangenen Jahr 17.310 fertiggestellten Wohnungen entfallen 2.700
       auf jene Privatunternehmen, die Teil des Bündnisses sind. Deutlich mehr
       Neubau und die Erfüllung aller Sozialziele vermelden die landeseigenen
       Wohnungsbaugesellschaften. Insgesamt repräsentieren die Bündnismitglieder,
       darunter auch die Landeseigenen, mit etwa 900.000 Wohnungen etwa die Hälfte
       des Bestands der Stadt.
       
       Die Linke kritisierte das „Kuscheln mit Investoren“. Der Bericht zeige,
       dass „renditeorientierte Unternehmen keine bezahlbaren Wohnungen bauen“ und
       das Bündnis „den Schutz von Mieter*innen nicht voranbringen wird“, heißt
       es in einer Mitteilung. „Noch nie sind die Mieten in Berlin so schnell
       gestiegen wie im vergangenen Jahr.“
       
       12 Jul 2023
       
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